Kapitel 22

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William Jones

Ich saß meiner Frau gegenüber am Küchentisch, stocherte in meinen Nudeln herum. Die ganze Zeit musste ich schon an den vorigen Tag denken. In der Nacht hatte ich kein Auge zugetan, musste die ganze Zeit an den Kuss denken. Wieso hatte ich das getan? Und wieso hatte es mir so sehr gefallen? Wieso hatte Jack sich nicht gewehrt? Hatte es ihm auch gefallen? War es sein erster Kuss? Was war, wenn ich ihm seinen ersten richtigen Kuss gestohlen hatte? Würde er mich dafür hassen? Hasste er mich so schon dafür, dass ich ihn überhaupt geküsst hatte? Hab ich ihm Hoffnungen gemacht? Habe ich mir vielleicht selbst Hoffnungen gemacht? Und warum nur hatte ich in diesem Moment kein einziges Mal an meinen Job, den ich verlieren könnte, und meine Frau, die ich damit hinterging, gedacht? So viele Fragen, auf die ich keine einzige Antwort wusste. Mir ging es total schlecht deswegen. Ich hätte nie gedacht, dass mich so etwas so sehr mitnahm. Es war Dienstag. Den Vormittag hatte ich irgendwie überlebt, auch wenn ich etwas neben der Spur war und meinen Unterricht nicht sonderlich unter Kontrolle hatte. 

"Was ist los, Will?", fragte meine Frau besorgt und legte ihre warme Hand auf meine kalte, welche neben dem Teller auf den Tisch lag.

"Es ist nichts. Alles in Ordnung." Ich sah sie nicht an, ich traute mich nicht. Was war, wenn sie es raus bekam, dass ich jemand anderes geküsst hatte? Für mich war es genauso schlimm wie Fremdgehen. Wie konnte ich meiner Frau, die ich doch über alles liebte, nur so etwas schreckliches antun? Ich konnte es ihr nicht sagen, sie durfte es nicht erfahren. Dann wäre Schluss mit unserer Ehe, die doch immer so perfekt war. Aber verheimlichen wollte ich es ihr auch nicht. Schließlich konnte und wollte ich sie nicht so sehr hintergehen. Sie war meine Frau, schon immer haben wir über alles offen und ehrlich geredet. Egal was los war. Und irgendwann würde sie es eh erfahren. 

"Bist du dir sicher?" Sie versuchte Blickkontakt herzustellen, doch ich wich immer aus. Ich zuckte leicht mit den Schultern. "Du siehst wirklich nicht so aus, als wäre alles okay", hauchte sie.

"Ich... ich möchte gerade nicht drüber reden. Okay?"

Sie nickte leicht, nahm ihre Hand von meiner. "Musst du nicht gleich zu dem Jungen?"

"Zu welchem Jungen?" 

"Na zu dem, dem zu Privatunterricht gibst. Lag er nicht so lange im Krankenhaus, weil er zusammengeschlagen wurde? Er ist doch auch in deiner Klasse. Wie hieß er noch gleich? Jake...? Jack? Jack, glaub ich."

Als sie den Namen aussprach, verspürte ich einen stechenden Schmerz in meiner Brust. Wieso wusste ich selbst nicht. Ich versuchte den Klos in meinem Hals hinunter zu schlucken. 

"Oder bekommt er heute keine Privatstunden?"

"D-doch doch..." Ich legte meine Gabel auf den Teller. "I-ich bin nochmal schnell duschen und dann fahre ich hin." Ich erhob mich von meinem Stuhl, tätschelte meiner Tochter liebevoll den Kopf, weshalb sie kicherte und verließ die Küche, um duschen zu gehen. Ich wusste nicht, wie ich Jack unter die Augen treten sollte. Er wollte mich sicher nicht sehen. Nicht nachdem ich gestern einfach so gegangen war. Nicht nachdem ich ihn überhaupt ohne zu fragen geküsst hatte, obwohl ich wusste, dass es falsch war.

Im Bad schloss ich die Tür und betrachtete mich im Spiegel. Ich sah völlig fertig aus. Seufzend rieb ich mir mit den Händen über das Gesicht, ehe ich mich auszog und unter die Dusche stieg.

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Jack

"Ich hab dir nochmal einen Tee gemacht", sagte Daniel leise, als er die Tasse auf meinen Nachtschrank stellte. Liebevoll strich er mir meine Haare aus dem Gesicht. "Ist es okay, dass ich dann gehe?"

Ich nickte nur, sagte kein Wort. Meine Augen waren rot geschwollen vom weinen. Ich wusste nicht wie lang ich geheult hatte, doch irgendwann gingen mir wohl einfach die Tränen aus. 

Mein Zwilling gab mir einen Kuss auf die Schläfe. "Wenn etwas ist, ich bin immer reichbar hörst du? Scarlett ist nicht da. Mama und Papa auch nicht. Aber Urgroßmutter sitzt in ihrem Zimmer. Ich denke, wenn etwas ist kannst du auch zu ihr gehen, okay? Aber wenn irgendwas ist, schreib mir oder ruf mich an okay? Dann bin ich sofort da."

Wieder nickte ich nur, sah ihn ganz kurz an. Mein Blick war leer, meine Augen sahen wahrscheinlich aus wie die eines toten Fisches. 

"Und ich kann wirklich gehen? Ich mache mir echt Sorgen um dich."

Ich nickte wieder nur. Natürlich konnte ich meinem Bruder alles anvertrauen und er hörte mir zu und half mir, dennoch wollte ich ihn nicht jedes Mal mit meinen Problemen belasten. Er hatte schließlich sein eigenes Leben und er tat schon so viel für mich. Er wusste noch immer nicht, wieso es mir so schlecht ging. Ich war ihm dankbar, dass er nicht weiter nachfragte.

"Ich geh dann jetzt, okay? Wenn etwas ist, meldest du dich!" Er sah mich streng an.

Ich blickte Daniel an, nickte wieder kurz. "D-danke..."

Er lächelte leicht. "Für dich würde ich alles tun. Und das weißt du auch, Jacky." Er gab mir einen Kuss auf die Wange. "Ich hab dich lieb!"

"Ich dich auch", flüsterte ich und zog meine Decke höher.

Er stand auf und verließ mein Zimmer leise.

Lautlos seufzte ich, schloss meine Augen. Wieder musste ich an den vorigen Tag denken. William hatte mich einfach so geküsst, hat dadurch Gefühle hervorgerufen, die ich nicht deuten konnte, die ich zuvor noch nie gespürt hatte und die wahrscheinlich schon eine ganze Weile unbemerkt in mir schlummerten. Und dann faselte er diese verwirrenden Worte und verschwand einfach, ließ mich fallen wir eine heiße Kartoffel und schien sich nicht dafür zu interessieren, wie es mir dabei ging. Es ging ihm nur um sich selbst. So kannte ich ihn gar nicht. Früher hatte er immer auf mich acht gegeben und mich und meine Gefühle vor die seine gestellt. Nun war ich ihm anscheinend völlig egal. Natürlich konnte ich mir nicht hundertprozentig sicher sein, doch was blieb mir in einem solchen Moment anderes übrig als so etwas zu denken? Es war die einzige logische Erklärung für sein Verhalten. 

Meine Hand fuhr an meine Brust. Noch immer spürte ich den stechenden Schmerz in meiner Brust, wenn ich darüber nachdachte. Ich wünschte, er würde mir einfach alles erklären. Wieso hatte er mich geküsst? Wieso war es falsch, dass er mich geküsst hatte? Aber wieso fühlte sich etwas falsches so gut an? Und wieso ging er einfach, ohne nachzudenken, wie es mir dabei ging? Was waren das für unbeschreibliche Gefühle, die ich spürte? Fühlte er sich schlecht deswegen? Hatte er den Kuss auch so sehr genossen? Hatte es sich bei ihm auch so verdammt gut angefühlt? Es waren so viele Fragen, die ich mir selbst nicht beantworten konnte und die ich ihn fragen wollte. Aber trotzdem wollte ich ihn irgendwie nicht sehen. Was war, wenn er mir etwas sagte, das ich nicht hören wollte? Damit würde er mich weiter verletzen, auch wenn mir klar war, dass es hier nicht nur um mich ging. 

Ich wusste nicht mehr, was ich überhaupt denken sollte. Mein Blick fiel auf mein Handy. Ich musste mit irgendwem darüber reden, der mit der ganzen Sache nichts zu tun hatte. Mir kam nur eine Person in den Sinn. Der Fremde. Die anonyme Person, die mich einfach angeschrieben hatte und nicht sagen wollte, wer sie war.

Ich nahm mein Smartphone, welches zuvor auf meinem Nachttisch lag, entsperrte es und suchte nach dem Unbekannten. Kurz zögerte ich, ehe ich ihn einfach anschrieb.

'Hallo du' 

Ich biss mir auf der Unterlippe herum. Ob er mir überhaupt antworten würde? Er hat mir schließlich lang nicht mehr geschrieben. Zuletzt hatte ich im Krankenhaus von ihm gehört. Ich sah auf mein Handy. Irgendwie war ich aufgeregt. Schließlich war es das erste Mal, dass ich ihn anschrieb und nicht anders herum. Gerade wollte ich WhatsApp schließen, als die Haken meiner Nachricht blau wurden und er online war. Er schrieb.

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Hey meine lieben Leser ^~^

Tut mir schrecklich leid, dass ich immer so selten neue Kapitel hochlade. Ich hoffe, ihr könnt mir das verzeihen und bleibt mir trotzdem treu!

Übrigens habe ich eine weitere Story veröffentlicht. Sie heißt Milo [boyxboy] und ich würde mich riesig freuen, wenn ihr sie auch lesen würdet, da sie mir schon jetzt sehr am Herzen liegt.

My Teacher [boyxman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt