„Wahrheit oder Pflicht", „Sieben Minuten im Himmel", „Ich habe noch nie"...
Es gibt so viele unzählige von ihnen, um jede Party zu der Party zu machen und sie somit unvergesslich werden zu lassen. So genannte Partyspiele sollten die Stimmung auflockern, Spaß bringen und einem eine gute Zeit verschaffen. Ich allerdings empfand bei dem Gedanken daran nur eines: Den Instinkt mich möglichst unauffällig von der Gruppe feiernder Leute zu lösen und zu verschwinden, ganz, ganz weit weg.
Aber zurück zu mir und meinem Versuch mich auf der Toilette zu verbarrikadieren und gegen meine vehement auf der anderen Seite an der Tür ziehenden Freundin zu wehren.
„(n/n)! Komm schon, stell dich nicht so an und schwing dein Hinterteil hier her", hörte ich sie auf der anderen Seite drängeln, was mich zu einem tiefen Seufzen brachte. „Nein! Auf gar keinen Fall!"
Warum ich versuchte die Toilettentüre möglichst zwischen uns zu halten?
Man stelle sich eine Studentenparty vor: Laute Musik, viel Alkohol und summa summarum auch ebenso viele betrunkene Menschen. Zu diesen zählte auch meine Freundin Ruki, welche vor ungefähr zehn Minuten auf die glorreiche Idee gekommen war eine der vielen Versionen von „Sieben Minuten im Himmel" anzupreisen und die Partymenge damit zum einverständigen Grölen gebracht hatte. Erklärung genug? Ich denke schon.
Wenn ich schon keinen Spaß an solchen Partys hatte, warum war ich dann hier? Gute Frage. Berechtigte Frage.
Auch hier war der Grund dafür das rüttelnde Energiebündel auf der anderen Seite der Türe, welche mich auch Händen und Knien beinahe angefleht hatte mit ihr zu kommen, damit sie nicht so alleine war. Dass das nicht gut ausgehen würde, wusste ich bereits weit bevor ich die Türschwelle zur Wohnung von Bokuto, Akaashi und Kuroo überschritten hatte.
„(n/n)~", quengelte es nun weitaus leiser auf der anderen Seite, „Du hast es versprochen!"
„Falsch! Ich habe versprochen mit dir auf diese hirnverbrannte Party zu gehen.Aber es war nicht davon die Rede bei einem noch dämlicheren Spiel mitzumachen, bei welchem ich mich mit betrunkenen Personen in einem engen Raum herumschlagen muss!", pfefferte ich zurück, während ich mich zurücklehnte und eine verirrte Strähne aus meiner Stirn befreite. Dass diese zwei Sekunden der Unachtsamkeit mich aus meiner schützenden Position herauskatapultieren würden, bemerkte ich erst, als meine Freundin erfolgreich mit einem Poltern die Tür aus meiner Hand gerissen hatte und in das kleine Badezimmer stolperte. Zufrieden legte sie mir einen Arm um die Schultern, richtete ihre etwas zerstruppelten Locken und drängte mich aus dem Raum.
„Du wirst sehen, das wird lustig", versicherte sie mir kichernd, während sie mich weiter hinter sich her schleifte wie einen ungehorsamen Welpen. Und genau so fühlte ich mich auch.
Ich seufzte erneut. Wenn ich diesen Abend weiterhin überleben wollte, brauchte ich etwas zu trinken.
Und so saß ich weitere zehn Minuten später eingeklemmt zwischen meiner Freundin, dem eindeutig zu großen Sofakissen und einem mehr als nur angeheitert wirkenden Yaku, welcher sich versonnen grinsend an eben jenes Kissen klammerte. Um das Möbelstück herum hatten sich fast alle anderen Partygäste eingefunden, wobei Bokuto mit Kuroo um den Platz auf der Armlehne eines mitgenommen wirkenden Sessels stritt, bis sie sich schließlich beide übereinander darauf quetschten.
Ich bereute es ja so was von.
Resigniert leerte ich den Plastikbecher in meiner Hand in einem Zug und verzog das Gesicht, als der bittere Nachgeschmack des Getränks mich ereilte, gefolgt von einem Drehen in meinem Kopf.
Unterdessen hatte Ruki nach einer Schüssel gegriffen, welche als Lostopf auserkoren worden war und raschelte auffordernd mit dem Inhalt, während sie in die Runde blickte und einem Beginner suchte. In dem Versuch mich möglichst unauffällig hinter dem Kissen zu verstecken und dem Fußboden weitaus mehr Beachtung zu schenken als wohl für gewöhnlich ein ganzes Jahr über bekam ließ ich mich tiefer in die Polster sinken. Leider zu spät, denn Rukis Blick streifte meinen und ein beinahe diabolisch wirkendes Grinsen huschte über ihr Gesicht.
„(f/n), du fängst an", bestimmte sie fröhlich kichernd und drückte mir das Gefäß ins Gesicht. Die Zettel darin raschelten ein paar Mal auffordernd, als sie die Schüssel erneut schüttelte und mir gegen die Wange presste.
Als würde ich davon schneller ziehen.
Während ich mich begleitet von dem Pfeifen einiger Anwesenden und den abwartenden Blicken langsam aufrichtete, verspürte ich den Drang noch ein letztes Mal meinem Widerwillen Ausdruck zu verleihen. „Muss das denn sein?", wollte ich wissen und versuchte ihr klar zu machen wie unwohl ich mich damit fühlte. Doch sie fegte meine Frage mit einer resoluten Geste vom Tisch: „Zieh oder du wirst gezogen", kommandierte sie und ließ ein Zwinkern folgen.
Grummelnd rührte ich mit meiner rechten Hand wahllos ein paar Mal im Inneren der Schüssel herum, schnappte ein paar Zettel und ließ sie doch wieder fallen.
Wen könnte ich im schlimmsten Fall ziehen? Und wen im besten?
Mein Blick wanderte möglichst unauffällig einmal durch das Zimmer und scannte die Anwesenden ab. Ein Räuspern neben mir ließ mich inne halten und ich ließ mich endlich dazu hinreißen einen der weißen Zettelchen aus der Menge zu ziehen. Meine Hände zitterten ein wenig als ich als ich den Papierstreifen hervorzog und entfaltete.
Ruki, der das Ganze viel zu lange dauerte, lugte mir über die Schulter und grinste, während sie laut meine Wahl verkündete: „Der glückliche Gewinner ist: Kuroo!"
Ein Raunen ging durch die Menge, begleitet von vielsagendem Grinsen und einem anzüglichen Knuff seitens Bokutos. Ich stöhnte leise, während der Schwarzhaarige sich von seinem Platz erhob und abwartend in meine Richtung blickte.
Vielleicht brauchte ich noch etwas mehr zu trinken, um diese sieben Minuten zu überstehen. Ich pellte mich langsam von meinem Platz in die Höhe, machte einen Schlenker zu den Getränken und nahm einen kräftigen Schluck von einem blassblauen Gemisch. Ich hatte keine Ahnung, was es war, aber es tat seinen Job und beruhigte meine Nerven. Auffordernd reckte Kuroo mir seine Hand entgegen: „Können wir?"
Ich nickte leicht, legte nur leicht zögernd meine Hand in die seine und folgte ihm stolpernd an den anderen vorbei in Richtung des Schlafzimmers. Einen Kleiderschrank der groß genug für zwei Personen war, gab es in der Wohnung nicht; ebenso wenig einen Abstellraum. Deshalb hatte man sich kurfristig auf eines der Schlafzimmer geeinigt. Um die selbe Atmosphäre herzustellen, waren die Jalousien heruntergelassen und der Raum abgedunkelt worden. Ruki folgte uns grienend, um sicherzugehen, dass wir auch beide zusammen den Raum betraten.
„Die Regeln sind wie folgt: Ihr könnt tun und lassen, was ihr wollt. Nur Pfoten weg vom Lichtschalter und dem Türgriff und solltet ihr irgendetwas brauchen~"
Alarmiert und peinlich berührt machte ich einen Satz nach vorne und versuchte meine Hand gegen ihre Lippen zu pressen, um sie zum Schweigen zu bringen. „Ist ja gut, wir haben's kapiert."
Sie schien etwas beleidigt, dass ihr guter Ratschlag unterbrochen worden war, fasste sich jedoch schnell wieder. „Also gut. Sieben Minuten, ab jetzt. Viel Spaß!"
Und damit wurden wir hineingeschoben, die Tür geschlossen und es wurde schlagartig dunkel im Inneren des Raumes.
Ein bisschen verloren verweilte ich eine zeit lang an Ort und Stelle und wartete, bis meine Augen sich an die Lichtverhältnisse angepasst hatten. Im Halbdunkeln konnte ich die Umrisse einiger Möbel ausfindig machen: Ein Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch; wie nah sie wirklich waren, war mir allerdings schleierhaft. Prüfend trat ich einen Schritt nach vorne, dann noch einen, bis ich gegen etwas oder jemanden stieß.
„Kuroo?", fragte ich leise in die Dunkelheit hinein und betastete das Hindernis vor mir vorsichtig. Nach kurzer Zeit kam ich zu dem Entschluss, dass es kein Möbelstück war, sondern atmete und eine angenehme Wärme ausstrahlte, begleitet von einem beschleunigten Herzschlag, den ich unter meiner Handfläche spürte.
„Ja?", kam prompt die Antwort unmittelbar neben meinem Ohr, was mich zurückschrecken und straucheln ließ. Eine Hand packte mein Handgelenk und zerrte mich wieder auf die Beine, bis ich mein Gleichgewicht wieder gefunden hatte.
Ich schluckte. „Ich wusste nicht, dass du so nah bist", gestand ich entschuldigend und spürte wie meine Wangen zu brennen begannen, während ich versuchte wieder etwas Abstand zwischen uns zu bringen. Was einfacher gewesen wäre, hätte er seinen Griff um mein Handgelenk gelöst. Stattdessen festigten sich seine Finger nur und er zog mich näher an sich heran.
„Und ich wusste nicht, dass dir meine Nähe so viel ausmacht", erwiderte er, was , wie ich fand, beinahe enttäuscht klang. Allerdings konnte dies auch am Alkohol liegen, der langsam aber sicher seine Wirkung entfaltete und meine Sinne in leichten Nebel tauchte.
„Das habe ich nie erwähnt", erwiderte ich verteidigend, während ich versuchte das Brennen in meinem Gesicht zurückzudrängen und meinen Herzschlag zu beruhigen, welcher von Minute zu Minute schneller zu werden schien.
„Dann würde es dir auch nichts ausmachen, wenn ich dich küssen würde?"
Sein Atem kitzelte meine rechte Wange und ich rückte automatisch ein paat Zentimeter zur Seite, während mein Herz nun gewalttätig gegen meine Rippen pochte.
„Das habe ich auch nie gesagt", gab ich zurück, wenn auch leiser als zuvor und automatisch streifte mich die Frage wie seine Lippen sich wohl anfühlten; wofür ich mich innerlich ohrfeigte.
„Was willst du dann, dass ich tue?", wollte er wissen und lehnte sich noch näher zu mir, sodass wir uns nun aneinandergedrängt gegenüber standen und wohl kaum ein Blatt zwischen uns gepasst hätte. Erneut spürte ich die Wärme, welche von ihm ausging und so angenehm auf meinen Körper übersprang, während die Hitze in meinen Wangen noch stärker zu werden schien und mein Herz einen heftigen, aussetzenden Satz machte. Mein erster Instinkt war, mich aus seinem Griff loszureißen und entgegen aller Regeln aus dem Raum zu stürmen, bevor die sieben Minuten vorbei waren. Doch soweit kam ich gar nicht erst.
„Was willst du, (l/n) (f/n)?"
Diese Worte waren nicht mehr als ein leichtes Summen an meiner Wange, während seine Lippen nur millimeter von meinen eigenen entfernt federleicht über meine erhitzte Haut wanderten, eine prickelnde Spur darauf hinterlassend.
„Ich...", setzte ich zu einer Antwort an, kam jedoch nicht weit, da in diesem Moment die Tür förmlich aufgerissen wurde und Helligkeit gleich einer Flutlichtanlage hinein strömte. Blinzelnd wandte ich meinen Kopf in Richtung Tür und streifte abwartende und gespannte Blicke, welche allerdings gleich nach dem Erfassen der Lage wieder entgleisten. Enttäuscht maulend drehten die Schaulustigen ab und trollten sich zurück zu ihren angestammten Sitzplätzen, wohingegen ich einen großen Schritt zurücktrat und eine Strähne meiner Haare verlegen hinter mein Ohr strich. Mit einem leisen Räuspern schickte ich mich an den Raum ebenfalls zu verlassen, doch Kuroo hielt mich am Stoff meines Oberteils zurück und beugte sich zu mir herunter, um mir ins Ohr flüstern zu können: „Ich würde sagen, wir setzen das Ganze zu einem späteren Zeitpunkt fort. Du hast mir noch etwas zu sagen, wie es scheint, (l/n) (f/n)."
Ein Grinsen streifte mich, ehe ich fassungslos einem entspannt wirkenden Kuroo hinterher blickte, welcher lässig das Zimmer verließ und sich sogleich in ein Gespräch mit seinen ehemaligen Teamkameraden und Freunden stürzte. Jedoch nicht, ohne mir noch einen vielsagenden Blick über die Schulter hinweg zuzuwerfen.
Ich fluchte innerlich und versuchte einen erneuten Ausbruch von Schamesröte mit allen Mitteln zu unterdrücken.
Wie ich Partyspiele doch hasste.
Anmerkung der Autorin:
College AU | Erwähnung von Alkoholkonsum
Bitte nicht schlagen; ich schätze Kuroo ist mir absolut überhaupt nicht gelungen. Aber hey, ich hatte trotzdem wahnsinnig Spaß beim Schreiben und ein ziemlich großes Kopfkino, deshalb wünsche ich trotz allem Spaß beim Lesen.
(l/n) -> Nachname | (f/n) -> Vorname | (n/n) -> Spitzname
Haikyuu!!: Haruichi Furudate
Reader: Du
Story: Meins
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Haikyuu!! - To Go [OS Sammlung]
Fanfiction»Einmal Fanfiction zum Mitnehmen, bitte!« [Reader Insert] [OS-Sammlung]