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Nichts keine Geräusche, keine stimmen konnte man hören. Es fühlte sich so an, als würde der Tag kein Ende finden, die stunden vergingen nicht. Ich fragte mich was er mit mir vorhatte, weshalb er mich nicht einfach nachhause gehen ließ. Ich hatte ihn die Wahrheit gesagt also verstand ich nicht, weshalb er mich immer noch fest hielt. Ich konnte nicht mehr ruhig rumsitzen, ich verlor langsam meinen Verstand. Ich hatte kein Zeitgefühl mehr ich wusste nicht, wie lange ich schon hier war. Ich hatte geweint, als er den Raum verließ, gefühlte stunden hatte ich geweint. Ich versuchte so leise wie möglich zu weinen, ich wollte nicht das er mitbekam, dass ich weinte. Ich wollte keine Schwäche zeigen, ich wollte Stärke zeigen. Meine Wange tat weh, ich hatte seine Kraft nicht unterschätzt, auch wenn ich mir vorstellen konnte, dass er nicht mal seine ganze Kraft genutzt hatte. Ich hatte nie Verständnis dafür auffinden können, wie Männer Frauen schlugen konnten. Sie waren uns meistens überlegen, hatten mehr Kraft, waren größer und dennoch schlugen sie auf uns ein. Ich hatte einiges über Männer erfahren dürfen, denn die Partner meiner Mutter waren nie eine gute Wahl gewesen. Ich verstand es nicht das einige Männer ihre Frauen vollkommen für sich haben wollten, sie als besitzt, ansahen und die Frauen es zuließen. Mein Verstand konnte auch nicht verstehen, weshalb sich einige für eine Beziehung verstellten, in einer Beziehung sollte man doch sich selbst sein könne.

Nun saß ich hier und versuchte mich zwanghaft einzureden, dass alles gut enden würde. Dass ich am Ende des Tages zu Hause sein würde. Bei Isabel. Ich wusste jetzt das meine Entscheidung falsch war, aber ich konnte die Zeit nicht zurückdrehen, leider. Irgendwie gab ich meiner Mutter die Schuld an allem, würde sie nicht im Gefängnis sitzen, wäre ich jetzt nicht hier. Ich dachte daran, was passieren würde, wenn er mich nicht gehen lassen sollte, der Gedanke verursachte mir Bauchschmerzen. Ich war zu jung, um zu sterben und hatte zu wenige Erfahrungen sammeln dürfen. Der Gedanke meine Mutter und Isabel nie wiederzusehen löste in mir Angst auf, ich wollte nicht allein sterben. Plötzlich dachte über all das, was ich noch nicht gemacht hatte, was ich alles verpassen würde und was ich alles versäumt hatte. Und irgendwie bekam ich zum allerersten Mal das Bedürfnisse meinen Vater kennenzulernen. Ich wusste nicht, wer er war oder ob er überhaupt, wusste dass ich existierte, das hatte mich aber bisher nie sonderlich gestört. Für mich war Isabels Vater immer wie mein eigener Vater gewesen und so behandelte er mich auch. Wir waren alle wie eine Familie.

Das anwesend sah groß aus, aus dem Fenster konnte ich einen großen gepflegten Garten erkennen. Der Garten war mit wunderschönen Blumen geschmückt. Ich konnte mir vorstellen, dass er ziemlich viel Geld besaß. Das Zimmer war weiß gestaltet, hatte ein einfaches Bett, einen großen leeren Kleiderschrank und einen Schreibtisch. Ich stand langsam auf, wollte sehen was der Spiegel mir zeigen würde. Ich musste schlucken, als ich mich sah meine Augen waren gerötet und verschmiert von meiner schminke. Meine Wange verfärbte sich schon langsam leicht lila. Ich hatte kein Auge zu bekommen in den stunden in der ich schon hier saß. Ich konnte kein Auge zu machen, zu groß war die Angst.

Ich stand einige Minuten vor der Tür und überlegte, ob ich klopfen sollte, um wieder auf mich aufmerksam zu machen. Meine Gedanken wurden aber unterbrochen, denn die Tür wurde schon von Enzo aufgemacht. Ich ging einige Schritte zurück, ich wollte Abstand zwischen uns bringen. Er beobachte mich, seine Miene verriet nichts, rein Gar nichts. Er wollte einige Schritte auf mich zu gehen, beließ es aber, dabei als er merkte das ich sofort zusammenzuckte und wiederholt mehrere Schritte zurücktrat.

"Ich habe dir ein Frühstück vorbereiten lassen, du solltest was essen" sprach er und lief schon raus. Mit langsamen Schritten folgte ich ihn. Ich wäre gerne im Zimmer geblieben, hätte mich gerne geweigert, aber ich wusste es würde nichts bringen. Er würde mich einfach dazu zwingen. Außerdem hatte ich großen Hunger. Abgelenkt von meinen Gedanken, bemerkte ich nicht wie ich über meinen eigenen Füßen stolperte und hinfiel. Schnell stand ich wieder auf und strich mir meine Haare hinters Ohr. Meine Wagen glühten und bekamen eine rote Farbe. Ich hörte ihn genervt schnauben, bevor er weiterlief.

Die Küche war groß und modern eingerichtet, so war alles andere auch eingerichtet. Das Innere des Hauses sah wie aus einem Katalog geschnitten, sowie er. Ich beobachtete ihn, wie er sich hinsetzte und wartete, dass ich dasselbe tat. Ich setzte mich hin ließ aber ein Stuhl zwischen uns frei. Er sagte wieder nichts, beobachte mich stattdessen. Ich hatte das Gefühl, das er jedes Mal mich erstmal analysieren wollte, bevor er mit mir sprach.

"Deine Mutter hat ziemlich viel Scheiße gebaut aber deine Entscheidung war ebenfalls nicht durchdacht und dumm". Es gefiel mir nicht, dass er mich mit meiner Mutter vergleicht, aber er hatte vollkommen recht.

"Ich weiß" flüsterte ich schwach. Mein Blick war gesenkt, ich wollte ihn nicht ansehen.

"Dennoch kann ich dein Vorhaben nicht einfach so vergessen, du wolltest etwas gegen mich unternehmen. Du wirst so lange hierbleiben, bis ich mir eine gerechte Strafe für dich überlegt habe".

Das konnte er doch nicht ernst meinen, ich war doch kein Hund, den er einfach einsperren konnte und erst freilassen konnte, wenn er Lust dazu hatte. Ich war immer noch ein Mensch und hatte meine Rechte. Er raubte mir meine Freiheit, das war eine Straftat! Ich wurde langsam wütend, meine Gefühle ließen mich nicht mehr klar denken. Plötzlich stand ich so ruckartig auf, dass der Stuhl nach hinten flog. Ich sah ihn mit verengten Augen an, bevor eine Beleidigung nach der anderen meinen Mund verließ. Ich beleidigte ihn extra auf Spanisch damit er mich nicht verstand. Mit hochgezogener Augenbraue sah er mich an. Er hatte sich zurückgelehnt, seine Arme miteinander verschränkt. Ich bereute meine Entscheidung erst als er langsam aufstand und zu mir ging. Warum traf ich immer wieder Entscheidungen, die ich am Ende bereute. Ich wusste mit ihm konnte ich es mir nicht verscherzen und trotzdem tat ich es.

"Un grosso errore" sprach er auf Italienisch. Seine Stimme klang so gefährlich, dass ich mich erschrak. Ich konnte zwar kein Italienisch, aber das verstand ich und ich wusste er hatte alle meinen Beleidigungen ebenfalls verstanden. Er stand vor mir und zeigte mir seine volle Größe. Seine Hand fasste mein Kind grob an, zwang mich ihn anzusehen. Eine Tatsache dir mir schwerfiel zuzugeben war, dass er wirklich gut aussah. Seine braunen Augen starrten geradeaus in meine.

"Du wirst lernen mir Respekt zu erweisen" flüsterte er mir ins Ohr. 

ᴍᴀꜰɪᴀ'ꜱ ᴍᴀɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt