"Du musst mich wirklich nicht nach Hause bringen."
Seit einer gefühlten Ewigkeit versuche ich Brandon davon zu überzeugen, dass ich alleine gehen kann. Nicht nur weil ich wirklich nicht von ihm nach Hause gebracht werden muss, aber weil ich auch nicht möchte, dass er genau weiß wo ich wohne, denn wir kommen aus verschiedene Welten.
"Ich möchte es aber.", natürlich lässt er nicht locker. Ich schüttel meinen Kopf.
"Ich meine es ernst. Es ist zwar Nett gemeint, aber meine Mutter ist immer so neugierig und ich möchte nicht, dass sie etwas falsch interpretiert.", und das stimmt sogar einigermaßen. Ist zwar nicht die ganze Wahrheit, aber die halbe.
"Aber was soll sie denn hieran falsch interpretieren? Wir sind doch irgendwie Freunde, und ich, als Gentleman, muss doch sicher gehen, dass du sicher ankommst.", er lacht und geht weiter neben mir und ich schmunzeln, wegen dem was er gesagt hat.
"Ich will aber nicht, dass sie es falsch versteht, und außerdem wohnst du nicht mal in der Nähe und es wäre ein großer Umweg."
"Wieso versuchst du alles, um zu verhindern, dass ich dich nach Hause bringe?", er bleibt stehen und schaut mich etwas skeptisch an.
"Das tue ich doch gar nicht?"
"Entweder erzählst du mir jetzt was los ist, oder ich werde das hier alles sofort beenden.", er runzelt die Stirn und an seinem Gesichtsausdruck kann ich sehen, dass er es ernst meint.
"Du verstehst es nicht."
"Also wenn du nicht willst, dass deine Mutter mich sieht, geschweige dann kennen lernt, dann sag es mir doch einfach!"
"Das ist es nicht, wirklich nicht.", ich gehe ein Schritt näher auf ihn zu und schaue ihn an. Ich will nicht, dass er denkt, dass es wegen ihm ist. Aber soll ich ihm erzählen, was wirklich los ist?
"Dann erzähl mir jetzt was los ist."
Ich gehe einige Schritte zurück und drehe mich um. Verunsichert schaue ich auf meine Schuhe und streiche mir meine Haare hinter den Ohren.
"Es ist nur, wir sind unterschiedlich. Wir kommen aus unterschiedlichen Welten", meine Stimme ist leiser geworden und ich traue mich nicht mich umzudrehen.
"Ist das dein ernst? Ich dacht schon es sei wegen mir, und dass du nicht willst, dass deine Mutter weiß, dass wir etwas miteinander unternehmen.", ich höre Schritte und sehe andere Schuhe die vor mir stehen. Mein Kopf hebe ich trotzdem nicht.
"Das ist wirklich ein Problem für dich?", er legt seinen Finger unter meinen Kinn und ich schaue ihn direkt in die Augen.
"Nicht direkt ein Problem, aber unangenehm.", ich nehme seine Hand und sie von meinem Kinn, bevor ich meine Arme verschränke.
"Dann sehen wir uns Montag?", er lächelt mich an und ich erwidere es und nicke. Wir umarmen uns und währenddessen kribbelt es in meinem ganzen Körper. Ich hoffe nur er spürt nicht meinen Herzschlag, der sich mindestens verdoppelt hat.
"Danke."
"Ich kann dich ja nicht zu etwas zwingen, also hoffe ich, dass du mich irgendwann mal freiwillig mit nach Hause nimmst.", er grinst leicht und ich nicke.Dann drehen wir uns um und jeder geht in die entgegengesetzte Richtung. Ich glaube er weiß gar nicht wie viel mir das bedeutet, dass er es akzeptiert. Ich meine, die letzten Jahre wurde alles über meinen Kopf weg bestimmt und ich hatte nie etwas zu sagen. Aber es hat sich geändert. Und es fühlt sich atemberaubend an, etwas bestimmen zu dürfen. Eine Stimme zu haben.
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Shy
Teen Fiction- Re-uploaded - Shy Zu schüchtern, um ihn anzusprechen. Zu schüchtern, um den anderen die Meinung zu sagen. Zu schüchtern, um ihnen zu zeigen, was sie wirklich drauf hat. Sie sitzt alleine. Liest lieber Bücher, als sich mit den anderen zu unterhal...