Kapitel 16

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Jack

Ich verzog mein Gesicht. "Das soll ich ernsthaft essen?", fragte ich.

"Ja... Und so schlimm schmeckt es gar nicht!"

"Da ist nur Matschepampe... Das esse ich nicht! Was soll das überhaupt darstellen?" Ich stocherte mit der Gabel in dem Brei herum.

"Das hast du hier aber schon mal gegessen, Jack."

"Garantiert nicht! Niemals! Ich habe nie so etwas ekliges gegessen!"

"Doch natürlich!"

"Nee! Niemals!" Ich sah die Krankenschwester angepisst an. "Sowas esse ich nicht!" Ich griff nach dem Teelöffel und dem grünen Wackelpudding. "Wenn ich nichts anderes bekomme, esse ich nur den Wackelpudding! Eher verhungere ich, das wird bei mir schon nicht lange dauern." Ich riss den Deckel ab und schmiss ihn in die Pampe, die auf meinem Teller herumschwabbelte.

"Jack... wenn du dich weigerst zu essen, dann müssen wir zu anderen Maßnahmen greifen. Du weißt, was das heißt." Mary, die Krankenschwester hockte sich vors Bett und sah mich an.

"Ich will nun mal nicht diesen Ekelkram essen! Das müsstest du doch inzwischen wissen! Können wir nicht lieber Pizza bestellen oder so?" Ich löffelte den Wackelpudding. Wenigstens der schmeckte! Die letzten Tage schon hatte ich nichts anderes gegessen. Mir wurde einfach nur schlecht von diesem Krankenhausessen. Ich war ja auch schon öfter in Krankenhäusern. Beim letzten Mal mussten sie mich sogar zwangsernähren, weil ich das nicht essen wollte. Aber auf diese Zwangsernährung wollte ich lieber verzichten. Nochmal brauchte ich das nicht.

Mary seufzte. "Du bist eine echte Diva!", seufzte sie.

"Gar nicht war", brummte ich und klatschte den leeren Plastikbecher vom Pudding aufs Tablett. "Ich bin fertig." Ich sah sie mit diesem arroganten Blick an und verschränkte die Arme vor der Brust, so gut wie es eben mit einem eingegipsten Arm ging.

Die junge Krankenschwester verdrehte die Augen. "Jack, du bist schlimmer als die Mädchen hier auf der Station. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du deine Tage hast."

Ich zuckte mit den Schultern und sah aus dem Fenster. Mich kotzte das ganze hier einfach nur an. Ich war jetzt schon seit einer Woche hier! Meine Gehirnerschütterung war so gut wie weg und allgemein fühlte ich mich wieder ganz gut. Das schlimmste war aber, dass ich kein einziges Mal besucht wurde. Ich war zwar gerne alleine, aber nicht, wenn es mir schlecht ging und im Krankenhaus lag. Viel lieber würde ich Zuhause in meinem Bett liegen. Da hätte ich wenigstens noch meine Bücher und mein Bruder würde mich sicher auch nerven kommen. Tränen sammelten sich in meinen Augen.

"Ich guck mal, was sich mit dem Essen machen lässt", sagte Mary und nahm das Tablett. "Ich komme dann später nochmal wieder."

Ich nickte nur stumm und schniefte leise, hoffte, dass sie es nicht gehört hatte. Sie verließ mein Zimmer.

Ich wusste nicht, wie lange ich einfach nur da saß, stumm weinte und aus dem Fenster in den Regen hinaus starrte. Ein leises Brummen riss mich aus den miesen Gedanken. Mein Blick wanderte zu meinem Handy, welches vibriert hatte. Ich wischte mir rasch die Tränen aus dem Gesicht und nahm mein Smartphone in die Hand.

'Hey Kleiner.'

Es war die fremde Person, die mich irgendwann einfach angeschrieben hatte. Sie hatte sich lange nicht mehr gemeldet.

'Hallo du...'

Ich wischte mir nochmal mit dem Ärmel über das Gesicht. Vielleicht konnte der Fremde mich ja aufheitern...

'Wie geht es dir? Ich habe gehört, dass du im Krankenhaus bist.'

Inzwischen wunderte mich nichts mehr. Die Person wusste irgendwie alles. Aber irgendwie fand ich es gar nicht mehr schlimm. Anfangs hatte es mir Angst gemacht, doch schien er oder sie wirklich nett zu sein.

My Teacher [boyxman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt