Lange musterte er mich. "Haben sie auch einen Schlüssel?"
Ich gab ihm meinen Schlüssel. Wieder musterte der Kobold mich. "Folgen Sie mir."
Wir stiegen in den Wagen, der auch fast schon sofort losbrauste. Immer und immer tiefer ging es, bis wir schon das Gebrüll des Drachen hörten.
Er führte mich ruhig zu dem Verlies meinen "Vorfahren". Ich war mir nicht mehr so sicher, ob das stimmte, dass meine "Vorfahren" magischen Blutes waren. Konnte es nicht auch sein, dass diese "Vorfahren" noch lebten?
Ich betrat das Verlies und sah zu dem Gemälde der Frau. Sie hatte sich malen lassen. Sie sah mir so ähnlich. Seufzend wandte ich mich von dem Gemälde ab und nahm mir eine Handvoll Gold und verließ das Verlies.
Ich lief noch einmal durch die ganzen Läden, bis es dunkel wurde. Erst dann machte ich mich auf den Weg zurück.
Ich hatte den Tropfenden Kessel hinter mir gelassen, als ich sie hörte.
"Hey Leute, ist das nicht Kendra?!", grölte ein mir sehr bekannte Stimme. Ich drehte mich um. Da standen sie. Die Muggel aus meiner ehemaligen Muggelklasse. Die vier Jungen, unter ihnen auch Jay und die drei Mädchen. Sie hatten mich immer bloßgestellt und mich geärgert. Wut keimte in mir auf, aber ich durfte nicht zulassen, dass sie mich übermannte. Sonst würde ich nichts mehr versprechen können.
"Ich wünschte es gäbe Worte, die töten konnten, wenn ich sie aufsage." Das hatte ich damals immerzu gedacht. Ich hatte diese Clique so gerne tot sehen wollen. Und nun gab es tatsächlich eine Möglichkeit.
Die acht kamen grinsend auf mich zu."Von einem Tag auf den anderen bist du nicht mehr da gewesen. Hatte Kendra etwa Angst vor uns? Wollte Kendra abhauen und in einer dunklen Ecke heulen?", er sprach in einer Babystimme und lachte. Die anderen stimmten mit ein. Ich musste mir das nicht mehr gefallen lassen.
"Hatte Kendra Angst?", flüsterte Jay in einer Babystimme und er grinste. "Hatte Kendra Angst?", widerholte er. Alle lachten.
"Beruhige dich, Kendra!", dachte ich mir, "Sie sind es nicht wert!"
Ich drehte mich um und ging.
Die anderen lachten. "Kendra hat Angst!", grölten sie alle lachend.
Ich bebte. So etwas ließ ich mir nicht gefallen! Nicht von verabscheuenswerten Muggeln!
Schneller als sie gucken konnten, hatte ich mich zu ihnen umgedreht und meinen Zauberstab gezückt.
Sie sahen ihn erstarrt an. Dann brachen sie in schallendes Gelächter aus. Wie konnten sie es wagen?! Wie konnten sie es wagen, mich auszulachen?! DRECKIGE MUGGEL!
Sie lachten weiter. Ein irres Grinsen schlich sich auf meine Lippen. Sie würden ihr Ende finden. Hier und jetzt. Und ich würde es tun. Es irritierte sie, dass ich grinste. Sie hörten auf zu lachen. Aber das würde ihnen nichts mehr bringen. Ich hatte mich bereits entschieden.
"Avada Kedavra!" Ein heller, grüner Blitz erhellte die dunkle Straße. Acht entsetzte Schreie, von denen einer erstarb.
Ich sah seine Leiche am Boden liegen. Jay war tot. Nichts wies auch nur auf irgendwelche Verletzungen hin. Nur seine eingefrorene, entsetzte Miene war ein Hinweis auf die Tat, die hier verübt worden war.
Die anderen starrten ihren Freund entsetzt an. Langsam und bebend sahen sie zu mir.
Ein weiterer grüner Lichtblitz. Ein weiterer Schrei, der erstarb. Die zweite Leiche, der man auch keine Verletzungen ansehen konnte, bis auf das entsetzte Gesicht.
Nun fingen sich die anderen wieder. "LAUFT!", schrie einer von ihnen. Ich wusste nicht, wer von ihnen es war, doch es war mir sichtlich egal.
Ein irres Grinsen schlich sich auf meine Lippen und ich rannte ihnen hinterher.
Weitere grüne Lichtblitze. Alle waren tot. Meine Arbeit hier war getan. Gleichgültig sah ich die Leichen meiner alten Feinde an. Ich schob meinen Zauberstab zurück in die Hosentasche.
Erst jetzt begriff ich, was ich getan hatte. Ich starrte auf das Massaker vor mir. Nein, Schuldgefühle hatte ich nicht. Sie hatten den Tod verdient. Dennoch ... Es machte mir Angst, dass ich zu so etwas im Stande war, obwohl ich noch nicht einmal ein ganzes halbes Jahr wusste, dass ich eine Hexe war. Und es machte mir Angst, dass mir ihr Tod vollkommen gleichgültig war.
Ich war durch und durch eine Slytherin. Mehr, als vielleicht manch andere Slytherins. Harry, Ron und Hermine sollten sich überlegen, mit dem sie befreundet sein wollten. Mit mir ganz sicher nicht, wüssten sie, was ich getan hatte. Sie würden mich hassen. Aber sie würden es nie erfahren. Ich hatte ja nicht einmal die Spur auf mir. Die hätte man als Baby bekommen müssen, doch da ich für tot gehalten wurde, hatte man die Spur von mir genommen und seither nicht wieder aufgelegt. Niemand konnte mir etwas nachweisen. Niemand konnte mich beschuldigen.
Als wäre nichts gewesen lief ich zurück zu meinen Eltern.
"Hallo Spatz.", begrüßte mich mein Vater und sah von seiner Zeitung auf.
Massenmörder Sirius Black noch immer auf freiem Fuß, waren die Schlagzeilen. Wieder war ein Bild von Black zu sehen.
"Solch ein Ungeheuer sollte man schnell wieder einsperren.", sagte mein Vater, der meinen Blick auf die Zeitung mitbekommen hatte. Er seufzte. "Wenn das so weitergeht, werden sie ihn nie fangen."
Ich hatte auch Muggel ermordet. Wie dieser Sirius Black. Ich hatte acht Muggel getötet. Und hatte ein schlechtes Gewissen, da ich kein schlechtes Gewissen deswegen hatte.
Wie sollte ich das die vier Tage noch hier aushalten? Wäre ich doch in Hogwarts geblieben und dann nach einer Woche zu den Malfoys gereist.
Wenigstens würde Pansy bald kommen. Ob ich es ihr, Draco oder Blaise sagen konnte? Pansy war ja schon nicht begeistert gewesen, da sie den Fluch in meinem Buch gefunden hatte. Ihr werde ich es schon einmal nicht sagen. Und den anderen beiden wahrscheinlich auch nicht.
Ich lief nach dem Essen hinauf in mein Zimmer, wo ich ein leises Klopfen an der Fensterscheibe vernahm.
Am Fenster war eine Eule zu sehen. Pansys Eule, die einen Brief im Schnabel trug. Schnell öffnete ich das Fenster und die Eule hüpfte herein und gab mir den Brief. Ich band ihr das schon eingepackte Geschenk für Pansy um ein Bein. Sie fiepte kurz, trank etwas von Ares' Wasser, der die Eule deswegen böse ansah, dann flog sie davon. Ich band Ares die beiden klein gezauberten Päckchen für Draco und Blaise ums Bein und auch er flog los.
Ich ließ das Fenster offen, für dann wenn Ares zurück kommen sollte und ich schlief. Ich setzte mich auf mein Bett und öffnete Pansys Brief.
Hey Kendra, es tut mir leid, aber ich kann in vier Tagen nicht kommen. Meine Eltern haben nachgefragt, welchen Blutstatus du hast und da musste ich es ihnen sagen. Sie hätten bemerkt, wenn ich gelogen hätte und hätten anschließend Veretaserum genommen. Wir sehen uns in sieben Tagen, Pansy.
Meine Laune sank noch tiefer, als sie es ohnehin schon war. Sieben Tage in der Muggelwelt. Sieben Tage, die ich mit meinen Eltern verbringen konnte. Sieben, endlose Tage, bis ich nach Malfoy Manor konnte.
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Kendra Lestrange (Harry Potter FF) *abgebrochen
FanfictionKendra lebt damit, ein ganz normales Mädchen zu sein. Das dachte sie zumindest. Bis zu ihrem dreizehnten Geburtstag, als sie einen Brief der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei erhält. In Hogwarts schließlich lernt sie neue Leute kennen, unter i...