Ich stand einige Minuten still im Zimmer als Enzo das Zimmer verließ. Ich musste mich erstmal beruhigen, mein Körper und mein Verstand hielten den ganzen Stress nicht mehr lange aus. Ich fühlte mich allein und verlassen, ich konnte diese Stille in diesem Zimmer nicht mehr ertragen. Ich sah keinen Sinn mehr gegen ihn zu kämpfen, ich war allein, allein in diesem Zimmer. Meine Mutter hatte mich verkauft, die Polizei suchte nicht nach mir und mir fehlte meine beste Freundin. Wie würde mein Leben an seiner Seite werden, wie würde seine Familie sein, so viele unbeantwortete Fragen ,auf die mir keiner eine Antwort geben konnte. Ich hasste mich selbst dafür, dass ich nicht mehr für meine Freiheit gekämpft hatte, dass ich so schnell aufgegeben hatte. Ich ließ alle meine Träne freien Lauf, versuchte erst gar nicht leise zu sein. Ich musste endliche meine Gefühle freien Lauf lassen, denn die Situation war zum Weinen.
Ich vermisste Isabel, ihr lachen und ihre Witze. Jetzt brauchte ich sie mehr denn je. Ich brauchte eine Umarmung von ihr, eine feste Umarmung, die mir das Gefühl von Geborgenheit und Schutz gab. Bei ihr hätte ich all meine Gefühle freien Lauf lassen können. Sie hätte mir geholfen, hätte ich ihr über meinen Vorhaben berichtet würde ich jetzt gar nicht hier sitzen. Der Gedanke an Isabel brachte mich nur noch mehr zum Weinen und irgendwann konnte ich gar nicht mehr aufhören.
Irgendwann mitten in der Nacht wurde ich wach, als ich hörte, wie sich meine Tür öffnete. Ich setzte mich auf, zog meine Knie an mich ran. Enzo stand mitten im Zimmer im Dunklen. Die Knöpfe seines Hemds waren alle geöffnet, seine schwarze Anzughose passte ihn perfekt. Er ging auf mich zu und setzte sich am Ende des Bettes hin.
"Ich habe über deine Bedingungen nachgedacht und ich bin bereit mich daranzuhalten" obwohl er flüsterte, war seine Stimme bestimmend. Ich konnte nur leichte Umrisse seines Gesichtes erkennen, im Zimmer war es zu Dunkel.
Ich wusste nicht, ob ich mich bedanken sollte oder nicht immerhin verlangte ich von ihm das er mich normal behandeln und respektieren sollte. Ich entschied mich zu schweigen, ihn reden zu lassen, falls er was zu sagen hatte. Es wunderte mich das er mitten in der Nacht immer noch ein Anzug anhatte und das sein Hemd völlig aufgeknöpft war. Seine Haare waren nicht gestylt und seine Augen sah mich müde an. Es faszinierte mich, dass er mich jedes Mal so intensiv anstarrte als würde er mich so kennenlernen wollen. Es war für mich jedes Mal eine Überwindung ihn anzusehen, sein Gesicht zu studieren, ohne mich selbst zu hassen. Ich konnte den Mann nicht attraktiv finden, der mich festhielt und mich dazu zwang ihn zu heiraten. Um ehrlich zu sein, konnte ich mir auch nicht vorstellen das er etwas Nettes an sich hatte. Bis jetzt hatte ich nur seine schlechten Seiten kennengelernt und ich konnte mir vorstellen, dass da noch mehr waren als die ich schon kennengelernt hatte. Sein inneres war genauso wie sein Äußeres, seine Schönheit konnte einen täuschen aber sein dunkles ich, erkannte man sofort. Es machte mir Angst mit so jemanden zu leben, jemand der so Gefühllos war.
"Glaubst du an die Liebe?" sein flüstern war so leise, dass es ein Wunder war, das ich ihn verstand. Zum ersten Mal, seitdem er in meinem Zimmer war, sah ich ihn an. Ich war überrascht, dass er mir so eine Frage stellte, ich hätte so eine Frage nicht erwartet. Wiederholt schwieg ich, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich glaubte an die Liebe, aber ich verstand sie nicht, denn bisher war ich noch nie verliebt gewesen. Ich musste sie erst kennenlernen, um über sie urteilen zu können.
"Ach vergiss es" murmelte er, bevor er aufstand und sich Richtung Tür begeben wollte.
"Ich glaube an die Liebe, man musst doch an sie glauben immerhin soll sie Wunderschön sein" schrie ich in die Dunkelheit. Ich wollte nicht den einzigen Moment zerstören, in den wir normal miteinander sprachen. Ihn schien meine Antwort zu gefallen, denn er setzte sich wieder auf meinem Bett nur dieses Mal ein Stück näher. Seine Größe schüchterte mich immer wieder ein.
Seine Hand kam meine immer näher, berührte sie erstmal ganz leicht, bevor er sie komplett umschloss. Ich war verwundert darüber, dass ich meine Hand nicht sofort wegzog. Ich ließ seine Berührung zu, ließ es zu, dass er meine Hand hielt und sie leicht streichelte. Seine Hand war so viel größer als meine. Wie blieben einige Minuten still und starrten nur unsere Hände an.
"Ich möchte mich bei Entschuldigen dafür, dass ich dich geschlagen habe, ich möchte nicht das du vor mir Angst hast" seine Worte klangen ernst und ich glaubte Ihnen.
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, meine Gedanken ließen mich in Stich und mein Mund brach kein Wort raus. Ich drückte nur seine Hand, hoffend er würde verstehen das ich seine Entschuldigung annahm. Natürlich war sein Verhalten nicht zu entschuldigen, es war falsch von ihm gewesen mich zu schlagen und das würde ich sicherlich irgendwann auch ansprechen aber nicht jetzt. Ich hatte so viele Fragen und der Moment hätte mir die Gelegenheit gegeben sie zu stellen, aber ich wollte diesen Moment nicht zerstören. Ich hatte Angst das er mein Schweigen falsch deuten könnte.
"Ich habe etwas für dich" sagte er unsicher. Seine Hände glitten zu seiner Hosentasche und zogen ein kleines Schmuckkästchen. Er nahm meine Hand, öffnete sie und legte das Kästchen darauf. Ich konnte mir denken, was drinnen war. Meine Hände zitterten als ich sie öffnete. Meine Augen öffneten sich schockiert, als ich den Diamanten beschmückten Ring sah, er schien teuer zu sein, sehr teuer. Ich sah zu dem Ring und zu dann zu ihm, ich konnte das nicht annehmen. Mit dem Ring allein hätte ich schon all die Schulden meine Mutter bezahlen können.
"Ich kann das nicht annehmen, es ist viel zu kostbar" meine Stimme zitterte, als ich ihn das Kästchen zurück zu ihm schob. Ich sah ihn kopfschüttelnd an und versuchte mir ein Lächeln zu erzwingen.
Er fühlte sich von mir abgewiesen, dass konnte ich an seinem Gesicht erkennen und plötzlich fühlte ich mich schlecht. Ich wollte nicht undankbar wirken, aber ich konnte so einen teuren Ring nicht annehmen, er kannte mich kaum und ich wollte nicht, dass er so viel Geld für mich ausgab. Ich wollte nicht, dass er sich meine Liebe erkaufte oder es versuchte.
"Wir sind verlobt, es ist meine Aufgabe dir ein Verlobungsring zu schenken und über den Preis solltest du dir keine Gedanken machen." seine Stimme war kein flüstern mehr, seine Worte waren Eiskalt. Er nahm meine Hand in seine und steckte mir den Ring an. Es war komisch es laut zu hören, dass wir nun verlobt waren, obwohl wir uns kaum kannten. Der Ring bewies mir, wie ernst er es meinte, dass er es wirklich durchziehen wollte. Ich musste zugeben, dass er Geschmack hatte, der Ring sah wunderschön aus und passte wie angegossen.
Unsicher fasste ich meinen ganzen Mut zusammen und rutschte langsam in seine Richtung. Mein Gesicht kam seins immer näher während meiner Finger seine berührten. Seine Augen beobachten jede einzelne Bewegung, die ich tat, ließen mich keinen Moment aus den Augen. Meine Lippen fühlten sich warm an, als sie seine Wangen trafen, sie verharrten nur einige Sekunden bevor ich sie zurückzog. Meine Stimme flüsterte ein kaum hörbares danke, bevor ich wieder zurückrutschte.
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ᴍᴀꜰɪᴀ'ꜱ ᴍᴀɴ
Teen FictionEine Naturschönheit, schlau, freundlich, lustig und hilfsbereit. Das war das, was alle dachten, wenn Sie sie sahen, jedoch waren ihre Probleme verborgen in einen der schönsten lächeln. Eine alleinerziehende Mutter, die ihre Zeit im Gefängnis ab...