Jack
Schlug es noch? Oder stand es schon still? Doch, wenn es still stand, wieso tat es denn so weh? War es noch dort? Oder war in meiner Brust nur noch ein Loch? Doch, wenn dort nur ein Loch war, wieso tat es denn so weh? Leere. Nichts als Leere. Doch wie konnte Leere nur so schmerzen? War es noch zerbrochen und bereits geflickt und zu Eis gefroren? Denn dort war nichts als Kälte. Das lodernde Feuer der Liebe, der Leidenschaft war erloschen. Nun, ich wusste, dass ich ihn trotz allem liebte. Das war klar, man hörte nicht einfach auf zu lieben. Dennoch brachte mir diese Liebe nichts als Schmerz. Eine Beziehung konnte man nur auf Vertrauen aufbauen und dieses Vertrauen hatte er vom ersten Tag an mit Füßen getreten. Er behauptete, er liebe mich, doch dies sagte er auch zu einer anderen. Zu seiner Frau um genau zu sein. Verheiratet seit Jahren, zusammen noch viel länger und verliebt seit einer halben Ewigkeit. Zwar schien auch ihr Feuer nicht mehr zu brennen, dennoch war es zwischen ihnen noch nicht aus, als es mit uns begann. Er hatte nicht nur mich belogen, betrogen und verletzt, sondern auch sie. Und nicht nur das! Er hatte eine kleine Tochter. Natürlich kamen Kinder öfter sogar schneller über Scheidungen hinweg als die Geschiedenen selbst, dennoch entschuldigte diese Tatsache nicht das achtlose Verhalten dieses Mannes. Er hatte die Beziehung zu seiner eigenen Tochter einfach aufs Spiel gesetzt. Das war mir schleierhaft. Was hatte er davon? Schön, dass er meine Liebe erwiderte. Es war perfekt, wer hatte schon solches Glück, wenn es vor allem um die erste Liebe ging? Aber ich wollte diese Liebe nicht, wenn ich dem Mann, der sie mir entgegen brachte, nicht zu hundert Prozent vertrauen konnte. Oh mein Geliebter, wieso nur? Lag dir wirklich so wenig an den Gefühlen der anderen? Warst du wirklich so egoistisch und glaubtest nur an dich selbst?
Tränen vergoss ich schon lang nicht mehr. Nach dem fast endlosen Gespräch mit ihm, hatte ich ihn fort geschickt. Sein Anblick war so unerträglich, dass sich mir die Kehle zuschnürte. Alles schien so perfekt. Aber das war nur Schein. Das Kartenhaus war viel zu schnell erbaut. Darüber hätte ich stolpern müssen. Nichts in meinem Leben war jemals so einfach gewesen. Wieso sollte es ausgerechnet in einer solchen Situation ein leichtes sein? Trotz allem glaubte ich ihm, dass seine Gefühle aufrichtig waren. Wieso sollten sie es nicht sein? Was hätte er davon, einen Jungen zu ficken und ihm die große Liebe vorzugaukeln, während seine Ehefrau daheim mit der gemeinsamen Tochter spielte? Jedenfalls wäre ein Mann, der dies aus reinem Vergnügen machte, nicht so aufgelöst gewesen, dass seine Frau es bemerkte, die er ja betrog, und den Jungen hätte er ohne jegliche Erklärung fallen lassen.
Nach dem Gespräch, waren wir im Guten auseinander gegangen. Es klang komisch, doch es stimmte. Wir liebten uns gegenseitig wirklich. Dennoch waren wir uns einig, dass es Zeit brauchen würde, bis ich ihm verzeihen könnte und vor allem, bis er sich selbst verzeihen könnte. Er gab zu, dass es der größte Fehler seines Lebens war. Einsicht war der erste Weg zur Besserung.
„Wie gehts dir?" Ryan wischte mir die nassen Haare aus dem Gesicht.
„Es tut so schrecklich weh", krächzte ich und fasste mir an die Brust. Meine Finger krallten sich in den Stoff meines Hemdes. „Aber warum will ich nicht, dass es aufhört?"
„Wenn es aufhört, würde es bedeuten, dass es dir egal wird."
„Aber es wäre leichter, wenn es mir egal ist."
„Das würde heißen, dass du loslässt."
„Und wenn ich ihn loslasse, verliere ich ihn für immer."
„Als deinen Geliebten."
„Aber auch als Freund. Er wäre mir gleichgültig, ein guter Freund hat es nicht verdient gleichgültig behandelt zu werden."
„Du würdest ihn gehen lassen. Für immer."
„Ich vermisse ihn, Ryan."
„Ich weiß."
„Ich will ihn."
„Ich weiß."
„Ich will mit ihm zusammen sein."
„Ich weiß."
„Ich will von ihm berührt werden."
„Ich weiß."
„Ich will ihn küssen, so sehr."
„Jack..."
„Ich will von ihm geliebt werden. In jeglicher Hinsicht!"
„Jack, bitte..."
„Aber warum bist du so ein verdammtes Arschloch?! Warum liebe ich dich trotzdem so sehr?! Du hast meine Liebe nicht verdient! Fick dich, William Jones!", brüllte ich in den Regen, während ich bereits klatschnass auf den Balkon der Villa stand. Der Himmel weinte. Er weinte für mich, denn ich hatte all meine Tränen bereits vergossen.
„Komm wieder rein, Jack. Ich mach dir einen warmen Kakao." Ryan schob mich sanft hinein ins Warme und wickelte mich in ein großes Handtuch. Das musste er bereit gelegt haben, als er gesehen hatte, dass ich draußen im Regen stand. Wie ein kleiner Pinguin watschelte ich ihm hinterher in die Küche und setzte mich dort auf die Fensterbank, über die Heizung.
Wir schwiegen. Und dafür war ich ihm wirklich dankbar. Er war eben ein wirklich guter Mensch...
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My Teacher [boyxman]
RomanceJacks Familie ist reich und schickt ihn auf eine Privatschule. Kaum jemand beachtet ihn. Liegt es daran, dass er so unauffällig ist? Oder daran, dass er schwul ist? Jeder weiß es. Niemand sagt etwas. Und dann taucht plötzlich dieser gut aussehende n...