Weinend sah ich sie an, meine Lippen öffneten sich um was zu sagen, schlossen sich aber wieder gleich darauf. Ich sah sie stumm an, vor mir saß meine Mutter, die ich nicht wieder erkannte. Sie hatte dunkle Schatten unter den Augen, ihre Lippen waren völlig ausgetrocknet und ihre Augen sahen sich leer um. Sie wusste auch nicht, was sie sagen sollte. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, ich war überfordert und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Es war das erste Mal, dass ich sie besuchte, seitdem sie im Gefängnis saß. Sie tat mir leid, sie hatte es nicht verdient, hier zu sein. Sie hatte sich verliebt, hatte die Realität aus den Augen verloren und hatte vergessen, dass sie eine Tochter hatte. Ich nahm es ihr nicht übel, sie hatte sich nach liebe gesehnt, sowie es jeder von uns tat. Ihre liebe war so groß, dass sie alles für ihn getan hatte, selbst jetzt im Gefängnis war ihre liebe so groß, dass sie den Polizisten nicht seinen Namen verraten hatte. Meine Mutter war schon immer naiv gewesen, wenn es um die Liebe ging, sie steckte alles, was sie hatte in ihren Beziehungen. Ich sah es ihr an, dass sie sich wünschte, er wäre hier anstatt ich und ich nahm es ihr nicht mal übel. Sie würde sich nicht für ihre Tat bei mir entschuldigen, denn es tat ihr nicht leid, dass sie auf ihr Herz gehört hatte. Die Tatsache, dass sie im Gefängnis saß, beunruhigte sie nicht. Ich konnte es nicht verstehen wie liebe einen so blind machen konnte das man Tatsachen die sich genau vor einem abspielten ignorierte, das man sich gekonnt übersah. Ich verstand es einfach nicht, liebe war doch nur ein Gefühl, es konnte doch nicht jemand die Klarheit nehmen. Die Klarheit zu sehen was, falsch und richtig ist. Wie konnte man seine eigene Tochter übersehen, sie vergessen und sie ausblenden. Eine alleinerziehende Mutter zu sein war sicherlich nicht einfach, ich konnte verstehen, dass sie sich nach mehr sehnte, aber mich dabei völlig zu vergessen, konnte ich nicht verstehen. Mein ganzer Körper zitterte bei dem Gedanken vergessen worden zu sein.
"Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll, Kleines" sagte meine Mutter, während sie mich mit einem Kleinen lächeln ansah. "Ich habe ein Fehler begangen, ich habe etwas zugelassen, was nie hätte geschehen soll. Ich weiß, das du wütend bist, dass kannst du auch ruhig sein. Kleines, wir werden es irgendwie schon schaffen, du wirst es schaffen, du musst es schaffen! Ich habe etwas Geld versteckt, das wird dir erst mal helfen, bis du einen Job gefunden hast."
Ich verstand es nicht, wie konnte sich so ruhig bleiben und über die nächste Zeit sprechen, als würde es nicht die Hölle werden. Sie hatte recht, ich war wütend. Wütend da rauf, dass mein Verstand und mein Körper keine Reaktion zeigten. Ich wollte das, sie sah wie sauer, wie enttäuscht ich war und ich wollte schreien. Schreien, dass ich sie hasste, dass ich ihre Naivität hasste und das ich es hasste, nun alleine sein zu müssen. Ich hatte ein Problem damit alleine zu sein, ich mochte es nicht. Meine Gefühle waren auf Streit aus, ich wolle sie verletzten sowie sie mich verletzt hatte, aber ich konnte es nicht. Während ich meine Mutter ansah, fiel es mir immer schwerer, diese Gefühle zu halten, sie zu hassen. Sie war meine Mutter und ich konnte sie nicht dafür hassen, dass sie geliebt werden wollte, weil ich sie verstand. Ich wollte ebenfalls geliebt werden, aber am meisten wollte ich von ihr geliebt werden.
"Ist schon okay, Mum." das war das Einzige was ich zustande brachte. Ich hätte noch so vieles mehr sagen wollen, aber zu mehr trauerte ich mich einfach nicht.
"Ich weiß das du deine Gefühle vor mir verbirgst aber Kleines du hast das recht sauer zu sein und du darfst schreien, aber was du nicht machen solltest, ist alles für dich zu behalten und zu versuchen alleine mit dem Ganzen zurecht zu kommen." Sie hatte recht.
"Ich möchte jetzt einfach die kommende Zeit überstehen, Mum. Ich möchte nicht schreien und ich muss auch nicht über meine Gefühle sprechen." Wir wussten beide das ich log, aber sie beließ es dabei.
5 Minuten später stand ich vor dem riesengroßen Gebäude, in dem meine Mutter jetzt für eine bestimmte Zeit drinnen saß. Ich musste mir überlegen, wie es jetzt weiter gehen sollte, wie ich die ganzen Schulen abbezahlen sollte. Ich hatte keinen Dad, keine Familie oder entfernte Verwandte, die mir helfen hätten können. Ich stand alleine da und musste mir ganz schnell eine Lösung einfallen lassen. Fast. Ich hatte meine beste Freundin, eine verrückte beste Freundin. Wir sind zusammen aufgewachsen, waren immer zu zweit, haben unsere Spielzeuge sowie Klamotten immer miteinander geteilt. Sie war die mir beweis das liebe doch ein ganz gutes Gefühl sein könnte. Sie wartete mit einem Unsicherem lächeln auf mich, angelehnt an ihrem Auto. Sie war bildhübsch, ihre pechschwarzen Haare betonten ihre goldbraune Haut. Ihre Lippen waren stets immer mit einer roten Farbe betont. Mit langsamen Schritten ging ich auf sie zu. Den Rauch den sie auspustete, traf mein Gesicht, was mich zum Husten brachte. Egal wie lange sie schon rauchte, ich konnte mich nicht an den Geruch gewöhnen.
"Isabel" flüsterte ich schwach und ließ mich von ihr in eine Umarmung ziehen.
"Nena wie unmöglich dir auch alles gerade erscheint eines muss dir bewusst sein, ich werde immer an deiner Seite sein" ich war dankbar, sie zu haben. Sie war immer die stützte für mich gewesen, die meiner Mutter nicht sein konnte. Langsam trennten wir uns und setzten uns ins Auto. Während der Fahrt, sagte keiner von uns was, wir lauschten die Musik, die aus dem Radio zu hören war. Ich lehnte mich mit meinem Kopf zurück, ich hatte zu viele Probleme und die meisten waren nur mit Geld zu lösen. Geld war aber das Letzte, was ich hatte und somit konnten all meine Probleme nicht gelöst werden. Eine Sache stand fest, ich musste mein Studium abbrechen und einen Job finden. Ich fand es nicht schlimm, dass ich mein Studium abbrechen musste, ich hatte zwar Gefallen daran, aber es erfüllte mich nicht ganz. Somit konnte ich mich mit den Gedanken schnell anfreunden. Ich wusste aber, das ein Job nicht ausreichen würde um all die Schulden die noch offen waren zu bezahlen, es müssten also mehrere her. Ich hatte noch keine Berufserfahrung, denn ich hatte bisher auch noch nie gearbeitet. Mein Lebenslauf war also leergefegt.
Wir waren angekommen, wir parkten vor mehreren Hochhäusern. Wir lebten nicht in der besten Gegend, aber für uns war es die Schönste, denn hier waren wir zu den geworden, was wir jetzt waren.
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ᴍᴀꜰɪᴀ'ꜱ ᴍᴀɴ
Teen FictionEine Naturschönheit, schlau, freundlich, lustig und hilfsbereit. Das war das, was alle dachten, wenn Sie sie sahen, jedoch waren ihre Probleme verborgen in einen der schönsten lächeln. Eine alleinerziehende Mutter, die ihre Zeit im Gefängnis ab...