Ich stehe auf der Wiese und beobachte Aiden, wie er sprintet und versucht seine kleinere Schwester Anna zu fangen. Gemeinsam mit den anderen Kindern spielen wir schon eine ganze Weile Fanger und ich muss sagen, sie haben es wirklich geschafft mich aufzuheitern. Sie sind einfach zu süß, aber auch verdammt schnell. Bei ihnen muss ich mich wirklich anstrengen nicht gefangen zu werden. Selbst Anna mit ihren 5 Jahren hat schon ein ordentliches Tempo drauf und ist damit fast so schnell wie ihr ein Jahr älterer Bruder Aiden.
Ich liebe es sie lachen zu sehen und zu hören. Sie wirken dabei so unbeschwert, ohne Sorgen, ohne Kummer. Fast wie kleine Engel. Und ihre Wirkung springt schon fast auf mich über; ich lache wieder und habe Spaß. Tatsächlich fühle ich mich schon ein bisschen heimischer.
Vor gut zwei Stunden habe ich mich dazu entschlossen den anderen zu helfen und die haben nicht schlecht gestaunt. Vermutlich haben sie mir nicht zugetraut meine Hilfe anzubieten oder mich sogar handwerklich zu betätigen. Anfangs waren sie noch sehr unsicher und haben mich nur widerstrebend helfen lassen, aber mit der Zeit schienen sie Vertrauen zu fassen und haben mich so zu sagen bei sich aufgenommen.
Gemeinsam haben wir dann Sachen verstaut, restliche Möbel hin und her getragen und einige Sachen repariert. Währenddessen hatten wir wirklich eine Menge Spaß. Ich habe mich mit allen super verstanden und mich besonders gut mit den Frauen unterhalten.
Mit der Zeit bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass es hier vielleicht doch nicht ganz so schlecht ist, wie ich dachte. Alle -denke ich zumindest- haben mich herzlich aufgenommen und als ihre Luna akzeptiert.
Es hat eine Weile gedauert, sie zu überreden mich mit Amy, statt Luna anzureden. Besonders Theresa hat diese Diskussion mehr als nur amüsiert.
Allerdings war es besonders toll, dass ich durch meinen Kontakt zu den anderen überhaupt nicht mehr an Logan und unser Gespräch denken musste und es sogar ein wenig vergessen konnte. Bis er dann aus dem Fenster gesehen hat.
Wie schon gesagt, kann man durch das Fenster seines Büros perfekt in den Garten schauen. Jedoch können die, die unten stehen, teilweise auch hinauf sehen und so habe ich ihn bemerkt. Er hat mich beobachtet. Wieder mit diesem undefinierbaren Blick. Fast so als versuchte er mich zu durchschauen. Gruselig. Nach fast 20 Minuten ist er dann Gott sei Dank wieder verschwunden und ich konnte weiter ganz in Ruhe meiner Arbeit nachgehen.
Denn glaubt mir, es gibt nichts schlimmeres, als von dem Mann beobachtet zu werden, dessen Anziehung ihr nicht wiederstehen könnt, der euch aber eigentlich gar nicht hier haben will.
Und jetzt, nach getaner Arbeit, habe ich mich von den Kindern überreden lassen, mit ihnen zu spielen. Was mir aber als ich zugestimmt habe einfacher vorgekommen ist.
Auf dem frisch aufgestellten Gartenmöbel sitzen die Eltern der Kinder und noch einige andere der Rudelmitglieder, die uns belustigt zu schauen und sich entspannen. Es ist ein herrlicher Nachmittag und ich genieße ihn in vollen Zügen.
Solange bis ich bemerke, wie Logan schon zum zweiten Mal an diesem Tag aus dem Fenster seines Büros schaut und mich beobachtet. Auch dieses Mal kann ich nicht in seiner Miene lesen. Ich werde einfach nicht schlau aus ihm.
Unbewegt steht er an dem Fenster, lässt seinen Blick über die Wiese gleiten bis er wieder zu mir schaut. Er trägt ein schlichtes schwarzes T-Shirt, was seinen Oberkörper viel zu gut betont, und eine einfache Jeans, welche ihm ebenfalls verboten gut steht. Warum muss er so gut aussehen? Aber ich glaube selbst wenn er hässlich wäre, gäbe es für mich keine Chance ihm nicht zu verfallen. Er ist mein Mate. Daran kann ich nichts ändern.
Seine blauen Augen fixieren mich mit einem fast schon eisigen Blick und durchdringen mich, als wüsste er genau an was ich gerade gedacht habe. Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Ich spüre genau, wie meine Wangen rot werden und wende deshalb den Blick ab. Ich hätte ihm ohnehin nicht mehr lange standhalten können.
Einmal tief durchatmen. Und nocheinmal. Vorsichtig schaue ich wieder auf und sehe...nichts. Er ist verschwunden. Zumindest kann ich ihn von hier unten aus nicht mehr sehen.
Nahezu erleichtert atme ich wieder aus und versuche wieder so normal wie möglich zu wirken, als ich mich den Kindern zu wende, um mit ihnen weiter zu spielen.
Gerade ist Anna dran mit fangen und rennt einem anderen kleinen Mädchen quer über die Wiese hinterher. Während ich den beiden mit Blicken folge, entdecke ich Jason, wie er an der Hauswand gelehnt in der Nähe der Verandatür steht. Er sieht mich mit einem nachdenklichen Blick an, bevor er sich umdreht und einfach im Haus verschwindet.Logan P.o.V
Ich habe sie beobachtet. Sie hat meine Anweisungen befolgt und sich nützlich gemacht. Und jetzt spielt sie mit den Kindern. Wie sie dort so über die Wiese rennt, wirkt sie frei und unbeschwert. Fast so wie der Wolf, als den ich sie kennen gelernt habe. Irgendetwas in mir berührt es sie so zu sehen, will sie immer so sehen.
Die Kinder scheinen sie sehr zu mögen und auch Amy hat sie wohl schnell in ihr Herz geschlossen. Sie zu beobachten hat mich an meinen Wunsch, einmal selbst Kinder zu haben, erinnert. Fast genauso stelle ich es mir vor; wie meine Kinder über die Wiese rennen und meine Liebste hinter ihnen her; wie sie lächelt und dann zu mir hochschaut und mich anstrahlt; in ihren Augen erkennt man die Verliebtheit.
Doch so wird es vermutlich nie sein. Amy ist noch halb ein Kind, unreif und viel zu jung, um die Frau an meiner Seite zu sein. Mein Traum verpufft damit im Nichts, denn mein Rudel braucht eine Luna und wie es aussieht kommt sie als diese auch gut an. Ich habe sie mitgenommen, weil es ihre Pflicht ist, sich um das Rudel zu kümmern. Ich konnte sie nicht zurück lassen. Und wie sehr ich auch versuche es mir einzureden, ist das nicht der einzige Grund, weshalb ich sie mitgenommen habe. Irgendetwas in meinem Gewissen hat sich geweigert sie bei ihrer Familie zu lassen. Irgendetwas in mir wollte sie bei mir haben.
Unbewusst habe ich mich wieder dem Fenster zugewandt. So war es auch, als ich sie das zweite Mal beobachtet habe. Unbewusst. Sie zieht mich an. Ganz ohne meinen Willen, aber ich leiste Widerstand. Ich habe zur Zeit wichtigeres zu tun, als mich um sie zu kümmern.
"Sie fühlt sich ausgestoßen", höre ich Jasons Stimme hinter mir. Ich habe gar nicht gemerkt, wie er das Zimmer betreten hat, so sehr bin ich Gedanken versunken gewesen.
"Die anderen haben sie herzlich aufgenommen, sie scheint allgemein beliebt zu sein. Es gibt für sie keinen Grund...", ich werde von meinem Beta einfach unterbrochen.
"Nicht von den anderen. Von dir. Heute habe ich sie zum ersten Mal richtig aufrichtig freudig gesehen. Bis du aus dem Fenster gesehen hast. Ihr Schmerz war nahezu greifbar und ich mag es nicht unsere Luna verletzt zu sehen."
In seiner Stimme kann ich leichte Wut erahnen und sein Blick ist mehr als nur entschlossen. Die Luna ist so etwas wie die Mutter des Rudels, eine Person bei der man sein Herz ausschütten kann und die immer einen guten Rat hat. Natürlich besteht da der natürliche Drang, sie vor jedem möglichen Leiden zu beschützen. Jason scheint der festen Überzeugung zu sein, sie beschützen zu müssen, auch wenn er sich dafür mit seinem Alpha anlegen muss.
Dieser Beschützerinstinkt macht mich wütend. Er soll seine Finger von ihr lassen. Sie ist meine Mate. MEINE! Der Besitzanspruch halt in meinem ganzen Körper wieder und ich spüre wie das Tier in mir langsam zum Vorschein kommt.
Ich kann mir ein Knurren nicht verkneifen. Und dieser Mistkerl grinst auch noch!
"Siehst du...so wenig kann sie dir ja gar nicht bedeuten." Sein Gesichtsausdruck wird wieder ernst. "Wieso akzeptierst du sie nicht? Du tust ja so als wäre sie nur ein notwendiges Übel."
"Sie ist viel zu jung und unreif. Sie hat keine Ahnung von der Welt in der wir leben auch wenn sie in ihr geboren wurde. Als Luna haben sie die anderen angenommen und meinetwegen soll sie das auch bleiben, aber ich habe andere Probleme um die ich mich kümmern muss, als um ein Kind."
"Sie ist deine Mate! Kein Eindringling. Und ich bin mir sicher, wenn du sie lässt hilft sie dir und das besser als jede andere."
"Genau, sie ist MEINE Mate. Also halt dich da raus, es geht dich nichts an!" Ich knurre wütend. Meine Entscheidung steht fest und ich hasse es, wenn diese angezweifelt werden.
"Ich versuche nur dir zu helfen, denn das hat sie ganz sicher nicht verdient. Entweder behandelst du sie anständig oder sie kann genauso gut wieder nach Hause gehen." Er seufzt. "Theresa will sich die Universität in der Stadt einmal genauer ansehen und vielleicht später dort studieren gehen. Sie will Amy mit zur Schule nehmen...immerhin hat sie noch keinen Abschluss"
Anscheinend will Jason sich nicht weiter streiten. Er hat seinen Standpunkt klar und deutlich zum Ausdruck gebracht und hofft jetzt, dass ich meine Meinung noch einmal überdenke.
"So hat sie eine Beschäftigung und findet vermutlich auch einige Freunde in ihrem Alter", fährt er ungerührt fort.
Ich nicke, als Zeichen, dass ich es zur Kenntnis genommen habe. Er seufzt daraufhin nur und läuft zur Tür, um das Zimmer zu verlassen. Seine Hand liegt schon an der Klinke, als er nocheinmal inne hält und sich mir zuwendet.
"Was ist?", frage ich leicht genervt. Ich will endlich meine Ruhe haben.
"Tu mir einen Gefallen...rede mit ihr. Versucht einen Kompromiss zu finden oder lerne sie ersteinmal richtig kennen. Du beurteilst sie, obwohl sie kein Stück kennst. Ich bin mir sicher du würdest deine Meinung über sie ändern, wenn du nur einmal in aller Ruhe und Frieden mit ihr reden würdest."
Damit verlässt er den Raum und lässt mich nachdenklich zurück. Seufzend vergrabe ich den Kopf in meinen Händen und denke nocheinmal genauer über die Worte meines Betas nach. Vielleicht hat er ja gar nicht so unrecht.
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Alpha's Mate
WerewolfDie junge Werwölfin Amy trifft im Wald auf ihren Mate Logan, den Alpha eines plötzlich aufgetauchten Rudels. Das fremde Rudel ist auf der Flucht vor einer unbekannten Bedrohung und auf der Suche nach einer neuen Heimat. Amy muss als Luna Logan's Rud...