~Kapitel 7~

5K 257 2
                                    

Logan P.o.V

Gähnend erhebe ich mich aus meinem notdürftigen Bett und fahre mir mit der Hand über das Gesicht. Ich habe die letzte Nacht sehr schlecht geschlafen und bin immer wieder aufgewacht. Die ganze Zeit war Amy in meinem Kopf wie eingebrannt und ich musste ständig daran denken, wie ich hörte, dass sie leise schluchzte. Wegen mir. Aber es geht eben nicht anders. Sie ist doch noch viel zu jung, um die Luna eines Rudels zu sein und wichtige Entscheidungen zu treffen.
Seufzend tappe ich in das kleine Badezimmer und dusche mich kurz, bevor ich wieder ins Zimmer gehe und mir ein T-Shirt und eine Jeans anziehe. In den Spiegel schaue ich lieber nicht, ich weiß sowieso, dass ich aussehe wie ein Zombie.
Dank meiner Unausgeschlafenheit poltere ich die Treppe hinunter, was dazu führt, dass keine Minute später ein verschlafener Jason vor mir steht.
Er reibt sich müde über die Augen und öffnet schon den Mund, um etwas zu sagen, schließt ihn dann jedoch gleich wieder. Mit einem prüfenden Blick lehnt er sich gegen die Wand im Flur und unterzieht mich einer genauen Musterung.
"Du siehst scheiße aus", stellt er in einem sachlichen Ton fest. "Was ist los?"
"Willst du das wirklich wissen?", antworte ich ihm.
"Ich bin dein Beta und Bester Freund, also ja, will ich."
"Ich habe meine Mate gefunden."
"Ist das nicht etwas Gutes?", er sieht mich verwirrt an. Doch als ich ihm nach mehreren Augenblicken immer noch nicht geantwortet habe und er näher über meine Aussage nachgedacht hat, fällt bei ihm anscheinend der Groschen.
"Warte, deine Mate ist die Tochter von Alpha Thomas?", Jason schaut mich fragend an. Ich nicke nur. "Und was ist daran jetzt das Problem?"
"Sie ist noch viel zu jung. Außerdem sind wir gerade sowas wie auf der Flucht, alles läuft drunter und drüber und sie wäre bei all dem nicht wirklich hilfreich. Alle in diesem Rudel sind älter als 20, gut bis auf die Kinder. Sie wäre fast schon ganz allein."
Ich raufe mir die Haare und sehe ihn ratlos an. Er als mein Beta hat immer einen guten Rat und dafür bin ich ihm sehr dankbar.
"Wieso glaubst du, dass sie damit nicht klar kommen würde?"
"Sie hat auf mich gestern nicht unbedingt einen solchen Eindruck gemacht."
"Irgendwas in deiner Stimme sagt mir, dass du sie dir anders vorgestellt hast. Bleibt nur die Frage wieso?"
Ich seufze, laufe in das alte Wohnzimmer und mache es mir auf der abgenutzten Couch so gut es geht bequem. Jason folgt mir natürlich, setzt sich ebenfalls und schaut mich interessiert an.
Wie konnte ich auch denken, dass er es nicht erfahren würde? Er ist dafür einfach viel zu aufmerksam und neugierig.
"Ich habe sie schon vor, ich glaube, zwei Tagen kennengelernt", ich lehne mich zurück und mache eine kurze Pause, aber Jason schaut mich nur auffordernd an, weshalb ich fortfahre. "Es war im Wald auf einer kleinen Lichtung. Sie war in ihrer Wolfsgestalt und als sie mich im Gebüsch bemerkt hat, hat sie sofort eine Kampfhaltung eingenommen. Dabei hat sie so selbstbewusst und mutig gewirkt. Am Tag darauf, also gestern, haben wir uns dann wieder gesehen. Das war an einem Fluss, sie lag da und hat auf das Wasser geschaut. Ich habe mich einfach zu ihr gelegt. Sie roch so gut und ihr Fell war so wunderschön weich."
Meine Stimme klingt verträumt, als ich so in Erinnerungen schwelge und ich muss automatisch lächeln. Doch als ich Jasons breites Grinsen sehe, werde ich seufzend wieder ernst.
"Ich hatte sie älter eingeschätzt", schließe ich meine Erzählung.
"Meinst du nicht, du solltest ihr eine Chance geben?"
"Ach ich weiß doch auch ni...", ich werde von einem Klingeln unterbrochen. Jason sieht mich entschuldigend an und fischt sein Handy aus der Hosentasche. Er hebt ab und hält es sich ans Ohr.
"Hallo?....Du bist's! Was gibt's?....Sehr gut....ja natürlich....der sitzt neben mir.....warte ich geb ihn dir.." Er hält mir sein Handy entgegen. "Es ist Lukas, er will mit dir reden."
Lukas ist der Alpha eines befreundeten Rudels. Was er wohl will?
"Was gibt's?", melde ich mich, nachdem ich das Handy entgegen genommen habe.
"Du wolltest doch das ich meine Kontakte spielen lasse", seine tiefe Stimme klingt wie immer freundlich. "Und naja, dass habe ich auch getan. Etwa 100 km von eurem jetzigen Aufenthalt gibt es ein Haus, das groß genug für euch alle ist, keine andern Rudel in der Nähe und direkt an einem Wald gelegen."
Ich muss grinsen. Lukas hat wirklich gute Kontakte. Gleich nach unserer Flucht habe ich ihn kontaktiert und um Hilfe gebeten, denn zurück können wir garantiert nicht. Nach circa fünf Tagen sind wir dann hier gelandet und nach Lukas Aussage werden wir wohl ziemlich bald ein neues zu Hause haben.
"Ich danke dir mein Freund!"
"Kein Problem", er lacht. "Gib mir Jason nochmal, ich werd ihm alle wichtigen Infos geben."
Ich verabschiede mich von ihm und reiche das Handy wieder zu Jason. Danach stehe ich auf und fange an, allen Rudelmitgliedern Bescheid zu sagen. Immerhin wollen wir so früh wie möglich los und einige müssen ihre Kisten wieder einräumen.
Auch ich packe meine Sachdn wieder in die Kisten und trage sie mir den anderen zusammen zu unseren Autos. Doch ich gehe nicht wieder ins Haus, sondern starre auf den Waldrand.
Sollte ich auf Jason hören und ihr eine Chance geben? Ich könnte sie mit nehmen. Mit in unsr neues Heim. Sollte ich?
Ich muss ohnehin nocheinmal zu ihr und mich bei Thomas bedanken und verabschieden. Das ist nur höflich. Würde er sie mich mitnehmen lassen?
Würde sie überhaupt mitkommen wollen?

Alpha's MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt