"Kendra!", rief meine Mutter, als sie mich sah und stürmte auf mich zu. Kaum war sie bei mir angekommen, war sie mir auch schon um den Hals gefallen. "Gut siehst du aus! Bist du gewachsen? Oh, ich bin ja so froh, dass du wieder hier bist! Wie ist Hogwarts?"
"Mum, ich habe dir jede zweite Woche einen Brief geschrieben.", sagte ich ruhig und sie ließ mich endlich los.
"Muggel.", schoss es mir angewidert durch den Kopf und ich erschrak mich selbst vor meinem Gedanken. Weshalb dachte ich so abfällig von Muggeln? Ich war schließlich kaum besser. Ich war ein Schlammblut. Außerdem hatten Muggel mich mein Leben lang großgezogen. Warte, was?! Wieso hatte ich gedacht, dass Muggel mich groß gezogen hatten und nicht meine Eltern, was sie doch eigentlich waren?
Meine Mutter sah mich traurig an. "Es ist so leer, seit du fort bist."
Nun kam auch mein Vater und schloss mich in seine Arme. Ich ließ es zu, auch wenn ich mich innerlich sträubte.
"Muggel.", schoss es mir immer wieder durch den Kopf und immer wieder ermahnte ich mich selbst; "Sie sind deine Eltern! Und du bist ein Schlammblut! Du hast kein Recht, so von ihnen zu denken!"
"Sag mal Spatz, woher hast du denn die ähm ... Eule?", fragte mein Vater und musterte Ares mit hochgezogenen Augenbrauen, "Gefällt sie dir etwa?"
Hatte er etwa etwas gegen meinen Ares?! Ja, Ares war eine schwarze, ziemlich gruselig und kämpferisch wirkende Eule, mir abstehendem Gefieder, sodass es beinahe so schien, als seinen seine Federn Stacheln und durch eines seiner unheimlichen gelben Augen zog sich eine Narbe und er hatte lange Krallen, aber er gefiel mir! Hatte mein Vater etwas gegen ihn?!
Entgeistert starrte ich ihn an. Mein Vater schien sich unwohl zu fühlen und wandte schnell seinen Blick ab.
Meine Eltern schwiegen während der ganzen Fahrt nach Hause über.
Zuhause angekommen verzog ich mich erst einmal in mein Zimmer und stand in der Mitte meines Zimmers. Es fühlte sich so fremd an. Alles hier. Nur war es mir zuvor noch nie aufgefallen.
Das ganze Haus fühlte sich fremd und falsch an. Meine Eltern fühlten sich fremd und falsch an. Diese Muggelwelt fühlte sich fremd und falsch an, obwohl ich hier Jahre lang aufgewachsen bin.
Es fühlte sich jetzt wieder so an, wie bevor ich meinen Hogwartsbrief bekam und den Tropfenden Kessel entdeckte. Es war, als wäre ich wieder in mein elendiges Leben als Muggel hineingerutscht. So, als hätte Zauberei nie existiert. Als würde ich noch immer hier als die Außenseiterin bekannt sein und hier zur Schule gehen, während sie mich ärgerten und bloßstellten. Ich hasste die Muggel.
Morgen würde Heiligabend sein. Und ich dachte nur an die negativen Dinge und an Hass. Ich musste hier raus, musste frische Luft bekommen.
Ohne dass meine Eltern es bemerkten, schlich ich mich aus dem Haus und lief die Londoner Straßen entlang. Der Schnee glitzerte auf den Dächern der Häuser und der Boden war von einem weißen Teppich bedeckt. Überall hing Deko. In den Schaufenstern der Läden leuchteten Weihnachtssterne und Lichtgirlanden in einem goldenen Licht. Doch ich wollte kein Licht. Ich wollte Dunkelheit.
Meine Füße trugen mich schon fast von allein zum Tropfenden Kessel und ich öffnete die Tür. Hier sah es noch genauso aus, wie letztes mal, als ich hier gewesen war. Ein dunkler Raum und eine dunkle Treppe, die hinauf zu den Zimmern führte.
Ich setzte mich an die Theke und dachte über alles nach.
Über die Muggelwelt, die Zaubererwelt, darüber, wo mein Zuhause war. Über meine Eltern, die sich wenn ich genau darüber nachdachte sich nicht wie meine Eltern anfühlten. Sie verheimlichten mir etwas und das wusste ich, wusste es seit ich denken konnte.
Hogwarts war mein Zuhause. Die Zaubererwelt. Dort gehörte ich hin. Dort fühlte ich mich wohl. Dort hatte ich Freunde. Richtige Freunde. Freunde, die ich nicht verlieren wollte. Freunde, die zu mir standen, obwohl ich ein dreckiges Schlammblut war.
Die Muggelwelt und die Leute, die sich meine Eltern nannten, dort war ich nur aufgewachsen. Aber sie waren kein Teil von mir. Schon lange nicht mehr.
Und ich dachte über die Frau aus meinem Traum nach, die Frau auf dem Gemälde im Gringottsverlies 13666.
Jede alte Reinblüterfamilie hatte einen Namen, eine Bedeutung und eines der bestgeschützten Verliese Gringotts, dort, wo der Drache wachte.
McGonagall hatte nicht gewollt, dass irgendetwas über dieses Verlies rauskam. Auch hatte sie nicht gewollt, dass ich dieses Gemälde sah. Mein Leben bestand aus Geheimnissen und Lügen, die mir nicht bekannt waren.
Und zum ersten mal fragte ich mich, wer war ich eigentlich? Wer war ich wirklich? Wer war ich, sodass man Angst vor mir haben musste, wenn ich auch nur im Gang auftauchte?
"Ah! Hallo Kendra!", ertönte da die Stimme von Tom, dem Wirt, "Du hast Ferien, oder?"
Ich blickte auf und sah den kahlköpfigen Mann an. "Ja.", sagte ich, "Und ich bin nach Hause gefahren, obwohl ich mir überlege, ob ich nicht doch besser in Hogwarts geblieben wäre."
Tom lächelte schwermütig. "Hogwarts.", seufzte er, "Solch ein prächtiger Anblick ... Ich werde es nie vergessen, wie es war, dort zu sein!"
"Haben sie noch Schokoladenkuchen?", fragte ich.
"Natürlich!", sagte Tom und grinste und holte einen Teller mit einem Stück Schokoladenkuchen und reichte es mir. Ich reichte ihm das Geld.
"Möchtest du einen Kürbissaft? Geht auf's Haus!", sagte der kahlköpfige Wirt und ich nickte dankend. Er reichte mir ein Glas mit Kürbissaft.
Schweigend aß und trank ich. "Danke.", sagte ich anschließend und verabschiedete mich.
"Auf Wiedersehen!", sagte Tom und ich lief durch die Tür, die zu der Mauer der Winkelgasse führte. Ich nahm meinen Zauberstab heraus und klopfte gegen die bestimmten Backsteine. Dann ging ich durch den Bogen, der sich gebildet hatte. Ich war erleichtert, in der Winkelgasse zu sein. Sie ließ es mir hier aushalten. Sie war Teil der Zaubererwelt.
Da morgen ja schon Heiligabend war, wollte ich meinen drei Freunden noch etwas zu Weihnachten holen. So ging ich in den Quidditchladen und kaufte Draco, wie auch Blaise Quidditchzubehör. Für Pansy ging ich nach Flourish & Blotts, um ihr ein Buch über ihre Lieblingsquidditchmannschaft zu holen.
Nun stand ich vor Gringotts. Der Schlüssel befand sich in meiner Hand. Ich musste es noch einmal sehen. Das Gemälde.
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Kendra Lestrange (Harry Potter FF) *abgebrochen
FanfictionKendra lebt damit, ein ganz normales Mädchen zu sein. Das dachte sie zumindest. Bis zu ihrem dreizehnten Geburtstag, als sie einen Brief der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei erhält. In Hogwarts schließlich lernt sie neue Leute kennen, unter i...