Stunde für Stunde verging. Vor den Gesprächen mit Caro lief ich davon. Immer wieder wagte ich einen Blick zu ihr und konnte förmlich spüren, dass sie nicht darüber erfreut ist im Ungewissen zurückgelassen zu werden. Scheinbar konnte sie meinen Blick auf ihr fühlen und drehte den Kopf in meine Richtung. In ihren Augen funkelte ihre innerliche Wut. Nervös lächelte ich sie an und blickte wieder zur Tafel. Sie war eindeutig sauer auf mich. Um ehrlich zu sein, kann ich es gut verstehen. Wer würde schon gern ignoriert werden. Immerhin sind wir beste Freundinnen. Eigentlich hätte sie ein Recht darauf zu erfahren, was ich vor ihr geheim halte. Dieses Mal konnte ich sogar die Ohrfeige sehen, die mir mein inneres Ich gab. Verzweifelt seufzte ich schwer und ließ meinen Blick zur Uhr schweifen. Es waren nur noch ein paar wenige Minuten bis die Stunde aus war und der Schultag zu Ende war. In meinem Kopf fingen alle Triebwerke an zu arbeiten, um einen Plan zu erschaffen, vor Caro zu flüchten. Däumchen drehend saß ich da und wartete einfach. Das Läuten der Glocke erschrak mich ein wenig. Es dauerte einige Sekunden, bis ich mich selbst dazu brachte aufzustehen. Genau das nutze Caro aus und schüttelte mich an der Schulter. Als sie mich berührte, versuchte ich meine Tasche zu schnappen und abzuhauen, jedoch hielt sie mich am Arm fest.
„Ich werde nicht weiterhacken. Ich habe genug Vertrauen in dich, dass du mit mir reden wirst, wenn etwas los ist", sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht und lockerte gleichzeitig ihren Griff.
Meine Muskeln entspannten sich und ich drehte mich zu ihr. Sie öffnete ihre Arme, womit sie mir deuten wollte, dass sie eine Umarmung möchte. Erleichtert, dass ich nichtmehr von ihr fliehen muss, erwiderte ich ihre Umarmung.
„Aber wir sollten für einige Zeit, nichtmehr durch den Wald nach Hause gehen", erklärte sie mir mit erhobenem Finger.
„Wie sie wünschen Boss", erwiderte ich und salutierte vor ihr.
Zufrieden grinste sie mir entgegen und schnappte sich ihre Tasche und zeigte mit einem Kopfnicken zum Ausgang der Klasse. Mit einem eiligen Nicken antwortete ich und griff nach meiner Schultasche. Während wir beide am Gang schweigend nebeneinander gingen, versuchte ich dieses unangenehme Gefühl loszuwerden, dass etwas nicht stimmte. Für Caro ist es nicht üblich, so schnell von etwas abzulassen. Caro riss mich aus meinen Gedanken als sie mich schuppste.
„Hey, Mrs. Tagträumerin", waren ihre Worte.
Nachdem ich mich wieder gefangen hatte blickte ich zu ihr und sah, dass sie mit einer Professorin sprach.
„Ich muss heute länger bleiben. Irgendein Projekt soll ich noch fertig machen. Um ehrlich zu sein habe ich selbst keine Ahnung. Die da meint ich muss es jetzt machen", dabei deutete sie auf die Professorin, welche nur mit einem irritierten Blick erwiderte.
„Heißt das jetzt ich muss allein nach Hause gehen?", fragte ich ein wenig unsicher.
„Sieht so aus. Außer du willst zwei Stunden auf mich warten, was ich bezweifle das du machen würdest", erwiderte sie mit einem genervten Unterton.
Kurz blickte ich ihr in die Augen und danach starrte ich auf den Boden.
„Theoretisch könnte ich schon warten. Ich hab heute sowieso nichts vor"
In ihrem Gesichtsausdruck konnte ich wahrlich sehen, dass sie diese Antwort eher weniger erwartet hatte.
„Äh... ja okay, wenn es dir nichts ausmacht", antwortete sie entgeistert.
Zufrieden nickte ich sie an und wir marschierten gemeinsam mit der Professorin in einen Raum wo noch weitere 3 Schüler warteten. Um nicht ganz komisch rüberzukommen, wank ich allen zu und stellte mich vor, da ich keinen von ihnen kannte. Ohne mich dabei anzusehen wanken sie zurück und rannten zum Projektleiter oder einfach gesagt der Professorin, um ihre Fortschritte zu präsentieren. Was mich ein wenig wunderte, dass selbst Caro ihren Teil gemacht hatte und ihn sogar mithatte. Vor ein paar Minuten wusste sie doch nicht mal, dass heute das Treffen stattfand. Nachdem sie zum Arbeiten begonnen hatten, blickte ich um mich, um nach einer passenden Sitzgelegenheit zu suchen oder auch etwas, worauf ich einfach schlafen konnte. Als ich nichts Bequemes gefunden hatte, deutete ich Caro einfach, dass ich in der Bibliothek auf sie warten werde. Eilig nickte sie mir zu und danach richtete sie wieder ihre volle Konzentration auf das Projekt. Ich holte meine Tasche und machte mich auf den Weg. Die Gänge waren so leise und ruhig, wenn es mitten in der Stunde war und vor allem wenn die sechste Stunde vorbei war. Leise öffnete ich die Tür zur Bibliothek und schob meinem Kopf hinein. Es waren nicht viele Leute dar, nur die Bibliothekarin und zwei oder drei Schüler. Ohne einen Mucks schloss ich die Tür hinter mir und wank der Frau hinter der Theke. Diese erwiderte einfach nur mit einem grimmigen Pscht und blickte danach wieder auf ihren PC. Sie reagierte immer so, egal wie leise man auch war. Erleichtert atmete ich aus, als ich zu dem Sofa kam. Es war keiner da und es schien die Sonne darauf. Das ist der beliebteste Platz der ganzen Schule, nur kann man schlecht drauf arbeiten, also sitzen die anderen lieber beim Tisch. Meine Tasche warf ich neben der Couch zu Boden und legte mich mit dem Rücken darauf. Die Sonne wärmte meinen ganzen Körper und brachte mich dazu, in weniger als 5 Sekunden einzuschlafen. Als ich meine Augen wieder öffnete, war ich nicht wie erwartet in der Bibliothek, sondern im Wald. Nervös riss ich die Augen auf und blickte um mich.
„Caro?", war das erste was mir einfiel.
Jedoch antwortete niemand. Unsicher folgte ich dem Kieselweg und blieb nach einigen Schritten wieder stehen. Vor mir war ein Junge. Er weinte. Vorsichtig näherte ich mich ihm und wollte ihn beruhigen. Auf einmal drehte er sie um und schrie mich an.
„DU! DU HAST IHN GETÖTET!"
Mir blieb ein Klos im Hals stecken und für einen kurzen Moment vergas ich zu atmen. Immer und immer wieder wiederholte er die Worte. Bis er sein eigenes Gesicht abriss und es zu Boden warf. Danach kippte er in sein eigenes Blut und versank in der Erde. Geschockt blieb ich wie angewurzelt stehen. Aus dem Nichts erschien ein zweiter Junge. Sein Kopf hing nach links und man konnte sehen wie ein Stück seine Wirbelsäule sich durch seine Haut bohrte. An den Bissstellen floss das Blut heraus. Ein eiskalter Schauder lief mir über den Rücken. Seine Augen waren rot unterlaufen und bei jedem Schritt baumelte sein Kopf hin und her.
„Du ... hast ... mich ... getötet... Monster", gab er stockend von sich.
Bei jedem Wort spuckte er Blut. Mit jedem Schritt kam er näher auf mich zu. Ich wollte weglaufen, jedoch wollten sich meine Beine nicht bewegen. Plötzlich schrie er auf und machte einen gewaltigen Sprung zu mir. Mir blieb nichts anderes übrig als mir die Hände vor dem Gesicht zu halten und zu schreien. Nach einigen Sekunden nahm ich sie wieder weg, da nichts geschehen war. Zitternd blickte ich erneut um mich. Er war nirgends zu sehen. Gerade als ich erleichtert ausatmen wollte spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Alle meine Muskeln verkrampften sich und langsam bewegte ich meinen Kopf nach hinten. Dort konnte ich sein Gesicht sehen. Er hielt es mit einer Hand leicht hoch, damit es über meiner Schulter war.
„Stirb", flüsterte er mir ins Ohr und spuckte dabei Blut hinein.
Mein ganzer Körper schrie förmlich und endlich schaffte ich es mich zu bewegen. Nach einigen Schritten gaben meine Beine nach und ich fiel zu Boden. Als ich mich jedoch umdrehte war er nichtmehr da. Nur ein Mann und eine Frau welche weinend auf die Leiche starrten. Daneben stand ein Polizist und schrieb etwas auf seinen Block. Paar Meter weiter war ein anderer und machte Fotos von den Beweisen. Nervös blickte ich hinter mich und konnte etwas von mir entfernt einen Jungen mit seinen Eltern sehen. Er sah verstört aus. Seine Augen weit aufgerissen und stark am Zittern. Auf einmal richteten sich alle Augen auf mich.
„MÖRDER", schrien alle gleichzeitig.
Ich rollte mich zusammen und schrie und weinte. Flehte um Gnade.
Auf einmal riss es mich aus dem Schlaf, als ich vom Sofa fiel. Mein Herz klopfte wie verrückt und ich zitterte am ganzen Körper.
„Gott sein Dank bist du wach. Du hast angefangen im Schlaf zu weinen und zu schluchzen und hast sogar um Hilfe gefleht", sagte eine unbekannte Person.
Es dauerte einige Sekunden, bis ich mich halbwegs wieder gefangen hatte und erkennen konnte wer vor mir stand. Es war nicht Caro, nein es war Logan. Er kniete neben mir und schaute mich unsicher an.
„Ich ... äh ... hatte einen schlechten Traum", antwortete ich mit zitternder Stimme.
„Hat man gemerkt", erwiderte er erleichtert.
„Sorry falls ich dir zur Last gefallen bin"
„Nein bist du nicht, aber es war komisch, dass du einfach nicht aufwachen wolltest"
Bemüht quälte ich mich auf die Bank und schaut auf die Uhr in der Bibliothek. Es waren nur 30 Minuten vergangen. Nervös und erleichtert gleichzeitig atmete ich langsam aus.
„Danke jedenfalls", sagte ich.
Er erhob sich und setzte sich neben mich und lächelte mich an.
„Gar kein Problem, ich konnte zwar kaum helfen, aber du bist jetzt wach und darauf kommt es an"
Mit einem Nicken bestätigte ich seine Aussage und lehnte mich gegen die Lehne des Sofas.
Was für ein Albtraum... ich muss mich beruhigen
Hoffe der neue Teil gefällt euch :3 würde mich über eine positive Bewertung und ein Kommentar freuen ^^
Danke fürs Lesen <3
~Alexa~
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She Wolf
WerewolfWenn ihr herausfinden würdet, dass ihr anders seit als alle anderen, würdet ihr es geheim halten? Lyra ist 17 Jahre alt und wohnt mit ihrer Mutter in der Umgebung von Tulln in einem Haus das neben dem Wald liegt. Seit einer kurzen Zeit verändert Ly...