Ich konnte die ganze Nacht kein Auge zu machen, zu viele Gedanken irrten durch meinen Kopf. Ich überlegte, wie es nun weiter gehen sollte, wo ich einen neuen Job finden sollte und wie ich all anderen erklären sollte, weshalb ich mein Studium abbrach. Es war 3 Uhr nachts und meine Augen fanden keine Ruhe. Müde und kaputt stand ich auf und machte mich auf dem Weg in die Küche. Unser Kühlschrank war leer, man konnte nur paar Eier und eine abgelaufene Milch entdecken. Ich entschied mich dazu Rührei zu machen, auch wenn ich kein großen Hunger hatte mein Körper brauchte etwas zu essen. Ich hatte seit Tagen keinen richtigen Appetit mehr und meine Gedanken ließen mir auch keinen Schlaf. Ich sah beschissen aus, also so richtig beschissen. Ich musste mich aber zusammenreißen, es musste weiter gehen, mein Leben musste weitergehen. Ich aß still meinen Rührei der absolut nicht schmeckte. Ich gab mir die größte Mühe, meinen Körper zu zwingen zu schlafen, die Mühe reichte aber nur für zwei Stunden.
Um 6 Uhr morgens stand ich schon im Badezimmer und starrte mein leeres Gesicht an. Ich erkannte mich kaum wieder, meine grünen Augen gefielen mir nicht mehr sowie sonst und mein braunes Haar hatten ihren Glanz verloren. Gut auszusehen war zur Nebensache geworden, aber um einen Job zu bekommen, musste ich es sein. Unter dusche fühlte ich mich zum ersten Mal seit Tagen wohl, das warme Wasser fühlte sich gut an, ließ es zu, dass meine Muskeln sich entspannten. Ich hörte für einige Minuten keine flüsternden Stimmen in meinen Kopf die meinen Problemen aufzählten. Nach der Dusche fing ich an mich fertigzumachen, fing an endlich wie ein normaler Mensch auszusehen.
Ich hatte keine Zeit, um mein Kaffee in Ruhe zu trinken, denn ich wurde schon von Isabel erwartet. Leise schlich ich mich zu ihr ins Wohnzimmer und umarmte sie von hinten. Leicht erschrocken fing sie an zu lachen.
"Können wir los?" fragte sie mich, während sie sich zu mir umdrehte. Sie fing an zu lächeln, als sie mich sah. "Endlich siehst du wieder wie du aus Nena" lachte sie. Sie nannte mich immer Nena. Nena war ein spanischer Kosename, der so was wie Chica hieß. Ich mochte es so genannt zu werden außerdem war ich es gewohnt, denn das tat sie seitdem sie sprechen konnte.
"Bereit" beantwortete ich ihre Frage mit einem Lächeln. Ich schloss die Tür hinter mir beim Rausgehen. Meine Wohnung lag im 4ten Stock, einen Aufzug hatten wir nicht, also sprangen und rannten wir die Treppen runter. Die Treppen normal wie alle anderen Menschen zu gehen war für uns keine Möglichkeit. Mit Bewerbungen in der linken Hand und mit der Abmeldung für mein Studium in der Rechten stieg ich in Isabels Auto ein. Sie setzte mich an der Uni ab und fuhr gleich danach mit quietschenden Reifen davon. Ich war seit mehreren Wochen nicht mehr an der Uni gewesen, um ehrlich zu sein, hatte ich es auch nicht vermisst. Es hatte sich schon rumgesprochen, dass meine Mutter im Gefängnis saß, aber das störte mich nicht. Die Studenten mit den ich meine Lesungen hatte oder die mir ständig über den wegliefen, interessierten mich nicht. Ich hatte nicht hier angefangen zu studieren, um Freunde zu finden außerdem, fiel es mir ziemlich schwer neue Menschen kennenzulernen. Man konnte auch ganz einfach sagen, dass ich schüchtern war. Ich war zwar schüchtern, aber nicht auf dem Mund gefallen, alles was mir nicht passte sagt ich. Ich machte mich auf dem Weg zum Sekretariat, ignorierte dabei alle Blicke, die auf mir lagen. Die Stimme der Sekretärin war laut, sie war immer direkt gewesen was ich an ihr schätzte. Zwar hatte ich nur zwei Mal das Vergnügen gehabt, aber sie hatte ein positiven Eindruck bei mir hinterlassen.
"Hallo, ich möchte gerne meine Abmeldung abgeben, ich werde mein Studium abbrechen" sagte ich ihr mit einen Unsicheren lächeln. Auch wenn ich kein Problem damit hatte, mein Studium abzubrechen, schämte ich mich denn für mich war es ein Misserfolg. Ich hatte etwas angefangen und mittendrin aufgehört, so was versuchte ich immer stets zu vermeiden. Denn es gab mir das Gefühl zu versagen.
"Oh das ist aber unschön zu hören, ich habe so viel Positives über deine Leistungen gehört. Du hast anscheinend großen Potenzial, sicher, dass du aufhören möchtest zu studieren?" fragte sie mich lächelnd. Sie rückte ihre Brille zurecht und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr, während sie auf meine Antwort wartete.
"Ich bin mir absolut sicher." antwortete ich ihr rau, bevor ich aus dem Sekretariat stürmte. Ihre Komplimente konnte sie sich sparen, ich wusste selbst, wie gut ich war. Es bestätigte aber nur meine Gefühle als Verliererin. Ich musste wieder einen klaren Gedanken fassen, ich war mit einem Plan hergekommen, natürlich stand es an erster Stelle mich abzumelden, aber ich folgte noch einen weiteren vorhaben hier. Die Tatsache, dass ich immer noch kein Geld hatte, hatte sich nicht geändert, aber ich musste sie ändern. Vor dem ganzen Schlamassel, den meine Mutter verursacht hatte, hatte ich mal beim Belauschen von zwei Typen mitbekommen, dass es hier an der Uni einen Dealer gab. Ich hatte bisher noch nie Drogen zu mir genommen und ich hatte es auch nicht vor. Aber den Gedanken vielleicht, selbst Drogen zu verkaufen, lies mich nicht los. Natürlich würde ich weiterhin nach einen normalen Job Ausschau halten, aber als Dealerin war der Gehalt, den man verdiente, nun mal höher. Ich schätze mal an der Aussage 'sowie die Mutter, so die Tochter' ist nichts Falsches dran. Also suchte ich ihn, um mit ihm zu sprechen. Ich suchte ungefähr 10 Minuten, bis ich in der hintersten Ecke des Geländes eines jungen Studenten sah. Er war komplett in schwarz gekleidet, ich schätzte ihn auf 22 Jahre. Plötzlich bekam ich doch ein unsicheres Gefühl, angst schlich sich in mir. Es könnte alles Mögliche passieren, er könnte gefährlich sein, eine Gang angehören oder gewaltsam auf mich reagieren. Ich wusste nicht mehr, ob ich einfach zurück gehen sollte oder meinen Plan durchziehen sollte. Ich entschied mich dazu meinen Plan zu verfolgen, immerhin hatte ich nichts mehr zu verlieren.
Mit langsamen Schritten ging ich auf ihn zu. Wie er da stand und sich präsentierte, zeigte einen dass er nicht angesprochen werden wollte, das man ihn nicht einfach so ansprechen konnte. Er sah nicht schlecht aus, ich hätte ihn mir verkorkster vorgestellt. Er sah aber wie ein ganz normaler Student aus. Ich wusste nicht, wie er reagieren würde, ob er mich auslachen oder einfach nur ignorieren würde. Ich hatte Angst, ja verdammt, ich hatte sogar sehr viel Angst, aber ich stand schon vor ihm, also war es zu spät für einen Rückzieher. Er würdigte mich keines Blickes und das verschaffte meine Unsicherheit mehr Raum. Es war schwerer als gedacht.
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ᴍᴀꜰɪᴀ'ꜱ ᴍᴀɴ
Teen FictionEine Naturschönheit, schlau, freundlich, lustig und hilfsbereit. Das war das, was alle dachten, wenn Sie sie sahen, jedoch waren ihre Probleme verborgen in einen der schönsten lächeln. Eine alleinerziehende Mutter, die ihre Zeit im Gefängnis ab...