Camerons letzter Tag hier und ich saß alleine in der Wohnung rum. Er hatte mich zwar gefragt ob ich mit zu dem zweiten Meet&Greet hier in LA mitkommen wollte, aber ich hatte nein gesagt, weil es mir dann nur noch mehr bewusst geworden wäre, dass wir uns heute das letzte Mal für eine lange Zeit nicht sehen würde.
Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg meine Wange herunter und ich ließ mich mit hängenden Schultern auf die Couch sinken. Ich war so hoffnungslos, saß den ganzen Tag auf der Couch, sah mir meine Lieblingsserien an und schaufelte Essen mich rein, sodass einem normalen Menschen schon längst schlecht geworden wäre.
Ich kramte mein Handy aus der Tasche und schaute meine Nachrichten bei Whatsapp nach, von meinem Vater war auch eine dabei.
'Hallo mein Kind, wie geht es dir?? Vielleicht können wir ja mal telefonieren?'
Aus gegebenem Anlass wählte ich also die Festnetznummer meines Vaters und nach drei Mal klingeln nahm er dann auch ab. "Hey Daddy, ich bins." Mein Vater lachte kurz auf und sagte dann:" Hallo Liebling, wie geht es dir?" Tja, wie ging es mir?? Mein Freund würde wochenlang nicht hier sein, ich hatte hier absolut keine Freunde und von der Schule hatte ich noch immer keine Antwort erhalten, was mich zugegebenermaßen etwas beängstige. Aber dennoch traute ich mich nicht meinem Vater die Wahrheit zu sagen, weil er wollen würde, dass ich zu ihm zurückkam und das wiederrum wollte ich nicht. An diesem Ort hatte ich einfach zu viele schlimme Sachen erlebt, die ich für immer hinter mir lassen wollte. "Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen.. Ich habe jemanden kennengelernt, Dad", sagte ich mit einem Lächeln und stand von der Couch auf.
Meine Füße liefen wie von alleine die Treppe nach oben in Camerons Zimmer, wo ich mit Abstand die meiste Zeit meines Tages verbrachte. "Ach ja? Und wann lerne ich den jungen Mann kennen?" Tsja, wahrscheinlich nicht so schnell, dachte ich und seufzte leicht. Es war echt alles viel zu kompliziert.. "Dad, das ist..er..er geht auf Tour.." War ja klar, dass mein Vater mich fragen würde, was ich meinte, weshalb ich ihm schließlich jedes noch so kleine Detail erklären musste"Und er wird dich alleine da lassen?! Würde er dich lieben, dann würde er bei dir bleiben!" "Dad, das ist sein Job! Ich möchte ausserdem nicht daran Schuld sein, wenn er unglücklich ist, weil er nicht auf Tour gehen kann.. Ich komme schon zurecht!" Damit war das Thema für mich beendet und ich lenkte vom Thema ab.
Mein Blick glitt durch den Raum und blieb an dem Foto von Susan, Camerons Ex-Freundin, hängen. Sie sah mir so ähnlich, das konnte doch alles kein Zufall sein, oder? "Dad? Mal eine ganz andere Frage..hab ich eigentlich noch irgendwelche Geschwister, von denen ich nichts weiß?" Mein Vater verschluckte sich und hustete. Was war das denn jetzt bitte?! "Ally..wie kommst du darauf?!", fragte er bestimmt und ich schluckte schwer. Irgendwas verschwieg mein Vater mir, da war ich mir sicher. "Nur so..ich meine, es könnte ja sein..ein Zwilling oder so?? Ich weiß ja, dass ihr nicht sehr viel Geld hattet und es schon schwer für euch war mich großzuziehen?" Stille. Bedrückende Stille, die mir wohl alles sagen sollte. "Ally..das ist kompliziert.. Aber sag mir bitte von wem du das weißt." Woher ich es wusste?! Von meinem Freund, der verdammt nochmal mit meiner Schwester zusammen gewesen war!! "Von meinem Freund. Er war.. Cameron war mit ihr zusammen", brachte ich schwer atmend hervor. Mein ganzes Leben lang hatten mich alle um mich herum angelogen, hatten mir verschwiegen dass ich eine Schwester hatte, die ich nicht mal kennenlernen durfte und jetzt auch nicht mehr kann!
Wieder einmal schien mein inneres zerbersten zu wollen und alles in mir krampfte sich zusammen. Ausdruckslos lag mein Blick auf der Glasfront vor mir, hinter der sich der Himmel schon leicht rot färbte."Ally, hör mir zu.." Nein!! Ich durfte mich nicht schon wieder bequatschen lassen! "Nein, Dad!! Du hattest all die Jahre Zeit mit mir zu reden und ich hätte dir zugehört, aber ihr habt es total versaut! Susan ist tot okay?! Meine Schwester ist verdammt nochmal tot!!!" Und jetzt war der Augenblick gekommen, in dem ich restlos zusammenbrach. Die Tränen liefen unaufhaltsam an meinen Wangen herunter und in meinem Kopf wiederholte sich immer und immer wieder der selbe Satz: Ich hatte eine Schwester, aber sie war tot.
"Es..es tut mir leid, Ally! Bitte!" Doch ich wollte seine Entschuldigungen nicht hören, denn sie würden auch nicht wieder gut machen, dass er mir einen wichtigen Teil meines Lebens vorenthalten hatte - meine Schwester! Meine Hand drückte wie von selbst auf den roten Knopf und das Handy landete in der nächsten Ecke.
War das mit Roy nicht alles schon genug gewesen?! Jetzt erfuhr ich auch noch dass ich eine Schwester gehabt hatte und statt dies durch meine Familie zu erfahren, erfahre ich es durch Cameron?! Was um alles in der Welt war nur mit der Menschheit geschehen? Konnte ich die Menschen, die mein ganzes bisheriges Leben bei mir gewesen waren überhaupt noch als Familie bezeichnen?
Mein Herz blutete und die Tränen wollten nicht verstummen, denn der Kummer, der sich erbarmungslos in mir festgefressen hatte, wollte nicht verebben. Und so nahm ich die Welt nur noch am Rande und durch einen Tränenschleier wahr.
Weder bemerkte ich wie Cameron nach Hause kam, noch wie er einen Arzt rief. Doch wüsste er, was hinter diesem Nervenzusammenbruch steckte, dann hätte er wohlmöglich nicht den Arzt gerufen, sondern mich einfach nur in den Arm genommen.
"Es tut mir so leid", murmelte ich mit tränenerstickten Stimme und wickelte meine Arme fest um meinen Oberkörper. Der Schmerz sollte nachlassen!! Ich wollte nicht mehr - Ich konnte nicht mehr!
"Ally, ich bin bei dir, alles wird gut!", ertönte Camerons Stimme unwillkürlich neben meinem Ohr und eine Gänsehaut überzog meine Arme. Behutsam legte er mir eine Wolldecke über die Schultern und setzte sich dann zu mir, nahm meine Hand und redete mir immer wieder beruhigende Worte zu, bis ich langsam spürte wie mein Herz wieder gleichmäßig klopfte und erst jetzt bemerkte ich den Arzt, der rechts hockte und mich besorgt musterte.
"Miss, geht es wieder?", fragte er und leuchtete mit seiner Lampe abwechselnd in meine Augen. "Ja, alles okay." Cameron ergriff wieder meine Hand und ich warf ihm ein kurzes Lächeln zu. Der Arzt stand nun ächzend auf und räumte alles wieder in seinen Sanitätskoffer, der auf Cams Bett stand. "Mit einer Panikattacke ist wirklich nicht zu spaßen. Ich würde Ihnen empfehlen so bald wie möglich einen Spezialisten aufzusuchen, solange ruhen Sie sich bitte aus!" Mit zusammengekniffenen Lippen nickte ich und fragte dann:" Wo finde ich einen solchen Spezialisten?" Der Arzt drehte sich langsam zu mir um und reichte mir eine kleine Visitenkarte, die ich dankend annahm. Panikattacke, dachte ich und rieb mir mit meiner Hand über meine Schläfen.
Der Arzt verabschiedete sich von mir und Cameron geleitete ihn noch bis zur Tür. Ich hingegen setzte mich auf sein Bett und legte meine zusammengefalteten Hände in den Schoß. Wahrscheinlich hätte ich mich einfach nicht so aufregen sollen, dann wäre das alles nicht passiert.
"Hey, wie gehts dir?", erklang plötzlich eine Stimme im Raum und ich schaute zur Tür, in deren Rahmen Nash sich lässig angelehnt hatte. "Ganz gut..schätze ich." Er nickte und trat nun gänzlich in den Raum um sich dann auf Camerons Schreibtischstuhl niederzulassen. "I-ich.. Ally, es tut mir leid, ok? Ich war gemein zu dir, aber..du musst wissen.." Doch ich ließ Hamilton erst gar nicht zu Ende sprechen und sagte:" Nash, es ist ok. Es ist nicht deine Schuld, ok? Ich..ich habe mir einfach zu viel Stress gemacht und die ganze Sache ist alleine meine Schuld." Urplötzlich herrschte eine betretene Stille zwischen uns und erst nach einigen Minuten sagte er:" Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich dich sehr gerne habe. Es tut mir leid was ich letztens auf der Party gesagt habe und..ich wünschte ich könnte es wieder gut machen." Aber wir beide wussten ganz einfach zu gut, dass es Sachen gab die man nicht einfach mit einem Pflaster flicken konnte - Wunden, die durch Worte entstanden.
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Love is an everlasting Good | MAGCON FF
Fanfiction"Er brauchte mir nicht seinen Nachnamen zu sagen, denn ich wusste ganz genau wer da vor mir stand. Die braunen verwuschelten Haare, die eisblauen Augen, das breite Lächeln und die beeindruckend beruhigende und intensive Stimme. - Hamilton Nash Grier...