••25••

1.4K 106 3
                                    

"Was machst du hier?", fragte sie mich schließlich, nachdem wir beide nicht wirklich wussten, was wir sagen sollten. "Ich bin mit ein paar Freunden hier. Eigentlich hatte ich nicht wirklich Lust herzukommen, aber jetzt ist es ja eh egal." Mel' nickte verständnisvoll. Was sollte ich nun sagen? Ihre Haare waren, seit dem Vorfall damals, wieder sehr lang geworden. "Deine Haare sind länger.", sagte ich. Das klang doch bestimmt sehr bescheuert. Wir sind auf einer Party und ich rede über ihre Haare. Toll gemacht Lou'. Ich drehte mich etwas peinlich berührt in die Richtung von Josh, der mir beide Daumen nach oben zeigte. Dann sah ich wieder zu Melinda. "Willst du mir deinen Freund dahinten nicht vorstellen?", fragte mich Mel', worüber ich sehr erstaunt war. Ich nickte nur und führte sie zu Josh. "Also Josh, das ist..." - "Melinda. Das weiß ich doch. Hey, ich bin Josh" Er gab ihr zu Begrüßung die Hand. "Wow, ich bin unter deinen Freunden scheinbar sehr bekannt", lachte Melinda. Ihr Lächeln war so bezaubernd. Stopp Lou'! Nicht starren! "Ich lass euch dann mal alleine" und schon war Josh in der Menschenmenge verschwunden. Lässt der Arsch mich einfach alleine...
"Nun...Und jetzt?", fragte mich Melinda, die auch nicht gerade davon begeistert war, dass Josh uns einfach zurück ließ. Ich zuckte mit den Schultern. Es war wirklich ganz schön ungewohnt wieder mit Mel' zu reden. "Wollen wir zur Bar?" Doch Melinda schüttelte den Kopf: "Ne, ich hab eigentlich nicht wirklich Lust auf diese Party. Die Mädels aus unserer Klasse haben mich überredet, sonst säße ich jetzt wahrscheinlich in Jogginghose auf meinem Bett und würde Musik hören." Ich lachte. Das hätte auch genauso gut mein Abend sein können. "Wollen wir gehen?", fragte ich sie. Hab ich das jetzt wirklich gefragt? Jetzt wird sie doch bestimmt wieder damit anfangen, dass sie mit MIR garantiert nirgendwo hingeht. "Ja gerne." Was? Hat sie? Oh mein Gott. Ich träume oder? Bevor sie ihre Meinung doch änderte, packte ich ihre Hand und schleuste sie zu den Ausgängen.
Nun standen wir draußen auf dem Parkplatz. Wir hatten gerade mal 22 Uhr. Der Abend war also noch jung. "Wollen wir ein bisschen aus der Stadt raus fahren? An einen See oder so? Melinda nickte zustimmend. "Aber mit was willst du fahren? Um die Uhrzeit kommen die Busse nicht regelmäßig." Ich überlegte kurz. Dann sah ich Josh's Motorroller und ich steuerte auf diesen zu. "Du hast doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich mir dein Motorroller ausleihe?", schrieb ich Josh und gab Mel' einen der beiden Helme. Josh hatte einen Ersatzschlüssel unter den Roller geklebt, falls er seinen mal verlieren würde. Diesen nahm ich und machte ihn an. "Hast du hier für überhaupt einen Führerschein?", fragte mich Mel' während sie skeptisch das Fahrzeug betrachtete. "Frag mich lieber nichts, dessen Antwort nicht legal ist.", sagte ich und setzte mich auf den Roller. Auch Melinda setzte sich nun zögerlich drauf und umgriff meine Taille. Der Abend kann doch nur gut ausgehen. Wir fuhren los. Auf der Fahrt redeten wir nicht viel. Ich genoss einfach nur die Nähe zu Mel' und diese Zweisamkeit, die wir schon sehr lange nicht mehr hatten. Nach etwa 20 Minuten waren wir an einem kleinen See angekommen. Wir setzten uns an einen kleinen Steg und betrachteten die Reflexion der Sterne im Wasser. Es fühlte sich gerade einfach toll an und ich genoss diesen Moment, bevor er vorbei war oder wieder irgendwas negatives passieren würde. Ich legte mich auf den Rücken und schaute in den klaren Sternenhimmel. Auch Mel' legte sich nun neben mich und schaute nach oben. "Melinda?", unterbrach ich die Stille. Ich bemerkte, wie sie den Kopf zu mir richtete. "Ich hab dich vermisst." Jetzt war es raus. Sie schaute wieder in die Sterne. Eine Zeit lang antwortete sie auf meine Anmerkung nicht. War das gut oder schlecht? Immerhin war sie ja noch hier. Sie ist nicht ausgerastet. Also gut? Ich atmete etwas kräftiger durch. Irgendwie war ich erleichtert über diese Situation. "Ich dich auch", flüsterte Mel' nun kaum hörbar. Ein kleines Lächeln spannte meine Lippen. Ich wusste es. Ich wusste, dass es nicht zu spät ist. Zufrieden schloss ich meine Augen. Wenn das hier alles ein Traum ist, dann möchte ich, dass er nie endet. Neben mir bewegte sich etwas. Plötzlich spürte ich vor meinem Gesicht Wärme. Langsam öffnete ich meine Augen. Melinda hatte sich über mich gebeugt. "Ich hab dich wirklich vermisst." Etwas nasses tropfte auf mein Gesicht. Weinte sie? Alles in mir schrie danach sie zu küssen. Ich richtete mich also auf, nahm ihren Kopf in meine Hände. Ich schaute in ihre glasigen Augen, die den Mondschein reflektierten. Dann küsste ich sie. Tatsächlich weinte sie. Ihre Lippen hatten den salzigen Geschmack einer Träne. Ich musste nicht lange warten, da erwiderte Melinda den Kuss. So viel Schmerz und Leid, die wir erfahren haben, waren in diesem Augenblick einfach davon. Dieser ganze Weg, den wir hinter uns hatten, schien plötzlich einen Sinn zu ergeben. Vielleicht ist das der Anfang von etwas Neuem. Vielleicht ist es der Anfang von uns?....

All her little things. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt