Familie

281 12 4
                                    


"Hey", sagte ich leise und Cameron drehte sich zu mir herum. Als er mich sah schlich sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. "Hallo", murmelte er und schaute wieder aus dem Fenster.
Einen Fuß vor den anderen setzend, ging ich auf den Sitz neben ihm zu und setzte mich dann hin. An uns zog die Landschaft vorbei und ein Lächeln breitete sich aus. "Alles okay mit dir, Cameron?" Als er seinen Kopf in meine Richtung drehte, schien er in einer anderen Welt versunken zu sein und schaute mich verwirrt an. Was war bloß los mit allen? "Cam?", fragte ich unsicher, aber er gab mir noch immer keine Antwort, weshalb ich einfach ruhig neben ihm sitzen blieb.


Unwillkürlich musste ich an meine Eltern denken. Meine Mutter, die immer alles für mich getan hätte und mein Vater, der alles für mich stehen und liegen lassen würde. Sie war tot und ihn hatte ich alleine gelassen, nur an mich denkend. Roy hin oder her, ich hätte meinen Vater nicht mit diesen zwei Weibern, die ich mehr verachtete als sonst wen, alleine lassen dürfen und das schlechte Gewissen plagte mich regelmäßig. Ich erinnere mich noch genau an den Tag als meine Mutter starb und die Erinnerung jagte mir blitzschnell die Tränen in die Augen.


Sie hatte schon länger gewusst, dass sie sterben würde und als es dann so weit war, versuchten meine Eltern mir das schonend und verständlich beizubringen. Wir waren im Krankenhaus, mein Vater redete mit dem Arzt und ich lag seelenruhig neben meiner Mutter im Bett. Sie war schwach und kurz davor aufzugeben, da sagte sie:" Egal was dir je zustoßen wird, Ally, alles im Leben hat einen Sinn. Gott möchte mich bei sich haben, aber deshalb bin ich nicht fort, okay? Ich werde dich vom Himmel aus beobachten und du kannst mit mir sprechen. Und Ally, egal was für Wahrheiten je ans Licht kommen - wir wollen immer nur das Beste für dich, bitte vergiss das nicht!" Mit Tränen in den Augen schaute ich meine Mutter an und versuchte zu realisieren, was sie da gerade gesagt hatte. Sie würde zu Gott gehen und auf mich aufpassen, aber sie würde nicht mehr bei mir sein. "Mom? Musst du jetzt schon gehen?" Ich war 9 Jahre alt und ich liebte meine Mutter mehr als alles, sie jetzt zu verlieren war einfach die pure Hölle. Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg an ihrer Wange herab und sie flüsterte schwach:" Nein, Ally. Aber bald muss ich gehen. Ich hab dich ganz doll lieb, bitte vergiss das nicht, okay? Mama liebt dich sehr.." Aus einer Träne wurde ein ganzer Fluss aus Tränen und auch ich begann zu schluchzend. Sie konnte mich doch nicht einfach alleine lassen! Aber noch am selben Abend starb meine Mutter und wahrscheinlich war genau das der Moment, wo ich den Glauben an alles gute verlor. Ich wurde älter, reifer und ich kämpfte mich durch. Dann lernte ich Roy kennen und dachte ich hätte endlich jemanden gefunden, an dem ich mich festhalten konnte, doch da kannte ich Cameron und Nash nicht.


Mit meinem Handrücken strich ich mir über die Augen und warf dann einen Blick auf die Uhr. Fast zwei Stunden mussten wir noch fahren und Cameron hatte noch immer keinen Ton gesagt. Gerade als ich aufstehen wollte um zu gehen, griff seine Hand nach der meinen und ich schaute ihn verwirrt an. "M-meine Mutter hat mich angerufen.. Sierra liegt im Krankenhaus." Oh Scheiße, das erklärte so ziemlich alles. So wie ich mitbekommen hatte, standen Cameron und seine Schwester Sierra sich sehr nahe. Das ihn das so mitnahm wunderte mich also reichlich wenig.
"Das tut mir leid, Cameron. Aber was ist denn passiert?" Er versuchte sich zu fassen, aber es schien ihm nicht wirklich zu gelingen, denn schon nach kurzen Sekunden kullerten ihm salzige Tränen über die Wangen. "S-sie wollte nur Wäsche waschen und..meine M-mom hat gesagt, dass Sierra plötzlich Magenschmerzen hatte und zusammengebrochen ist. Wahrscheinlich ist es am Blinddarm und sie muss operiert werden." Schwere Schluchzer schüttelte seinen Körper und ich schlang meine Arme fest um seinen Oberkörper. Cameron brauchte jetzt jemanden, der für ihn da war und ich war nunmal gerade zur Stelle. Wenn es wirklich am Blinddarm war, dann war es scheiße, aber es war soweit ich weiß kein schlimmer Eingriff und nicht wirklich mit Komplikationen verbunden, aber was sollte ich schon großartigen darüber wissen.. "Ally, ich muss zu ihr." Ein Klos bildete sich in meiner Kehle und es zerbrach mir mal wieder das Herz ihn so zu sehen. Meine Hand strich immer wieder beruhigend über seinen Rücken und ich hoffte, dass er sich beruhigte. Irgendwas musste ich doch tun und scheinbar war es das einzig sinnvolle, wenn er wirklich zu seiner Schwester fuhr. "Ich rede gleich mit Daniel, ich verspreche es."



Mit einem Ruck kam der Bus zum stehen und die Türen wurden geöffnet. "Halbe Stunde Pause", ertönte eine Stimme durch einen Lautsprecher und ich löste mich sachte von Cameron. "Geh mal an die Luft Cameron, ich rede mit Daniel." Ein undeutliches Nicken seinerseits und ich stiefelte zielsicher die Treppe herab, aus dem Bus heraus und auf den nächsten Bus zu. Er sah auch von innen genauso aus wie unserer Bett, nur das in dem Raum mit dem Tisch eine Art Büro aufgebaut war.


Daniel saß vor seinem Laptop und arbeitete, weshalb ich mich räusperte damit er mich entdeckte. "Ally, was kann ich für dich tun?", fragte er freundlich und ich setzte ein gekünsteltes Lächeln auf. "Es geht um Cameron. Seine Schwester liegt im Krankenhaus und er ist ziemlich fertig. Ich möchte, dass er für zwei Wochen nach Los Angeles zurückfliegt und seine Mutter unterstützt." Daniel stand nun von seinem Platz auf und sah mich belustigt an. "Und wer gibt dir das Recht das zu bestimmen?", lachte er nur. Heuchler! Ein siegessicheres Grinsen schmückte sein Gesicht, aber das würde ihm gleich schon noch vergehen, denn ich war schon immer gut im Argumentieren gewesen. "Nun, als deren Begleitung wurden mir wichtige Aufgaben auferlegt. In meinen Augen gehört auch dazu, dass ICH entscheide was gut für die Jungs ist und was nicht! Und Cameron geht es nicht gut, so bringt er seinen Fans auch nichts, wenn er ein Häufchen Elend bei den M&Gs ist." Schlagartig wurde sein dummes Grinsen von seinem Gesicht geblasen und er schaute mich grimmig an. Wenn ich nicht mal sowas von gewonnen hatte! "Nun gut, dann wird Cameron fliegen, aber in Houston ist er wieder dabei! Ich werde den Flug natürlich sofort buchen. Das nächste Mal möchte ich, dass du sowas nicht alleine entscheidest!" Blablabla.. Aber weil ich verdammt nochmal seine Angestellte war, sagte ich höflich wie ich nun mal war:" Natürlich, Sir. Danke." Und damit bahnte ich mir meinen Weg wieder hinaus in die Hitze.


Jetzt kam ich auch mal dazu mich ordentlich umzusehen. Wir befanden uns auf einem Rastplatz direkt am Highway und von der Straße trennten uns lediglich einige Bäume. Außer den Toiletten gab es auch ein kleines Restaurant, in dem einige Leute saßen, aber unsere 'Stars' liefen einfach auf dem Platz herum. Schmunzelnd zog ich mein Handy aus der Tasche und schrieb Cameron, dass er seine Sachen zusammensuchen sollte, weil er nach Hause fliegen würde. Dann steckte ich das Handy wieder weg und ging zu Shawn und Matt, die über irgendwas diskutierten. Ja, die Menschen von Magcon waren mehr eine Familie geworden, als dass sie Freunde waren und ich war verdammt froh darüber. Und obwohl sie mittlerweile ein solch großes Aufsehen erregten, waren sie die bodenständigsten Menschen, die mir je begegnet waren. Ich liebte jeden einzelnen von ihnen wie ich Susan, meine Zwillingsschwester geliebt hätte. Auch sie hatte alle gekannt und vielleicht sollten sie nun endlich erfahren, dass Susan meine Schwester gewesen war. Sie hatten irgendwie ein Recht darauf.

---♡---♡---♡---

A/N

Ich möchte mich bei euch für 400 Reads bedanken! Ihr seid einfach die Besten!

Aber was sagt ihr zu dem Kapitel?♡

Love is an everlasting Good | MAGCON FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt