Kapitel 23 - Luna Lovegood und ihre Worte

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Wir sollten wie bei der Hinfahrt zum Hogwarts-Express mit der Kutsche fahren, doch ich stockte, als ich sie sah. Was war das? Tiere, ähnlich wie knochige Pferde, waren vor die Kutschen gespannt. Aber die Kutschen fuhren doch immer von selbst!

"Hey, ", ich sah zu meinen Freunden, "Seht ihr das auch?"

Die Drei sahen mich fragend an. "Was denn?"

Ich deutete auf die knochigen Pferde. "Was ist das?"

Sie sahen mich aus undefinierbaren Blicken an.

"Da ist nichts, Kendra.", sagte Pansy, "Was siehst du denn da?"

"Da! Das Ding, das die Kutsche zieht!"

"Da ist nichts.", sagte Draco, "Die Kutschen fahren von selbst. Wie immer."

"Hm.", machte ich nur nachdenklich, da hob ein Mädchen mit langen blonden Haaren ihren Kopf und sah mich aus ihren großen, blauen Augen an. An ihren Ohren hingen Radieschen.  Die Zeitung, die sie las, hielt sie falsch herum.

"Du wirst nicht verrückt.", sagte sie mit einer sanften, verträumten Stimme, "Ich sehe sie nämlich auch."

Pansy, Draco und Pansy sahen das Mädchen aus hochgezogenen Augenbrauen an. Dann grinsten sie.

"Nein, ganz und gar nicht verrückt.", sagte Blaise. Das Mädchen warf ihren Blick auf ihn und starrte seinen Kopf an.

"Nargeln ...", murmelte das Mädchen, "Sie sind in deinem Kopf und machen dich ganz wuschig im Gehirn ..."

Wir alle sahen das Mädchen an. Sie war verrückt. Eindeutig.

"Was sind Nargeln?", fragte Blaise verwirrt.

Draco stöhnte. "Nicht dein Ernst, Blaise."

Pansy schüttelte nur den Kopf. "Du glaubst doch nicht diesen Mist, den Loony erzählt?"

Blaise senkte peinlich berührt seinen Blick.

"Loony?", fragte ich. Wer konnte seinem Kind das antun und es Loony nennen?

"Loony.", sagte Pansy und deutete auf das blonde Mädchen, mit dem Ravenclawabzeichen auf der Schuluniform. Sie sah uns immer noch an und immer noch hielt sie ihre Zeitung falsch herum.

"Eigentlich Luna Lovegood.", sagte Pansy, "Aber alle nennen sie Loony."

"Hm.", machte ich wieder. Luna also. Passte irgendwie zu ihr. Ich musterte Luna und sie musterte mich. Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht.

"Es ist nicht zu übersehen.", lächelte sie, während sie mich ansah.

Was war nicht zu übersehen?

"Aber man sollte ja niemanden wegen seiner Eltern verurteilen.", sie lächelte mich immer noch an. Meine Eltern? Sie kannte meine Eltern? Hatten meine Eltern etwas schlimmes getan, sodass es auch in der Zaubererwelt bekannt war?

Sie lächelte einfach nur weiterhin und dieses mal hatten sogar Pansy, Draco und Blaise aufmerksam zugehört.

Sie warfen einander Blicke zu und stiegen dann tatsächlich mit zu Luna in die Kutsche. Luna sagte nichts dagegen.

Ich ahnte, was meine drei Freunde vorhatten. Sie glaubten nicht, dass meine Eltern meine Eltern waren und nun hatte Lunas Aussage ihre Aufmerksamkeit geweckt. Seufzend stieg ich mit in die Kutsche.

Meine drei Freunde sahen Luna an, die sich wieder ihrem Magazin gewidmet hatte.

"Der Klitterer", las ich auf dem Kopf.

"Luna", begann Blaise gedehnt. Luna blickte von ihrem Klitterer auf und sah ihn an. "Kennst du ihre Eltern?"

Verwundert sah Luna ihn an. "Kennst du sie denn nicht?" Sie sprach ganz normal mit uns. Na gut, sie sprach in Rätzeln, aber dafür dass alle anderen uns Slytherins hassten, sprach sie ziemlich normal mit uns.

Aber Luna sprach so, als sei es selbstverständlich, dass man meine Eltern kennen müsste. Dabei war ich mir mehr als sicher, Luna noch nie zuvor mit meinen Eltern gesehen zu haben. Und meine Eltern waren auch nicht berühmt. Nicht einmal in der Muggelwelt.

Draco, Blaise und Pansy warfen einander Blicke zu. Dann sahen sie wieder zu Luna.

"Woher kennst du Kendras Eltern?", wollte Pansy wissen.

Luna lächelte schwermütig. "Man kann sie nicht nicht kennen. Natürlich habt ihr von ihnen gehört." Nun sah sie mich an. "Doch du kennst sie nicht."

Nun lagen alle Blicke auf mir. Wie konnte das sein? Wie konnten die anderen meine Eltern kennen, während ich sie nicht kannte? Ich begann immer mehr daran zu zweifeln, dass meine Eltern meine Eltern waren. Es gab genügend Beweise. Wie die Leute, die mich ängstlich anstarrten, als würden sie mich erkennen, wie Neville und seine Großmutter. Beide hatten entsetzt gewirkt. Meistens sind es die Erwachsenen, die mich "erkennen". Das heißt doch, diese sie, mit der sie alle mich immer vergleichen, kann gar nicht eine so weit entfernte "Vorfahrin" sein. Diese Generation scheint sie ja zu kennen.

"Luna, kannst du mir das erklären?", fragte ich sie. Sie lächelte leicht, während sie mich ansah.

"Solltest du das nicht lieber selber herausfinden? Außerdem ... ", sie verstummte und schaute verträumt durch die Gegend. Draco, Pansy, Blaise und ich warfen uns Blicke zu. Was hatte das zu bedeuten? Ich musste dringend mit meinen Eltern Kontakt aufnehmen! Langsam bekam ich immer mehr das Gefühl, dass sie gar nicht meine Eltern sein konnten.

Schnell schnappte ich mir ein Blatt Pergament und einen Umschlag und einen Stift.


Liebe Mum, Lieber Dad.

Das ist mir jetzt sehr wichtig. Schon seit längerem habe ich da so ein Gefühl ...

Ich weiß es nicht genau, aber ich muss es wissen. Bitte lügt mich nicht an, wenn ihr mir zurückschreibt. Den Brief bindet ihr dann bitte an Ares' Bein. Das ist die Eule, die euch meinen Brief übergibt.

Schon seit einiger Zeit habe ich nachgedacht und nach Ähnlichkeiten zwischen uns gesucht. Aber keine gefunden. Weder bei euch, noch bei meinen Großeltern, als sie noch lebten. Das kann doch nicht sein, oder?

Und dann sind da noch die Leute, aus der Zaubererwelt, die mich ansehen, als würden sie mich kennen und fürchten. Das kam schon viel zu oft vor, als das es Zufall sein könnte.

Ich sitze hier gerade mit meinen Freunden und einem Mädchen namens Luna in der Kutsche auf dem Weg nach Hogwarts. Sie meinte, sie kenne meine Eltern. Doch das kann gar nicht, wenn ihr doch meine Eltern seid. Dann meinte sie noch, dass man euch natürlich kennen sollte. Als sei es selbstverständlich, dass man euch kennt.

Und dann ist da noch dieses Gemälde meiner "Zauberervorfahren" in meinen Geldverlies in Gringotts. Die Frau auf dem Gemälde, meine "Vorfahrin", sieht mir viel ähnlicher als ihr. Sie sieht genauso aus, wie ich nur älter. Da kann doch etwas nicht stimmen.

Außerdem war ich ja bis vor wenigen Stunden noch bei Draco und seinen Eltern. Seine Mutter hatte am ersten Tag auch so ausgesehen, als würde sie mich kennen und hat einen Namen geflüstert.

Sie scheinen mich alle zu kenne. Oder meine "Vorfahren".

Bitte antwortet mir ehrlich. Seid ihr meine Eltern?


Ich faltete das Pergament zusammen und steckte es in den Briefumschlag. Ich band ihn Ares ans Bein uns sagte ihm, wo er hin fliegen sollte. Wir alle beobachteten die schwarze Eule, die davon flog und mit dem dunklem Himmel eins wurde.

"Was hast du geschrieben und an wen?", wollte Draco wissen.

"Werdet ihr schon sehen.", meinte ich in Gedanken versunken und sprach die restliche Fahr kein Wort mehr.

Kendra Lestrange (Harry Potter FF) *abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt