"Wie hast du das nur gemacht?", ärgerte sich Draco, während wir zurück zu unserem Zelt liefen.
Ich grinste. "Wie heißt es so schön bei den Muggeln? Ein Zauberer verrät seine Tricks nicht!" Somit ließ ich Draco verwirrt zurück, während ich selbst ins Zelt ging.
Draco war den restlichen Abend über beleidigt und schmollte mit arrogant erhobenen Kopf und vor der Brust verschränkten Armen wie ein kleines Kind in der Ecke. Ich verkniff es mir ihn dafür auszulachen.
Kurze Zeit später kamen auch Lucius und Narzissa wieder zurück, die noch mit dem Minister etwas gegessen hatten. Lucius, dieser alte Schleimbeutel! Narzissa hatte wohl während des Essens mit dem Minister ihre kühle, schweigsame Miene aufgesetzt, denn Lucius redete auf sie ein, dass sie nächstes mal bitte nicht so abweisend sein sollte.
"Lucius", mischte ich mich ein. "Glaubst du ernsthaft, sie würde sich beim nächsten Treffen mit dem Minister ändern?" Ich grinste.
Lucius seufzte. "Nein, vermutlich nicht." Er verzog sich grummelnd in seinen Sessel. Narzissa lächelte mir gutmütig zu und ließ sich ebenfalls auf einen der Sessel sinken.
Die Zeit verging schleppend. Lucius las den Tagespropheten, Narzissa versank hinter einem Buch, Draco schmollte weiterhin und mir war langweilig. Niemand sprach das Quidditchspiel an, wie andere Familien es wohl getan hätten. Meine Eltern jedenfalls hätten darüber geredet. Über die Spielzüge, über alles halt. Doch sie waren tot und hätten vermutlich sowieso niemals ein Quidditchspiel gesehen.
Vielleicht hätte Draco mit mir darüber geredet, wäre er jetzt nicht so beleidigt wie ein kleines trotziges Kind. Und ganz plötzlich vermisste ich die Eltern, die mich aufgezogen hatten.
Meine Laune war so schnell gesunken wie der Wasserstand bei starkem Regen stieg. Hatten meine Eltern überhaupt eine Beerdigung gehabt? Dumbledore hatte nichts davon gesagt. Vermutlich waren sie einfach eingeäschert worden.
"Hey, Kendra, alles in Ordnung?", vernahm ich da auf einmal Dracos Stimme neben mir. Ich hatte nicht einmal bemerkt wie er aufgestanden und hergekommen war.
"Ja, alles in Ordnung.", log ich. Ich wusste nicht einmal, weshalb ich ihn anlog. Doch Draco schüttelte nur den Kopf, fragte nicht nach und setzte sich neben mich. Aber es schien als Trost zu reichen.
Plötzlich erhob sich Lucius. "Ich werde jetzt gehen. Verhaltet euch ruhig." Er warf mir einen kurzen Blick zu. "Ihr braucht euch nicht zu fürchten." Mit diesen Worten griff er nach einem schwarzen Knäul aus Stoff und verschwand.
"Lucius, muss das wirklich sein?", fragte Narzissa. Sie klang nicht sehr begeistert, doch Lucius war längst aus der Hörweite.
Mit gerunzelter Stirn sah ich ihm nach. Was sollte das denn? Draco war auf einmal ziemlich angespannt. Narzissa ebenso. Sie stand auf, sah sich im Zelt um.
"Packt eure Sachen. Wir treffen uns im Wald." Ohne auch nur auf eine Antwort zu warten, verschwand auch sie.
"Mach schnell.", forderte Draco mich nun auf und hastete zu seinem Koffer. Was war hier bitte los?
Draco bemerkte, dass ich immer noch untätig herum stand. "Nun mach doch endlich!", fauchte er mich förmlich an und warf sein Zeug in seinen Koffer.
Sein Verhalten verwirrte mich vollkommen und machte mich misstrauisch. Mehr als misstrauisch. Dennoch begann ich genauso schnell wie Draco mein Zeug in meinen Koffer zu werfen. Ich bemerkte, dass der Koffer von Lucius und Narzissa bereits weg war. Und kaum hatten Draco und ich unsere Koffer fertig gepackt, ertönte ein PLOP und plötzlich standen wir auf dem Rasen vor dem Stadion. Doch unser Zelt, wie auch alle anderen Sachen waren fort.
"Draco, was ist hier verdammt noch mal los?!" Ich stemmte meine Hände in die Hüften und sah ihn herausfordernd an.
Aber er reagierte nicht auf meine Frage, schnappte mein Handgelenk und zog mich mit. "Komm einfach mit!" Er zog mich durch den Wald als Zelten, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, weshalb wir das hier gerade taten.
"Draco, was ...?", setzte ich an wieder zu fragen, doch verstummte. Ich vernahm Schreie. Ruckartig blieb ich stehen, doch Draco zog mich unbeirrt weiter. "Nicht stehen bleiben."
Es ertönten immer mehr ängstliche Schreie und ich konnte Feuer in der Dunkelheit erkennen. Die Zelte! Sie brannten! Immer mehr wurden von dem Feuer angesteckt, Menschen rannten. In der Ferne konnte ich eine Gruppe aus dunkel vermummten Leuten erkennen, vor denen anscheinend alle flüchteten. Uns erwischte der Strom aus fliehenden Zauberern und Hexen, die uns beinahe über den Haufen rannten, als Draco mich plötzlich hochzog. Wir befanden uns auf einem Baum. Die Menschen unter uns rannten weiter.
"Was ist hier los, Draco?!" Eindringlich sah ich ihn an. "Jetzt sag schon!"
Er kratzte sich am Kopf, fühlte sich sichtlich unwohl. Gerade als er ansetzte etwas zu sagen, ertönte eine Stimme.
"MALFOY!" Diese Stimme triefte nur so vor Hass und Wut und ich wusste sofort, wer es war.
Auf Dracos Gesicht schlich sich ein arrogantes, höhnisches Grinsen. "Ah! Sankt Potter!" Ich drehte mich nach vorne und entdeckte nur ein paar Köpfe unter uns Harry, Ron und Hermine. Harrys grüne Augen funkelten hasserfüllt.
Ich bemerkte, wie Draco den Kopf reckte, um größer zu wirken, als er es ohnehin schon war.
"Ich wette, deine Eltern sind unter den Vermummten, habe ich recht?! Du bist garantiert stolz auf sie, nicht wahr?! Dass sie Todesser sind?!", provozierte Harry Draco. Ich zuckte zusammen. Todesser? Dracos Eltern? Narzissa? Lucius? Nein. Nein, das konnte nicht sein. Unmöglich.
Nun bemerkte Harry auch mich. "Und du? Was machst du hier? Gehörst du jetzt etwa auch dazu? Gefällt dir, was Malfoy tut?" Anders als bei meinem Cousin, war Harrys Blick bei mir enttäuscht, auch wenn er es zu verstecken versuchte.
"Harry", murmelte Hermine. "Das ist Kendra, rede nicht so mit ihr ... Du weißt doch, weshalb sie bei den Malfoys ist ... Ihre Eltern ..." Sie sprach nicht zu ende. Doch es half und Harry wandte seinen Blick von mir ab.
"Rede nicht so mit ihr, Narbengesicht!", zischte Draco und zog seinen Zauberstarb, um Harry mit irgendeinem Fluch zu belegen. Harry wollte es ihm gleichtun, doch anscheinend hatte er seinen Zauberstab verloren.
"Mein Zauberstab ...!", rief er panisch. "Er ist weg!"
Draco lachte. Ich stieß ihm meinen Ellenbogen in die Rippen. Er verstummte.
"Und sie sind keine Todesser!", verteidigte ich nun meine Tante und meinen Onkel. Ich wollte es nicht dabei belassen.
Harry presste die Lippen fest aufeinander, wollte etwas erwidern, doch da zog Hermine ihn und Ron auch schon weg.
Nachdem sie aus der Sichtweite waren, murmelte Draco ein leises "Danke". Ich nickte nur und beobachtete den Zeltplatz um uns herum. Beinahe alle Zelte waren schon abgebrannt. Nirgendwo war mehr eine Menschenseele. Draco und ich sprangen vom Baum. Wortlos wollte er in Richtung Wald gehen, wohin die meisten verschwunden waren, die nicht appariert waren, doch ich hielt ihn an der Schulter fest.
"Sag mir, dass deine Eltern keine Todesser sind!", flehte ich.
Draco ließ den Kopf sinken. "Kann ich nicht."
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Kendra Lestrange (Harry Potter FF) *abgebrochen
FanfictionKendra lebt damit, ein ganz normales Mädchen zu sein. Das dachte sie zumindest. Bis zu ihrem dreizehnten Geburtstag, als sie einen Brief der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei erhält. In Hogwarts schließlich lernt sie neue Leute kennen, unter i...