The easiest part was falling in love with you.
The hardest part ist being away from you.Da saß ich nun und wartete, während ich beinahe schon sehnsüchtig in den herbstlichen Himmel blickte. Fahles Tageslicht fiel auf die ausladende Schreibtischplatte, auf welcher ich bereits vor einer guten halben Stunde meine Schulutensilien ausgebreitet hatte. Doch meine Hausaufgaben waren immer noch unberührt. Stattdessen klopfte ich mit dem Ende des Stiftes lieber unbekannte Rhythmen auf die Tischkante und starrte vor mich hin.
Worauf ich wartete? Das erlösende Klingeln meines Handys. Denn nach eineinhalb Wochen reduzierter Kommunikation per Textnachrichten oder schlichte Mails konnte ich heute endlich wieder seine Stimme hören.
Ich wusste, dass Kenma zurzeit viel zu tun hatte und, dass heute der letzte Tag einer wichtigen Prüfung war, weshalb er Hals über Kopf in Büchern versunken war. Und auch mein Leben war nicht gerade ereignislos, sodass ich morgens oft früh aufstand und abends tot müde ins Bett fiel, nicht mehr viel Kraft übrig, um noch irgendetwas zu tun.
Doch manchmal wäre es einfach schön gewesen seine Stimme einfach nur einmal kurz zu hören. Es musste nicht viel sein, er hätte mir genau so gut aus seinen Lernunterlagen vorlesen können. Was zählte war einfach nur das Gefühl, dass er bei mir war. Das Gefühl, ihn wenigstens für den Moment nicht mehr so schrecklich zu vermissen. Das Gefühl, geborgen zu sein und zu wissen, dass die Welt mir nichts anhaben konnte.
Es war von Anfang an klar gewesen, dass eine Fernbeziehung eher suboptimal war und, dass von uns beiden viel verlangt wurde, wenn wir wollten, dass das funktionierte. Geblendet vom Zauber des Moments hatte ich da allerdings keinen Gedanken daran verschwendet, sodass erst kurz darauf die harte Realität auf mich eingestürzt war und das Gestell der rosaroten Brille von meiner Nase zerrte. Immer, wenn ich glücklichen Paaren begegnete, welche sich auf einem Date liebevoll mit Eis fütterten oder auf Festivals zusammen das Feuerwerk ansahen wurde es mir bewusst. Kenma konnte nicht mal eben vorbei kommen, um mit mir spontan etwas zu unternehmen. Er konnte mich auch nicht in den Arm nehmen, wenn es mir schlecht ging und ich einfach Zuneigung brauchte. Und er konnte auch nicht mit mir zusammen lachen, wenn wir unterwegs etwas witziges sahen. Ich hatte nie wirklich die Gelegenheit gehabt ihm selbstgemachte Schokolade zum Valentinstag zu schenken oder ihm einen irrsinnig kitschigen Liebesbrief ins Fach zu schmuggeln.
Dafür hatten wir aber auch selten bis nie Streit. Eifersucht war kein Thema, denn wir beide brachten von Anfang an starkes Vertrauen in den jeweils anderen mit in unsere Beziehung. Wir hatten unseren Freiraum, unsere Freunde und unsere Hobbys und wurden es somit nie Leid. Wo bei anderen irgendwann der Alltag einkehrte, fand man bei uns selten, aber dann gute und ausgiebig geplante Treffen.
Und es lief auch ganz gut, würde ich behaupten, denn wir waren immerhin schon etwas mehr als eineinhalb Jahre zusammen.Das erste Mal hatten wir uns während eines Trainingsspiels getroffen: Karasuno gegen Nekoma. Da mein älterer Bruder Kōchi zu dieser Zeit im Volleyballteam spielte, war ich selbstverständlich vorbei gekommen, um die Mannschaft anzufeuern. Und, da Kiyoko mich nach Unterstützung gefragt hatte und ich es nie schaffte, nein zu sagen. Vermutlich wäre er mir nie wirklich aufgefallen, wäre ich nicht durch Zufall mit ihm zusammengestoßen, als ich nach Hinata suchen wollte, welcher sich vor Panik wieder auf der Toilette verkrochen hatte.
Unscheinbar war das erste, was mir für ihn einfiel und sehr gesprächig schien er auch nicht zu sein. Genau genommen war er so ziemlich das Gegenteil von allem, was ich war. Umso überraschter war ich, dass wir uns bei unserem Wiedersehen im Trainingscamp, bei welchem ich überraschend einspringen musste, tatsächlich recht gut verstanden. Ich fühlte mich wohl in seiner Nähe, da er eine so ruhige Persönlichkeit hatte, welche meinen leicht anzufeuernden, hitzköpfigen Charakter schnell wieder auf den Boden der Tatsachen brachte. Trotz, oder vielleicht auch gerade aufgrund aller Gegensätze, ergänzten wir uns ganz gut. Und wie das so war tauschten wir schließlich Nummern aus. Über ein paar Wochen hin schrieben wir uns regelmäßig. Irgendwie fand ich es lustig, dass er per Text weitaus mitteilungsbedürftiger war als von Person zu Person. Ich konnte von meinem jetzigen Standpunkt aus nicht mehr sagen, wann sich Freundschaft zu Liebe entwickelt hatte.Seufzend wandte ich meinen Blick von der Natur hinter der Glasscheibe auf meinen Schreibtisch. Zwischenzeitlich hatte ich davon abgelassen gegen die Kante zu klopfen und versah stattdessen die leere Heftseite mit dünnen, kaum zusehenden Punkten, als ich die Mine des Stiftes immer wieder auf das Papier drückte. Als endlich das heiß ersehnte Klingeln einen eingehenden Anruf ankündigte, zuckte ich derart erschrocken zusammen, dass nun ein einzig großer Strich quer über die Seite bis auf meine Schreibtischunterlage prangte.
„H-hallo?"
Es folgte eine kurze Stille am anderen Ende der Leitung, in welcher ich nur einen leichten, ruhigen Atem gegen den Hörer vernehmen konnte. „(f/n)? Wie geht's dir?"
„Kenma! Mir geht's gut und dir?", gab ich erfreut zurück und lauschte seiner ruhigen, fast schon leisen Stimme am anderen Ende der Leitung, während ein breites Lächeln über die Lippen glitt und ich mich weiter in meinem Schreibtischstuhl zurücklehnte.
Wir unterhielten uns über dies und das, wobei ich in der Regel diejenige war, die redete und Kenma der stille Zuhörer blieb. So erzählte ich ihm von der anstrengenden Woche und wie froh ich war, dass endlich Wochenende war. Außerdem von meinen besten Freunden und ihren genialsten Einfällen zu meinem anstehenden Geburtstag und der unnützen Auseinandersetzung mit einem meiner Lehrer. Im Gegenzug erkundigte ich mich nach seinen Prüfungen und Neuigkeiten aus Tokyo und bekam sogar ein paar zögerliche Erzählungen aus den letzten Trainingsstunden, woraufhin ich nur lachen konnte. Es war schön seine Stimme endlich mal wieder zu hören. Auch, wenn es mich wunderte, dass neben seiner Stimme noch so manch anderes Geräusch an mein Ohr drang. Etwas, was sich anhörte, wie eine haltende Bahn und die Lautsprecherdurchsagen einer Bahnstation.
„Bist du unterwegs?", wollte ich wissen und zog verwundert meine Augenbrauen in die Höhen. Normalerweise rief er immer nur an, wenn er bereits zu Hause angekommen war. Mehr Ruhe und mehr Privatsphäre.
„Ja. Aber nicht mehr lange", war seine vage Antwort daraufhin. Ich wartete, ob noch etwas anderes zur Erklärung folgen würde. Doch Kenma schwieg sich aus.
Unten im Haus ging die Türklingel. Aber, obwohl zumindest mal meine Mutter und Kōchi im Haus sein sollten, tat sich nichts.
„Macht mal jemand die Tür auf?", rief ich auffordernd in den Flur hinein und wartete, mit dem Handy neben meinem Ohr darauf, ob eine Antwort kam.
Doch immer noch tat sich nichts. Stattdessen ertönte die Klingel ein weiteres Mal.
„Warte mal kurz, da ist jemand an der Haustür und niemand hält es für nötig sie zu öffnen", informierte ich Kenma über das gerade vor sich gehende Szenerio, entknotete meine Beine und tapste die Treppenstufen langsam hinab. Er kommentierte das Ganze nur nebenher.
Ein drittes Mal schellte es. Genervt runzelte ich die Stirn. „Ich komm ja schon! Himmel!"
Offenbar war es dem Besucher noch nicht zu Ohren gekommen, dass auch einmaliges Klingeln ausreicht. Mit der Zunge schnalzend, das Telefon immer noch ans Ohr gepresst, allerdings nun zwischen Kinn und Schulter eingeklemmt, hatte ich zwischenzeitlich die Tür erreicht und drückte schwungvoll die Klinke nach unten, sodass diese aufsprang.
„Bitte? Was gibt's denn?"
Kaum, dass ich meinen Blick auf den Besucher gerichtet hatte, weiteten sich meine Augen überrascht und mein Hand drohte mir aus der Hand zu fallen.
„Na, na, (f/n). Begrüßt man so seinen Besuch?", tadelte Kōchi mich spielend, wobei er mir zart auf die Schultern klopfte und sich anschließend an mir vorbei in das Innere des Hauses drängte.
„Kenma?!, stieß ich überrascht hervor und ließ nun endgültig meine Hand sinken.
„Ich bin da, (f/n)", kam es von dem Blonden vor mir, während doch tatsächlich ein zartes Lächeln seine Lippen umspielte. Einen Augenblick lang starrte ich fassungslos in die braunen Augen meines Freundes, ehe ich mich aus meiner Starre löste und ihm freudestrahlend um den Hals fiel. „Was machst du denn hier?"
Leise lachend legten sich seine Arme um meinen Körper und er drückte mich enger an sich heran, während sein Kinn auf meinem Kopf ruhte. „Überraschung."
Anmerkung der Autorin:
OS Nummero 3. Reader hier als Sugas kleine Schwester~
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Haikyuu!!: Haruichi Furudate
Reader: Du
Story: Meins
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Haikyuu!! - To Go [OS Sammlung]
Fanfiction»Einmal Fanfiction zum Mitnehmen, bitte!« [Reader Insert] [OS-Sammlung]