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"Hallo" meine Unsicherheit hätte man, glaube ich bis zum letzten Vorlesungsraum hören können. Ich sagte bereits, es ist schwerer als gedacht. Von ihm bekam ich keine Antwort sowie keine Reaktion. Ich wiederholte meine Begrüßung etwas lauter. Ich musste mich beeilen, ich musste mit ihm reden, bevor die Pause begann und alle Schüler das Gelände überströmten. Ich musste mein Schüchternes ich ablegen, so gut wie es nur ging.

"Ich kann mir vorstellen, dass du sehr beschäftigt bist, damit sind wir zu zweit, aber ich muss aber mit dir reden und dafür brauche ich deine Aufmerksamkeit!" dieses Mal klang meine Stimme etwas fester und sicherer. Meine Hoffnung, dass alles hier gut enden würde, starb langsam. Er richtete sich auf, zeigte mir seine volle Größe und stärke. Eigentlich sollte ich froh sein, dass er mir nun seine Aufmerksamkeit schenke, aber dennoch verunsicherte es mich nur noch mehr. Er sagte nichts, er wartete, das ich weitersprach. Ich glaube, um so eine Wirkung auf Menschen zu haben, muss man einige Zeit daran gearbeitet haben. Denn diese Wirkung hatte es an sich. Ich fragte mich, was in das dazu veranlasst hatte so zu werden. Aber um ehrlich zu sein, wollte ich es nicht unbedingt wissen, denn ich hatte meine eigenen Probleme.

"Dafür das du keine Zeit hast, lässt du dir ganz schön viel Zeit." mit einem wartenden Gesichtsausdruck sah er mich an. Seine Stimme war genauso angsteinflößend wie sein aussehen. Er klang älter als er aussah. Seine Stimme trug keinerlei Emotionen mit sich. Er riss mich aus meinen Gedanken, in letzter Zeit vergaß ich beim Denken meine Umgebung. Versunken in meinen Problemen konnte ich alles andere ausblenden sowie jetzt.

Langsam und möglichst sinnvoll versuchte ich ihn zu erklären, dass ich ein Job bräuchte und ich gerne dazu bereit wäre ihn meine Hilfe anzubieten. Das er meine Hilfe gar nicht brauchte war mir vollkommen bewusst, aber vielleicht konnte ihn trotzdem überreden. Ich versuchte so traurig und unschuldig auszusehen wie nur möglich, um ehrlich zu sein es störte mich kaum meine Mutter dafür zu nutzen Mitleid von ihn zu bekommen. Ein schlechtes Gewissen, den ich verspüren hätte sollen, gab es nicht. Nur ein Ziel vor Augen, nämlich ihn zu täuschen, um einem Jobangebot zu kriegen. Meine Rede war kurz und knapp, aber dafür informativ, ich erzählte ihn nämlich was ich alles mitbringen würde. Es fühlte sich so an, als würde ich mich für einen richtigen Job bewerben, mit einem richtigen Vorstellungsgespräch.

Lachend sah er mich an, er lachte doch jetzt nicht wirklich, oder? Er lachte tatsächlich, und zwar über mich. Um ehrlich zu sein, konnte ich nicht lachen, ich fand es einfach nicht witzig. Ich hätte mir ein wenig mehr Professionalität gewünscht. Wie gesagt, ich fand, es gab nichts zu lachen. Außer man sieht es als außenstehende, eine 20-jährige Ex Studentin möchte gerne mit einen Drogendealer zusammenarbeiten, denn sie nicht kennt. Also stieg ich ihn sein Lachen mit ein. Nach einiger Zeit verstummte sein lachen, sein Blick wurde ernst und seine Augen formten sich zu schlitzen. Mein Lachen verstummte auch.

"Ich habe keinen Job für dich und ich bin auch nicht die Jobagentur" sagte er, während er Richtung Parkplatz lief. Schnell lief ich ihm hinterher. "Bitte ich brauche dieses Geld, ich bin darauf angewiesen. Zwei Leben hängen davon ab" meine Verzweiflung konnte man schon fast anfassen, so groß war sie. Ich musste diesen Job bekommen!

"Wie ich bereits, sagte ich bin nicht die Jobagentur, das heißt im Klartext nein" um ehrlich zu sein wollte ich ihn in den Moment eine reinhauen, aber ich wusste es wurde mir wehtun als ihn.

"Bitte" ich durfte und ich würde nicht aufgeben. "Nein" oh doch!

"Ach sieh mal einer an, mein Termin für 14 Uhr wurde abgesagt. Da will mir wohl jemand sagen, dass ich noch mehr Zeit mit dir verbringen soll" mein ganzer Tag war frei. Ich hatte kein Studium mehr und keinen Job, ich könnte ihn also sogar bis nach Hause folgen, wenn ich wollte. Das ich kein Mal auf mein Handy sah oder auf die Uhrzeit fiel ihm nicht auf, denn er schenkte mir beim Gehen keinerlei Aufmerksamkeit.

"Kleines, ich werde mich nicht noch mal wiederholen, ich habe keinen Job für dich. Für einen Zwerg erst gar nicht. Was will so jemand wie dich mit so viel Geld anfangen?" ich überlegte ehrlich, ob ich ihn jetzt eine reinhauen sollte oder doch auf einen besseren Augenblick warten sollte. Man soll ja angreifen, wenn der andere es am wenigsten erwartet.

"Ein Zwerg schon mal gar nicht mein großer, wenn nennt man mich eine Dame. Ich bin ehrlich zu dir, die Wahrheit steht mir nun mal am besten, meine Mum sitzt im Gefängnis und ich muss ihre Schulden abbezahlen. Ist zwar hart, aber ich bin härter" vielleicht hätte ich das Letzte nicht sagen sollen, irgendwie fühlte es sich falsch an.

Als ob er meine Lage wirklich verstehen würde, nickte er langsam. An seiner Stelle hätte mir die Chance nicht gegeben, ich hätte auf besseres und qualifizierteres Personal bestanden. Aber Männer waren manchmal eben etwas Langsamer, wenn es darum ging zu wissen, was falsch und richtig ist. Ich würde ihn aber beweisen, dass ich eine 1 A-Dealerin werden würde.

"Ich gebe dir eine Chance, wenn du ein einzigen Fehler machst, bist du raus. Du wirst auf mich hören, meine Regeln befolgen und keine wieder Worte geben. Dein erster Job wird heute Abend sein, dann kannst du dich beweisen." daraufhin stieg er in seinem Auto, streckte sein Arm aus dem Fenster und gab mir einen kleinen Klebezettel mit seiner Handynummer darauf. Ich bekam gar nicht die Chance mich zu bedanken. Ich schrieb ihm sofort eine Nachricht, damit er meine Handynummer hatte, jetzt musste ich nur auf weitere Informationen von ihn warten.

Ich nutzte den restlichen Tag, um in einigen Bars, Cafés oder Modegeschäften meine Bewerbung dazulassen. Ich versuchte mich so gut wie möglich abzulenken, denn ich wartete nur gespannt darauf, dass ich die Informationen für heute Abend bekam. Ich wusste nicht genau, ob ich Isabel von meinen Vorhaben erzählen sollte. Sie würde versuchen, mich aufzuhalten, mir einreden, wie dumm die Idee sei und dass er andere Wege gäbe. Das würde auf nur zu einem Streit Führen den meine Entscheidung stand fest, so fest, dass mich niemanden davon abhalten könnte. Wir waren beide sehr temperamentvoll, was wohl daran lag, dass wir beide ursprünglich aus Spanien kamen. Wir schätzten unsere Kultur, liebten unser Land, aber unser Temperament brachte uns nicht immer weiter. Meine Gedanken wurden durch das Klingeln meines Handys unterbrochen. Eine Nachricht voller Informationen zu meinen Aufgaben, mein Aussehen und das was ich erreichen musste. Wie bereits gesagt, es war schwerer als gedacht. 

ᴍᴀꜰɪᴀ'ꜱ ᴍᴀɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt