Es war kalt. Die steinernen Mauern karg und öde. Hinter mir befanden sich dichte Gitterstäbe, um zu verhindern, dass einem die Flucht gelingen konnte. Es roch nach Tod und Verderben und ich konnte die Angst fühlen, die Angst und der Wahnsinn, der innerhalb dieses Gemäuers hausten und nach Freiheit und Rache lechzten.
"Kendra.", ertönte ein leises Flüstern. Es klang sehnsuchtsvoll.
"Kendra." Und wieder. Es wurde ein klein wenig lauter. Vor mir erschien plötzlich eine bleiche Frau. Ihre schwarzen Augen durchbohrten die Meinen sanft. Ihre dichte, schwarze, wilde Haarmähne hing schmutzig und verfilzt an ihr herab. Bellatrix Lestrange. Meine Mutter.
"Kendra." Sie kam näher, ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen. War es Liebe, die ich da spürte? Doch ich fühlte persönlich nichts dergleichen. Damals, als ich noch nicht wusste, wer diese Frau war, habe ich den Tag entgegengesehnt, an dem ich erfahren würde, wer sie war. Nun wünschte ich, es hätte diesen Tag nie gegeben. Sie war eine Wahnsinnige. Sie war verrückt.
Der leuchtende Schimmer in ihren schwarzen Augen erlosch. Fragend sah sie mich an. "Kendra?"
Ich lächelte nicht. Sie war zwar meine Mutter, doch ich war nicht wie sie. Nun gut, ich hatte getötet, aber ich bereute es. Um nichts in der Welt würde ich es erneut tun. Das war der klare Unterschied zwischen Bellatrix und mir. Sie bereute all ihre Taten nicht. Ich schon, doch ich konnte sie nicht rückgängig machen. Was getan war, war getan.
Sie sah mich an, kam wieder auf mich zu, doch da wich ich plötzlich zurück. Wie vom Donner gerührt blieb sie stehen und starrte mich an, ihre dunklen Augen weiteten sich ein wenig. Wirkte sie etwa verzweifelt? Ja, ja, sie war verzweifelt. Sie streckte ihre Hand nach mir aus, die Verzweiflung war ihr nur zu gut anzusehen. Wieder flüsterte sie meinen Namen.
Doch ich reagierte nicht. Mein Blick blieb kühl. Etwas glitzerte in ihren Augen auf. Sie ließ sich auf die dreckigen Knie fallen, ein erstickender Schluchzer erklang aus ihrer Kehle und ihre Augen ließen mich nicht ein einziges mal los.
"Du weißt es." Sie klang leise und gebrochen. Erneut streckte sie flehend ihre Hand nach mir aus, doch ich wich wieder zurück. Langsam verblasste die Szene vor mir, die Kälte in meinen Adern verflog und auch Bellatrix Lestrange begann zu verblassen.
Das letzte, was ich von ihr vernahm, war ein verzweifelter Schrei.
"Kendra! Hey Kendra!" Jemand rüttelte mich. "Kendra! Jetzt wach auf, bei Salazar!" Wieder wurde ich durchgeschüttelt. "Wegen dir werden wir noch zu spät kommen!"
Gequält öffnete ich meine Augen. Die Erinnerung an meinen Traum war noch stark. Ich fühlte immer noch, wie es sich in Askaban anfühlte, spürte die Dementoren, wie Schatten, als seien sie noch immer in der Nähe.
Vor mir stand ein genervter Draco, die Arme vor der Brust verschränkt, während er mich aus seinen grauen Augen heraus musterte. "Was ist nur los mit dir in letzter Zeit?" Fragend sah ich ihn an. Er seufzte. "Wir müssen los, wir wollen doch zur Quidditch-Weltmeisterschaft? Weist du noch? Ministerloge!"
Sofort war ich hellwach. "Bei Merlins pinken Unterhosen!", fluchte ich und sprang aus dem Bett, wobei ich fast Draco mit riss. Doch dieser konnte sich noch gerade so vor einem Sturz bewahren. Ich hatte da weniger Glück, landete verheddert in meiner Decke auf dem Boden, wobei ich mir auch noch den kleinen Zeh stieß. Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Körper. Verdammt!
Ich hörte Draco von oben seufzen, als er mich auch schon packte und auf die Füße stellte.
Ehe ich mich versah, war er auch schon wieder verschwunden. Schnell machte ich mich fertig, packte in Rekordzeit meine Sachen mit einem Wink meines Zauberstabes und schon hatte ich die Sachen gepackt, die ich mitnehmen wollte.
Wie von einer Sphinx verfolgt rannte ich durch das Manor hinunter in den Salon. Dort warteten schon alle drei Malfoys. Narzissa lächelte mir zur Begrüßung zu und Lucius musste sich ein amüsiertes Grinsen verkneifen, was ihm auf den ersten Blick ganz gut gelang, aber auch nur auf den ersten.
"Gut. Da nun alle anwesend sind." Ein kleiner Seitenblick von Lucius auf mich. Ich lächelte entschuldigend. Er legte seine Hand auf Dracos Schulter und beide waren appariert.
"Na komm.", sagte Narzissa und legte auch ihre Hand auf meine Schulter. Sofort setzte das Gefühl ein, durch einen Schlauch gezogen zu werden und alles um uns herum verschwamm. Kurz darauf war alles wieder vorbei und wir befanden uns auf einer sehr weit reichenden Wiese. Irgendwo dahinten war ein Wald und rechts von mir direkt ein gewaltiges Stadion.
Mir klappte der Mund auf, während ich es anstarrte. So ein großes Stadion hatte ich noch nie gesehen.
"Wir haben natürlich das beste Zelt und auch den besten Platz, den sie hier haben bekommen. Nur wenige Meter vom Stadion entfernt." Lucius grinste. Er war stolz auf sich. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, genauso wie meinen Kommentar.
"Folgt mir." Lucius schritt voran. Und wir alle hinterher. Vor einem großen, prächtig und düster aussehenden Zelt blieb er stehen. Das Zelt hatte die Form und das Aussehen des Malfoy Manors. Lucius war der erste, der innen verschwand. Wir folgten ihm. Das Zelt war von innen magisch vergrößert und auch die Inneneinrichtung ähnelte der, des Manors. Jeder hatte hier seinen eigenen Raum. Meiner lag natürlich neben Dracos.
Wir verbrachten den restlichen Tag im Zelt. Draco und ich spielten nicht selten Zauberschach gegeneinander. Wir waren ziemlich ausgeglichene Gegner. Nur leider, besaß er mehr an Erfahrung. Ansonsten hätten wir ungefähr gleich oft gewonnen.
Danach versuchte ich Draco vergebens ein Muggelkartenspielt beizubringen, doch er war so genervt von den aufgedruckten Bildern, dass es nichts wurde, denn immerzu versuchte er sie dazu zu bringen, sich doch endlich zu bewegen. Irgendwann fegte er wütend meine Karten von dem Tisch, als sie sich immer noch nicht bewegt hatten und schimpfte vor sich hin, dass der Sinn des Spiels wohl sein musste, die Bilder dazu bringen sich zu bewegen und somit meinte er, dass dieses Spiel doch scheiße sei und ihn doch nur verlieren sehen wollten. Das Spiel, dass ich ihm übrigens hatte beibringen wollen, hieß Mau-Mau. Tja. Das war dann wohl nichts.
Plötzlich ertönte irgendein Ton, magisch verstärkt und Dracos Miene hellte sich auf. "Es geht bald los."
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Kendra Lestrange (Harry Potter FF) *abgebrochen
ФанфикKendra lebt damit, ein ganz normales Mädchen zu sein. Das dachte sie zumindest. Bis zu ihrem dreizehnten Geburtstag, als sie einen Brief der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei erhält. In Hogwarts schließlich lernt sie neue Leute kennen, unter i...