~Kapitel 9~

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Ich liege in meinem Bett und starre an die Decke. Nachdem Logan meinem Vater sein Versprechen gegeben hat, bin ich in mein Zimmer gerannt. Seitdem ist vermutlich schon mehr als eine Stunde vergangen und ich vermute, dass Logan schon das Haus verlassen hat.
Mein Vater kann mich doch nicht einfach so mit ihm gehen lassen! Mit einem fast Fremden! Bedeute ich ihm denn nichts? Will er nicht um seine eigene Tochter kämpfen?
Ich will nicht mit Logan gehen! Obwohl sich ein kleiner Teil in mir darüber freut, dann endlich bei meinem Mate zu sein. Trotzdem sind seine Stimmungsschwankungen äußerst merkwürdig und ich habe das Gefühl, bei ihm dann völlig alleine zu sein. Immerhin kenne ich dort niemanden und anscheinend werde ich auch die Jüngste sein.
Ich starre immer noch an die Decke meines Zimmers, als die Tür aufgeht. Die Tür wird wieder geschlossen, Schritte nähern sich und ich spüre wie die Matratze des Bettes unter dem Gewicht der Person nachgibt.
"Willst du mir erzählen, was gestern und die Tage davor passiert ist?", fragt meine Mutter. Ihre Stimme ist leise und beruhigend, dennoch wende ich mein Gesicht nicht zu ihr.
"Wieso willst du das wissen?", antworte ich mit einer Gegenfrage.
"Eigentlich sollte man sich freuen, bei seinem Mate zu sein und das gestern Abend hat mich stutzig werden lassen." Ich hatte mir ja schon gedacht, dass sie auf gestern Abend nocheinmal zurückkommen wird.
"Logan und ich haben uns im Wald als Wölfe kennen gelernt", beginne ich ihr seufzend zu erklären, "und er war...zärtlich zu mir. Liebevoll, wie ein Mate sein sollte. Aber gestern Abend meinte er, ich wäre zu jung um die Luna seines Rudels zu sein. Er wollte mich nicht. Mein eigener Mate wollte mich nicht und heute kommt er hier her und sagt, dass ich mit ihm kommen solle...als seine Luna. Weiß er denn gar nicht, wie verletzend das gestern war? Wie kann man denn so schnell seine Meinung ändern?" Zum Ende hin beginnen Tränen meine Wangen hinunter zu laufen und ich muss leicht schluchzen.
Das besorgte Gesicht meiner Mutter taucht vor mir auf und sofort nimmt sie mich in den Arm.
"Ach Schatz, bitte weine nicht." Sie streichelt sanft mit ihrer Hand über meine Haare. "Vielleicht hat er ja eingesehen, dass das gestern falsch war und ich bin mir sicher, wenn ihr euch erstmal besser kennt wird alles besser."
Ich schlinge meine Arme um ihren Körper und drücke meinen Kopf fest an ihre Schulter. Von meiner Mutter getröstet zu werden tut gut, sie versteht mich und versucht mir immer zu helfen. Sich an der Schulter seiner Mutter auszuweinen, kann manchmal viel bewirken. Man lässt alles raus und dabei akzeptiert zu werden ist ein unheimlich gutes und vertrautes Gefühl. Ich werde es vermissen, mich nicht mehr bei meiner Mutter ausweinen zu können, nicht mehr in ihren Armen liegen zu können.
"Ich will nicht von hier weg!", schluchze ich. Es hat sich bereits ein nasser Fleck auf dem T-Shirt meiner Mutter gebildet.
"Wir können jeden Tag telefonieren, wenn du möchtest und besuchen können wir uns sicherlich auch mal."
"Ich werde euch vermissen....hier ist doch meine Familie, mein zu Hause."
"Ich weiß. Wir werden dich auch schrecklich vermissen. Aber denkst du nicht, dass Logan dich vermissen würde, wenn du nicht mit ihm gehst? Ich bin mir sicher, dass du bei ihm glücklich werden wirst."
"Wieso bist du dir da so sicher?"
"Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass er als dein Mate dir nicht irgendwann verfallen wird."
Darauf antworte ich nichts mehr und so verharren wir in dieser einander umklammernden Position. Mit der Zeit beruhige ich mich wieder und wiederhole in meinem Kopf die Worte meiner Mutter. Irgendwie hat sie recht. Er ist mein Mate, er muss diese Anziehung doch auch spüren. Vielleicht werde ich bei ihm ja doch glücklich.
"Soll ich dir packen helfen?", meine Muter drückt mich etwas von sich weg und lächelt mich aufmunternd an. Ich nicke leicht und sehe sie dankbar an.
"Danke Mum", ich küsse sie auf die Wange.
"Nicht dafür, mein Schatz." Wir erheben uns beide von meinem Bett und während ich unter meinem Bett zwei große Koffer hervorhole, geht sie zu meinem Schrank und beginnt alle Klamotten die ich besitze heraus zu räumen.
Da die Koffer ziemlich groß sind und ich nicht wirklich viele Klamotten besitze, passen alle meine Sachen -inklusive dem nötigsten Wasch- und Kosmetikzeug- in die beiden Köffer. In einen Rucksack tue ich dann noch ein paar persönliche Dinge, wie Fotos, Handy, Ladekabel, meine zwei Lieblingsbücher und ein paar meiner Lieblingsalben. Da ich die meiste Zeit immer draußen im Wald verbringe, besitze ich nicht vieles an Freizeitbeschäftigungen, was ich hätte einpacken können.
Doch plötzlich kommt mir ein Gedanke, nicht dass ich das unbedingt wöllte, aber vielleicht ein Grund für meine Eltern mich doch nicht mit gehen zu lassen.
"Ich habe keinen Abschluss", wende ich mich an meine Mutter. "Ich bin in der 11. Klasse, wo soll ich denn dann zur Schule gehen? Ich kann doch nicht einfach so alles abbrechen."
"Ich weiß es nicht, Schatz", meine Mutter sieht mich ratlos an. "Aber ich denke, wenn du mit Logan darüber reden wirst, lässt er dich bestimmt dort zur Schule gehen."
Naja, einen Versuch war es wert.
Seufzend sehe ich mich nocheinmal in meinem Zimmer um. Ich werde es vermissen, nicht mehr mit dem Blick auf die merkwürdig verbogene Lampe ein zu schlafen, oder auf meinem flauschigen Teppich zu liegen und zu lernen oder einfach nur Musik zu hören.
Mein neues Zimmer wird dieses hier niemals schlagen können. Aber bekomme ich überhaupt ein eigenes Zimmer? Oder teile ich mir eines mit Logan? Oder vielleicht sogar mit einem völlig fremden Mädchen?
In mir fahren die Gefühle gerade Achterbahn und ich glaube gleich muss ich mich übergeben. Das geht mir alles einfach viel zu schnell. Er hätte mich wenigstens vorwarnen können oder noch warten. Dann hätte ich mich wenigstens seelisch moralisch darauf vorbereiten können. Jetzt habe ich nichtmal mehr genug Zeit, um mich von meinem zu Hause und allen meinen Freunden, Verwandten und meiner Familie zu verabschieden.
Meine Mutter steht die ganze Zeit über geduldig im Türrahmen und gibt mir die Zeit die ich brauche. Nach weiteren fünf Minuten, in denen ich durch mein Zimmer gelaufen bin, um mir nocheinmal alles genauesten einzuprägen, kann ich mich endlich losreißen und verlasse gemeinsam mit meiner Mutter das Zimmer.
Wir laufen nach unten und als ich in den Flur schauen kann, bleibe ich abrupt stehen. Hier stehen viele aus dem Rudel versammelt, anscheinend um sich von mir zu verabschieden. Mir kommen automatisch die Tränen hoch, aber ich schaffe es, sie zurück zu drängen.
Mit einem letzten Mal durchatmen trete ich in den Flur, stelle meine Koffer ab und beginne mich von allen hier Anwesenden zu verabschieden. Ich werde von jedem umarmt und bekomme liebe Abschiedsworte ins Ohr geflüstert. Amanda sieht mich etwas traurig an und John will mich am liebsten gar nicht mehr loslassen.
Malia laufen Tränen über die Wangen und bei diesem Anblick muss ich mich schwer zusammen reißen, nicht auch zu weinen, was mir aber nicht ganz gelingt.
"Ich werd' dich vermissen", sie klammert sich an mir fest.
"Ich dich auch", wir stehen vermutlich mehrere Minuten so da.
"Ruf mich an, ja? Und schreib mir jeden Tag, versprochen?", wir haben uns voneinander gelöst und ich nicke ihr zu. Dann wische ich mir die Tränen von den Wangen und lächle sie mutig an.
Jetzt kommt der schwerste Teil, meine Familie. Als erstes umarme ich meinen Bruder.
"Egal was ist, ein Anruf genügt und ich bin bei dir", er drückt mir einen Kuss auf die Wange und strubelt mir leicht durch die Haare. Auch wenn ich es hasse, wenn er das tut, werde ich es vermissen.
Zum Schluss umarme ich meine Eltern, beide gleichzeitig.
"Ich hab euch lieb", hauche ich.
"Wir dich auch", mein Vater drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
"Ruf uns an, wenn du da bist, ja?", auch meine Mutter drückt mir einen Kuss auf.
Plötzlich klingelt es an der Tür. Das ist vermutlich Logan, er ist hier um mich abzuholen. Für immer. Ich löse mich von meinen Eltern und lächle allen noch einmal so gut es geht zu. Dann nehme ich meine Koffer, huckle mir meinen Rucksack auf und öffne die Tür. Logan nickt allen im Haus kurz zu und nimmt mir einen Koffer ab.
Er ist mit einem Truck gekommen. Hinten auf die Ladefläche räumen wir meine Sachen zu den anderen Kisten und Koffern. Logan setzt sich hinters Steuer und ich muss mich auf die Rückbank setzen, denn auf dem Beifahrersitz hat Jason es sich bereits bequem gemacht, den ich mit einem kurzen 'Hallo' begrüße.
Der Motor startet und wir fahren los. Meine Familie hat sich vor das Haus gestellt und winkt mir hinterher. Auch ich winke aus dem Auto heraus, solange bis sie mich definitiv nicht mehr sehen können.
Etwas traurig schaue ich weiter aus dem Fenster und warte darauf, dass wir in der neuen Heimat ankommen.

Heyho:)
Wie findet ihr den Abschied? Zu kitschig?
Ich weiß nicht, ob nächste Woche ein neues Kapi kommt. Wir schreiben jede Tag eine Arbeit, also muss ich auch jeden Tag lernen :/
Ich hoffe es hat euch gefallen ;)

Alpha's MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt