Es war selten, dass man mit seiner ersten Liebe so viel Glück hatte, dass es bis in die Unendlichkeit hielt. Dennoch war ich der Meinung, dass die erste Liebe etwas war, was jeder niemals vergessen würde. Das erste Mal dieses Kribbeln. Diese Nervosität. Das schreckliche Herzklopfen. Verlegenheit. Aber auch der Mut neue Dinge zu tun. Erste Male in jeglicher Hinsicht. Das Gefühl im siebten Himmel zu schweben. Leidenschaft. Oder auch diese unendliche Lust und das Verlangen, wenn man erst einmal damit angefangen hat. All diese Emotionen würde ich niemals vergessen können. Ich würde sie niemals vergessen wollen. Genauso wie ich den Menschen, der all diese Gefühle in mir ausgelöst hatte nie vergessen würde. Es war eine kurze Zeit, in der mich der Sturm durch die Lüfte gewirbelt hatte. Ich war wie ein Astronaut. Schwerelos. Die Sterne waren zum Greifen nahe. Unsterblichkeit. Ich war unsterblich. Zusammen mit ihm. Er hat mich Dinge spüren lassen, von denen man nur hätte träumen konnte, wenn man es nicht am eigenen Leib erfuhr. Er hat mich alles vergessen lassen. Für einen kurzen Moment. Denn mehr war es nicht. Nur ein einziger Moment. Ein Moment, der nicht hätte perfekter sein können. Er hätte länger sein dürfen. Der Moment, in dem der mich nur all die schönen Dinge hat spüren lassen. Denn mit einem Schlag verlor alles seine Leichtigkeit. Meine Glieder fühlten sich unglaublich schwer an, alles zog mich runter. Gravitation. Erdanziehungskraft. Ich schlug mit voller Wucht auf den Asphalt auf und blieb liegen. Es war nicht der gleiche Schmerz wie der, wenn man von seinen Mitschülern bis ins Krankenhaus geprügelt wurde. Und ich konnte diese Behauptung aufstellen, weil ich es selbst erlebt hatte, überlebt hatte. Nein, dieser Schmerz war völlig anders. Er ging tiefer. Dieser Schmerz. Er war in mir. Dieser Schmerz. Er war nicht physisch. Dieser Schmerz. Man konnte ihn nicht beschreiben. Dieser Schmerz. Oh er tat so schrecklich weh. Liebeskummer. Das Herz wurde brutal aus der Brust gerissen, in tausende Stücke zerfetzt und als wäre dies nicht genug, fuhr man mit einem Panzer über diese kleinen Fetzen, um sicherzugehen, dass der Kummer auch die letzte Ecke erreichte. Wut. Trauer. Angst. Noch mehr Wut. Noch mehr Trauer. Tränen. Und Tränen. Und noch mehr Tränen. Vermissen. Verfluchen. Ein Stück weit bereuen. Verurteilen. Verzeihen. Entschuldigen. Hoffnung. Nachdenken. Die Gedanken überdenken. Die überdachten Gedanken überdenken. Entscheiden. Zweifeln. Noch mehr Nachdenken. Noch mehr weinen. Noch mehr nachdenken und immer wieder weinen, auch wenn keine Tränen mehr kamen. Entscheiden. Endgültig entscheiden. Und schließlich wurde es langsam besser. Nur schwer. Es tat trotzdem weh. Und noch immer klopfte das Herz. Die Liebe war nicht fort. Aber sie war nicht mehr schön, sie brachte einen auch nicht mehr um. Sie war einfach nur da. Und sie würde immer da sein. Habe ich dir verziehen? Ich weiß es nicht. Hast du meine Liebe verdient? Ich weiß es nicht. Hast du mich verletzt? Ja. Liebte ich dich? Ja. Aufrichtig. Ehrlich. Wahrhaftig. Bis in die Unendlichkeit. Ja, William Jones, ich liebte dich, ich tat es noch und würde es immer tun. Bestimmte diese Liebe mein Leben? Nicht mehr. Denn ich hatte damit abgeschlossen. Sie war da und doch konnte sie mir nichts mehr anhaben.
William Jones, danke, dass du meine Liebe erwidert hast. Danke, dass du mich hast Dinge spüren lassen. Danke, dass wir im siebten Himmel schwebten. Danke, für die Schwerelosigkeit. Danke, für die Unsterblichkeit. Danke, für all die schönen Worte. Danke, für deine Küsse, die Berührungen. Danke, für den Schmerz. Danke, für die Wunden. Ich danke dir von ganzem Herzen. Danke, für Alles. Denn du hast mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin. Und das war alles, was nun mehr zählte. Vielleicht sehen wir uns wieder. Vielleicht irgendwann...
Dort stand ich also. Ich hielt den Riemen meiner Tasche fest umklammert und biss die Zähne fest zusammen, damit man sie nicht klappern hörte, während ich dort vorn vor all diesen unbekannten Gesichtern stand. Sie sahen mich an. Alle. Meine Knie zitterten schrecklich und mein Gesicht glühte. Einerseits durch die Aufregung und andererseits durch den fiesen Sonnenbrand, den ich mir in den Sommerferien zugezogen hatte und der natürlich nicht bis zum Schulbeginn verschwinden wollte.
Eine warme Hand berührte meine Schulter. „Wie ihr seht, haben wir dieses Jahr zwei neue Schüler."
Genau. Ich stand nämlich nicht allein als Neuer vor der Klasse. Es war ein wenig beruhigend, dennoch war ich schrecklich nervös.
„Sagt den anderen doch kurz eure Namen. Kennenlernen können wir und ihr euch später noch", meinte die ältere Dame neben uns.
„Toby." Es klang kein bisschen arrogant oder überheblich. Allerdings auch nicht übermäßig cool und gelassen. Eher, als wäre er einfach kein Mensch vieler Worte. Irgendwie machte es ihn sympathisch, wie er ein wenig nervös seine Hände hinter seinem Körper versteckte. Die zerrissene Jeans und der viel zu große Pulli. Dabei war Toby gar nicht mal klein. Er wirkte sportlich aber nicht zu muskulös. Seine brauen Haare waren nichts besonderes, etwas zu lang und völlig zerzaust. Eine Narbe zog sich seine Oberlippe hinauf.
Er grinste mich kurz aufmunternd an, ehe ich zögernd die Hand hob. „Hi, ich bin Jack."
- Ende-
Vielen Dank fürs Lesen meiner Story!
Schau gerne auch bei meiner neuen Story ‚Losers' vorbei ✨ Ich würde mich sehr freuen.Außerdem: Wenn Interesse besteht, würde ich gerne eine WhatsApp Gruppe eröffnen! Meldet euch gerne bei mir. [Mai 2021]
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My Teacher [boyxman]
RomanceJacks Familie ist reich und schickt ihn auf eine Privatschule. Kaum jemand beachtet ihn. Liegt es daran, dass er so unauffällig ist? Oder daran, dass er schwul ist? Jeder weiß es. Niemand sagt etwas. Und dann taucht plötzlich dieser gut aussehende n...