Mit leeren Blicken starrte ich auf das Blatt, welches vor mir auf dem Tisch lag. Meine Gedanken waren blank und die Stunde, welche ich mir für diese Aufgabe vorgenommen hatte verstrich unaufhörlich, ohne dass ich überhaupt einen Finger krumm gemacht hatte. Immerhin hatte ich es geschafft die Überschrift niederzuschreiben und das Datum fand sich auch am Rand. Das war's dann aber auch schon. Und der Grund dafür hatte mein Bett vereinnahmt und lümmelte breit ausgestreckt auf der orangenen Tagesdecke mit den niedlichen Eulen darauf, während er gelangweilt durch eine meiner Zeitschriften blätterte. Na immerhin war er jetzt ruhig.
„(f/n)?!"
Korrektur.
„Was, Koutarou?", antwortete ich entnervt und hob die Spitze des Kugelschreibers vom Papier ab, auf welchem sich bereits unendlich viele kleine Punkte abzeichneten, welche ich gedankenverloren darauf hinterlassen hatte. Die Miene klickte, als ich sie entriegelte und im Inneren des Stifts verschwinden ließ.
„Mir ist langweilig",verkündete er in einem beinahe jammernden Tonfall, während er sich auf den Rücken drehte und das zuvor überflogene Magazin achtlos neben das Bett fallen ließ. Raschelnd landete es bäuchlings auf dem Bettvorleger.
„Dann mach was."
„Was denn?"
„Keine Ahnung", gab ich zurück und verdrehte über so viel Mangel an Kreativität meine Augen, „Lies was."
„...nein."
„Dann zähl Schafe, räum mein Zimmer auf, starr Löcher in die Wand oder mach Handstand, erledige Schulkram, rechne, wie viele Buchstaben das Alphabet hat. Irgendwas. Bloß lass mich in Ruhe meine Hausaufgaben machen."
„...26 und nein."
Sollte ich überrascht sein, dass er das wusste, ohne seine Finger zum Nachzählen zu benötigen?
„Denkst du überhaupt fünf Minuten über deine Antwort nach?"
„...nein", kam es prompt wieder; es waren keine zehn Sekunden vergangen, dafür würde ich meine Lieblingsschokolade verwetten.
Stöhnend fasste ich mir an die Schläfen und massierte sie, während ich in einer ergebenden Geste meinen Stift auf die Tischplatte warf. Es war mir wirklich schleierhaft, warum er überhaupt bei mir war. Oder warum ich ihm in erster Linie überhaupt erlaubt hatte hier zu sein. „Du bist anstrengend...", murmelte ich schließlich seufzend, wandte mich wieder meinen Unterlagen zu und versuchte meine Gedanken zu sammeln.
„(f/n)! Beachte mich!", jammerte er weiter und lehnte sich soweit über den Rand des Bettes, bis er meine Schultern erreichen konnte. Warm legten sich seine Arme darum und er zog mich nach hinten gegen die Bettkante.
„Was wird das? Ich bin noch nicht fertig. Lass mich los!"
„...nein."
„Kotarou, ich warne dich. Ich zähle bis drei und, wenn du mich dann nicht endlich gehen lässt...", mahnte ich mit einer möglichst grimmigen Miene, welche mir allerdings nur halb gelang, da er seine Nase kitzelnd an meinem Nacken rieb.
„Was dann?", erwiderte er nuschelnd, während sein warmer Atem meine Ohren streifte und mich erschaudern ließ.
„...weiß nicht. Aber mir fällt bestimmt was ein", kommentierte ich achselzuckend und drückte meine Oberkörper nach vorne, um zurück zum Tisch zu robben. Mit mäßigem Erfolg verstand sich, denn seine Arme lagen eisern auf meinen Schultern und hielten mich an Ort und Stelle. Egal, wie viel ich zappelte, er ließ nicht nach. „Ich schwöre, wenn du mich jetzt nicht los lässt", drohte ich erneut halbherzig, doch meine Worte prallten reaktionslos an ihm ab. Stattdessen vergrub er immer tiefer sein Gesicht an meiner Rückseite, was zur Folge hatte, dass nun nicht nur seine Nase, sondern auch die Spitzen seiner Haare ein kitzelndes Gefühl über meiner Haut verbreiteten und mir schließlich ein leises Lachen entwich. Schlagartig schlug ich mir eine Hand vor den Mund, um weitere Laute zu verhindern.
„(f/n)?", kam es leise flüsternd von hinten, weshalb ich einen leichten Seitenblick über meine Schultern riskierte.
„Was?", murmelte ich durch meine Finger hindurch und zog meine Augenbrauen fragend in die Höhe. Ein breites, spitzbübisches Grinsen hatte sich auf dem Gesicht des Captains ausgebreitet, während ein seltsamer Glanz in seinen bernsteinfarbenen Augen mitschwang, der nichts Gutes verheißen konnte. Kaum merklich formten seine Lippen das Wort Kitzelattacke, ehe er sich mit lautem Gebrüll auf mich stürzte, mich noch näher gegen das hölzerne Bettgestell presste, um besser an meine Seiten und andere diverse Körperstellen zu gelangen, an welchen ich höchst empfindlich war. Mein Gesichtsausdruck wechselte von überrascht, zu realisierend und erschrocken, bis hin zu panisch, als ich mich in seinen Armen wand und irgendwann nicht anders konnte als lauthals zu lachen. Ich spürte, wie die kleinen Lachtränen an meinen Augenwinkeln herab perlten und eine leichte, feuchte Spur auf meinen mit Sicherheit geröteten und vom Lachen überanstrengten Wangen zeichneten. Nach Luft schnappend versuchte ich meine Beine anzuziehen und meine Arme vor meinem Oberkörper irgendwie zu verschränken, um ihm weniger Angriffsfläche zu bieten.
„Erbarmen!", rief ich heiser aus, während Bokuto nur hämisch vor sich hin grinste und seine Finger eisern gegen meine Schutzwand aus Körperteilen bewegte, um irgendwo ein Schlupfloch zu finden und eine erneute Attacke zu starten. „Erbarmen großer Herrscher und Meister. Dann überleg ichs mir vielleicht."
„Wie bitte?! Du hast sie doch nicht mehr alle!"
Die Worte, die eigentlich sarkastisch und hinterfragend klingen sollten, verwandelten sich im Rahmen eines neuen, hinterhältigen Angriffs zu atemlosen Ausstößen und leisen, jämmerlichen Silben.
„Sag Erbarmen, großer Herrscher und Meister", wiederholte er ohne mit der Wimper zu zucken und griente noch breiter, während ich zusammenzuckte und mich vornüber auf dem Boden kauerte.
„Vergiss es", knurrte ich zurück, unterbrochen von ein paar kichernden Einlagen und schließlich einem Husten, als ich mich verschluckte. Keuchend versuchte ich meine Luftröhre zu reinigen und wieder normal atmen zu können.
„Hey, alles in Ordnung?", erkundigte sich Bokuto hinter mir und klang etwas besorgt, als seine Hand sich einen Weg über meinen Rücken bahnte und mir ein paar Mal tätschelnd darauf schlug.
„Geht schon", röchelte ich schließlich, richtete mich letztlich auf und lehnte mich erschöpft gegen das Bett, während mein Kopf wie ein nasser Sack nach hinten auf die Matratze fiel. Die warmen Augen des Volleyballspielers blickten von oben auf mich herab, ehe er erneut seine Lippen nach oben zog. Oh, ich war so kurz davor ihm dieses unheilverkündende Grinsen ein für alle Mal vom Gesicht zu waschen! Wäre er nicht mein Freund gewesen und eigentlich verdammt süß so, wie er war. Nur würde ich ihm das so nie sagen.
„Du hast es noch nicht gesagt", neckte er mich, während seine Augenbrauen vielsagend wackelten und er damit begonnen hatte mir mit der Fingerspitze in die Wange zu stechen.
„Werd' ich auch nicht, Spinner."
„Wah, wie gemein! Sei nicht immer so hart zu mir!", jammerte er gespielt zog eine Grimasse, die mich irgendwie an eine ausgesetzte Katze im Straßengraben erinnerte.
"Immerhin bist du mein Spinner." Ich seufzte laut auf, langte nach oben und zog ihn am Kragen seines Pullovers ruckartig zu mir herunter, bis seine Lippen auf den meinen landeten, in einem kurzen Kuss vereint.
„Ist der große Herrscher und Meister nun zufrieden?", murmelte ich gegen seine Lippen, ehe ich ihn aus meinem Griff entließ und mich wieder aufrichtete. Glättend fuhr ich mir einmal mit der Hand über mein Oberteil, strich die zerzausten Strähnen zurück hinter mein Ohr und setzte mich zurück an den Tisch, um mich erneut meinen Schulübungen zu widmen. Und welch ein Wunder, der Hellhaarige war danach eine ganze Weile lang verdächtig ruhig, wie ich zufrieden feststellte. Hätte ich das früher gewusst, hätte ich es eher getan.
Anmerkung der Autorin:
Spontangeschichtchen nach der Arbeit. OOCness könnte vorhanden sein? Bokuto ist ein Charakter, den ich irgendwie schwierig finde. ^^''
(l/n) -> Nachname | (f/n) -> Vorname
Haikyuu!!: Haruichi Furudate
Reader: Du
Story: Meins
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Haikyuu!! - To Go [OS Sammlung]
Fanfiction»Einmal Fanfiction zum Mitnehmen, bitte!« [Reader Insert] [OS-Sammlung]