Die Zeit verging nicht, jeder Tag war wie ein Kampf, einen Kampf, den ich unmöglich gewinnen konnte. Ich fühlte mich wie in einem Gefängnis, jeder Tag war bis zur letzten Minute geplant. Enzo hatte ich seit Tagen nicht mehr gesehen, dafür ließen mich seine Männer keine einzige Minute aus den Augen, selbst beim Essen wurde ich beobachtet. Seine Männer standen jede einzelne Minute ob Nacht oder Tag vor meiner Zimmertür. Ich hatte mehrere Versuche gestartet eine Konversation zu führen aber mir wurde nicht mal ein Blick gewürdigt, dass einzige was ich zu hören bekam war ein genervtes Stöhnen.
Ich musste mir langsam einen Plan ausdenken, wie ich aus dieser Situation entkommen kann, ein Fluchtplan, um endlich mein Leben zurückzubekommen. Heute war es so weit, ich würde seine Eltern kennenlernen, seine Familie. Um ehrlich zu sein, freute ich mich, denn zu wissen, dass, wenn sie mich nicht akzeptieren würden, die Heirat sofort gestrichen wäre, versüßte mir die Sache, nur stellte ich mir die Frage, würde er mich dann einfach freilassen oder würde er mich töten und in einem Müllsack im Meer versenken. Die Vorstellung, dass ich so enden könnte, war absolut schrecklich, aber die Vorstellung, mit Enzo ein Leben zu führen, auch.
Wenn ich an eine Ehe mit Enzo dachte, sie mir vorstellte, könnte ich kotzen. Die Ehefrau eines Arroganten, dominanten, gewalttätigen Besserwissers zu sein, wäre eine nicht möglich zu erfüllenden Aufgabe. Unsere Kinder müssten unbedingt nach mir kommen, denn seine Charaktereigenschaften sind für nichts zu gebrauchen.
Enzo hielt es nicht für nötig zu klopfen, mich zu begrüßen oder überhaupt auf mich zu achten, als er in meinem Zimmer platzte, eher interessierte ihn das Chaos, das ich bewusst in meinen Zimmern hinterließ, viel mehr. Ich hielt es nicht für nötig aufzuräumen, immerhin war ich eine Gefangene und meine einzige Pflicht als gefangene ist es, mich gefangen zu fühlen.
„Verflucht, was stinkt denn hier so sehr und warum sieht es hier so dreckig aus?" Wirklich erfreut klang er nicht und das entlockt mir nur ein wunderschönes Grinsen.
Er sah ansehnlich aus, um ehrlich zu sein, sah er zum Anbeißen aus, verflucht neben ihn spürte ich fast, wie mein Selbstbewusstsein sich von mir verabschiedete. Sein Hemd sowie sein Jackett passten ihn wie angegossen, wahrscheinlich bei seiner Arroganz maßgeschneidert. Seine schwarzen Haare hatte er nach hinten gegellt, sahen fast perfekt aus, würde ihn nicht eine Lose Strähne mitten ins Gesicht fallen, die er immer wieder mit seinem Finger nach hinten kämmte. Seine dunkelblauen Augen beobachten mich wie jedes Mal ganz genau, beobachteten jede meine Gesichtszüge, all meine Bewegungen.
„Du starrst" sprach er grinsend aus.
„Mh ja ich starrte" gab ich halb abwesend von mir. Während meine Augen ihn weiterhin musterten, knabberte ich bewusst an meinen Lippen. „Du siehst nämlich perfekt aus, um dir paar Fäuste zu ziehen" fügte ich hinzu, während ich schon aufstand und auf ihn sprang.
Er hatte das nicht kommen sehen, sodass wir hart auf dem weißen Teppich fielen, zu meinem Vorteil, denn er war so überrascht, dass ich ihn direkt mitten ins Gesicht eine Faust verpassen konnte. Ich weiß nicht, warum, aber das Adrenalin brachte mich zum Schreien, während ich auf ihn schlug. Ich hatte schon einige gute Treffer gelandet, als er sich anfing zu wehren. Mit voller Kraft schubste er mich von sich runter, versuchte mich am Arm zu packen, während ich mit voller Kraft an seinen Arm zehrte. Ein lautes Stöhnen entkam ihm, als ich so fest wie ich konnte, zubiss, mir gefiel es auch nicht unbedingt seine Haut zu schmecken.
„Verflucht!" schrie er.
Er hob mich hoch und schubste mich aufs Bett, was sich als Fehler herausstellte, denn innerhalb weniger Sekunden stand ich schon auf und sprang wieder auf ihn. Meine Hand griff automatisch zu seinen Haaren und zog fest daran, während mein anderer Arm ihn auf eine merkwürdige Art versuchte, zu erwürgen. Ein Schmerz durchzog sich über meinen ganzen Rücken, als er mich gegen die Wand presste, verdammt das tat weh. Meine Hand ließ seine Haare automatisch los, was er sofort ausnutzte und mich mit voller Kraft über seiner Schulter auf dem Boden schmiss. Mein Gesicht zog sich schmerzhaft zusammen und ein lautes Stöhnen entkam mir.
Enzo beugte sich zu mir runter, sah mich mit einer blutigen Unterlippe an. Seine linke Wange war leicht rot angelaufen und seine Haare sahen nicht mehr so perfekt aus.
„Die Kampfstunde ist vorbei", sprach er ruhig über meinen plötzlichen Überfall.
Mein Rücken schmerzte höllisch bei dem Versuch, mich aufzurichten, ich hatte deutlich mehr abbekommen als er. Ich musste zugeben, mein Plan lief nicht genauso ab, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber immerhin konnte ich ihn paar male direkt mitten ins Gesicht treffen.
Nun stand ich direkt vor ihm, meine Haare völlig durcheinander und mein Oberteil lag nun völlig unvorteilhaft an mir. Mich wunderte es, dass nicht schon längst einige seiner Männer ins Zimmer geplatzt waren, denn nach meinen Geräuschen zumute und sein Stöhnen hätte man sich vielleicht denken können, dass er in Gefahr ist oder doch eher ich?
„Ich werde diesen kleinen Zwischenfall ignorieren, denn es wird bei einem Zwischenfall bleiben, denn wenn nicht, sehe ich mich gezwungen, meine ganze Kraft anzuwenden und das wird garantiert nicht gut enden."
Ganz langsam kommt er auf mich zu, seine Schritte zu mir fühlen sich wie eine halbe Ewigkeit an, obwohl es nur drei sind. Ich muss mein Kopf in den Nacken legen, um ihn ins Gesicht sehen zu können. Je länger ich ihn mir ansehe, umso mehr wird mehr bewusst, dass ich doch ihn nicht so oft getroffen habe wie erhofft. Er erhebt ganz langsam seine Hand und ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, dass ich mich vor seinem nächsten Schritt fürchte. Doch zu meiner Überraschung greifen seine Finger zu einer meiner Haarsträhnen. Er spielt mit ihr, dreht sie mehrfach um seinen Finger, während sich seine Lippen zu einem Kleinen, aber finsteren lächeln formen.
„Du überrascht mich immer wieder." flüsterte er mir zu während er sich langsam wieder von mir entfernt.
Seine Hände greifen zu seinem Hemd und Jackett, versuchen alles wieder zurechtzurücken. Sein perfektes Aussehen ist vollkommen vergessen nach unserem kleinen Kampf. Sein Verhalten überrascht mich vollkommen, ich hätte jede andere Reaktion erwartet, nur nicht diese. Ich hatte nicht nur sein makelloses Outfit ruiniert, ich hatte sein makelloses Outfit ruiniert, indem er mich seinen Eltern vorstellen wollte.
„Ich werde mich wohl noch mal zurechtmachen müssen, untern erwarten dich zwei Bekannten von mir, sie werden dir helfen, vorzeigbar auszusehen." teilt er mir mit, während er schon Richtung Tür geht.
Er bleibt aber an der Tür noch mal stehen, bevor er sich grinsend zu mir umdreht. „Ich mag Frauen, die kämpfen können" sind seine letzten Worte, bevor er endgültig verschwindet.
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ᴍᴀꜰɪᴀ'ꜱ ᴍᴀɴ
Teen FictionEine Naturschönheit, schlau, freundlich, lustig und hilfsbereit. Das war das, was alle dachten, wenn Sie sie sahen, jedoch waren ihre Probleme verborgen in einen der schönsten lächeln. Eine alleinerziehende Mutter, die ihre Zeit im Gefängnis ab...