~Kapitel 10~

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Ich werde durch ein leichtes Rütteln an meiner Schulter geweckt. Durch das Fenster des Autos erkenne ich, dass es bereits dämmert und die Sonne beginnt hinter dem Horizont zu verschwinden. Als ich mich weiter umblicke, sehe ich Logan. Er hat mich ancheinend geweckt.
"Wir sind da", meint er knapp und lässt mich dann alleine. Ich schwinge die Beine aus dem Auto und springe heraus. Direkt von dem Fußweg auf dem ich stehe, geht ein kleiner Weg aus, der in Richtung eines großen Hauses führt. Es hat eine weiße Fassade, eine dunkle Tür und ebenso dunkle Fensterrahmen. So weit ich sehen kann besitzt es drei Stöcke. Leider weiß ich nicht, wie groß Logans Rudel ist, denn es kann gut sein, dass dieses Haus noch zu klein ist.
Neben mir bemerke ich wie Logan einen Koffer aus dem Auto hievt und ihn dann den Weg zum Haus hinauf schleppt. Am Straßenrand geparkt, stehen noch einige andere Wagen, die wohl schon früher als wir eingetroffen sind.
Ich atme einmal tief durch und laufe dann Logan hinterher. Es ist unausweichlich jetzt niemand anderen kennen zu lernen. Ob sie mich wohl schon kennen? Hat Logan ihnen von mir erzählt? Mein Herz beginnt mit jedem Schritt auf das Haus zu, schneller zu schlagen, fast so, als würde ich einen Marathon laufen.
Um mich etwas abzulenken, schaue ich mich weiter um. Nachbarn scheint es nicht zu geben, dafür aber eine große Wiese und rechts hinter dem Haus schließt sich ein Wald an.  Ich drehe mich einmal zur Straße um und sehe so, dass diese vermutlich direkt zu einer Stadt führt. Aus der Entfernung kann man schon einzelne Lichter der Stadt strahlen sehen.
Mein Blick gleitet weiter nervös umher, bis ich schließlich vor der offenen Tür zum Stehen komme. Schon von hier aus höre ich eilige Schritte durch das Haus flitzen und angeregte Stimmen sich unterhalten.
Ich trete unsicher durch die Tür. Am besten ist es vermutlich ersteinmal Logan zu finden. In einem relativ normalen Tempo laufe ich weiter. Direkt im Flur führt links von mir eine hölzerne Treppe nach oben und in der Wand rechts ist eine Tür. Da diese nur angelehnt ist, erkenne ich, dass sie zu einem Bad führt. Geradeaus endet der Flur und mündet in einem riesigen Wohnzimmer. Mitten in Raum stehen zwei Sofas und mehrere Sessel, davor ein kleiner Tisch auf einem runden Teppich und gegenüber an der rot gestrichenen Wand hängt ein großer Fernseher. Zwei Frauen huschen durchs Zimmer und verteilen Pflanzen und ein paar Bilder, um das ganze hier vermutlich heimischer zu machen, während drei Kinder auf dem Teppich spielen. Das älteste ist ein Junge, vermutlich 6 Jahre alt, und die zwei anderen sind Mädchen zwischen 3 und 4 Jahren.
An der Wand schräg hinter den Sitzgelegenheiten versuchen zwei Männer um die 20-25 Jahre gerade einen Schrank zu montieren, was aber eher nach einer Katastrophe aussieht. Alles in allem eine witzige und irgendwie beruhigende Familienszene.
Links neben dem Wohnzimmer führt eine Tür in die Küche. Ich drehe mich um und suche dort nach Logan, doch hier steht nur eine junge Frau, vielleicht Anfang 20, und scheint damit beschäftigt Tee zu kochen und die Küche einzuräumen.
Sie scheint ein sehr gutes Gehör zu besitzen -welcher Werwolf hat das nicht?-, denn genau in dem Moment in dem ich einen Fuß in die Küche setze, dreht sie sich zu mir um und schaut mich an. Sie hat schulterlanges braunes Haar und eine schmale Figur. Ihre Augen strahlen in einem hellen Grasgrün und auf ihrer süßen Stupsnase sind viele kleine Sommersprossen verteilt.
Sie mustert mich einmal kurz und ihr neutraler Blick wandelt sich in ein verwirrtes und fragendes Stirnrunzeln.
"Wer bist du denn? Ich hab dich noch nie gesehen", sie stellt den Topf, den sie bis gerade in der Hand hielt, auf die Küchenplatte. In ihrer Stimme kann ich nichts negatives hören, also scheint sie mich erstmal nicht als Feind zu sehen. Schonmal gut.
"Ich bin Amy", antworte ich ihr schlicht. Was kreativeres ist mir nicht eingefallen.
"Freut mich, ich bin Theresa. Aber was machst du hier, Amy?" Theresa schaut mich immer noch verwirrt an.
"Ehmmm....", irgendwie traue ich mich nicht die Wahrheit zu sagen. Anscheinend weiß niemand von mir, denn sonst hätte sie ja wohl gewusst, dass eine Fremde mitkommen würde. Und außerdem...hat Logan mich überhaupt akzeptiert? Bin ich die Luna dieses Rudels? Zumindest hat er mich als solche mitgenommen. "Ich bin die Mate von...Logan."
Ihre Augen weiten sich, als sie realisiert, was ich gerade gesagt habe.
"Also bist du unsere Luna! Davon wusste ich nichts!"
"Ehmm...jaaa", ich fahre mir verlegen durch die Haare.
"Logan hat gar nichts davon gesagt", sie schaut mich kurz nachdenklich an. "Naja eigentlich kein Wunder. In den letzten Tagen ging alles drunter und drüber, da hat er es bestimmt vergessen." Oder dieses Detail absichtlich weggelassen.
"Möchtest du auch einen Tee?", Theresa sieht mich fragend an und ich nicke dankbar. "Ich gehe mal davon aus, dass du hier noch niemanden kennst...abgesehen von mir und Logan natürlich."
"Stimmt."
"Keine Sorge, du siehst echt nett aus. Die anderen werden dich lieben." Sie grinst mich an. Irgendwie mag ich sie jetzt schon total. Sie hat eine Art der man einfach nicht wiederstehen kann.
"Danke, das ist lieb", ich lächle sie an und lehne mich zu ihr an den Küchentresen. Sie stellt neben mir eine dampfende Tasse Tee ab.
"Wo hat Logan dich denn gefunden?"
"Ich bin die Tochter von Alpha Thomas, also aus dem Rudel in deren Nähe ihr kurzzeitig unter gekommen seit", erkläre ich und ihr scheint sofort ein Licht aufzugehen.
"Du Arme, du wirst deine Familie sicher vermissen." Ich nicke daraufhin nur und nippe an dem Tee. "Ich werde dich schon wieder aufheitern."
Sie strahlt mich siegessicher an und sofort muss auch ich lächeln. Das ist echt ansteckend.
Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile und trinken Tee.  Ich erfahre viel über sie, zum Beispiel, dass Logan für sie wie ein großer Bruder ist, da die beiden zusammen aufgewachsen sind und er sich um sie gekümmert hat, nachdem ihre Eltern verunglückt waren.
Sie hat es wirklich geschafft mich aufzuheitern und für eine Weile zu vergessen, dass das hier nicht mein zu Hause ist. Dafür bin ich ihr unheimlich dankbar. Ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell schon eine Freundin finden würde und es tut wirklich gut, jemanden zum Reden zu haben.
Doch unsere schöne Zweisamkeit wird unterbrochen, als Logan die Küche betritt. Ich bemerke ihn natürlich schon viel eher durch seinen unverwechselbaren Geruch.
"Amy, hier bist du", er sieht mich an und für einen kurzen Moment scheine ich so etwas wie Erleichterung in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
Ich nicke ihm kurz zu.
"Logan, wieso hast du mir nicht gesagt, dass du deine Mate gefunden hast?", Theresa sieht ihn leicht strafend an.
"Weil wir im Moment wichtigeres zu tun hatten", antwortet er knapp. Autsch, anscheinend ist ihm alles wichtiger als ich. Das tut weh. Ich versuche ruhig zu bleiben und mir nichts anmerken zu lassen.
"Ich wollte dir dein Zimmer zeigen", meint Logan nun an mich gewandt. In seinem Ausdruck liegt unmittelbar die Aufforderung ihm zu folgen.
ich stehe also auf, verabschiede mich schnell von Theresa und renne dann Logan hinterher, der bereits vorgegangen ist. Wie nett von ihm. Nicht.
Wir gehen die Treppe nach oben bis in den zweiten Stock. Dort habe ich kaum Gelegenheit mich umzusehen, denn sofort gehen wir eine nächste Treppe nach oben in den dritten Stock. Oben angekommen laufen wir den Flur entlang, der genau wie der ganz unten weiß gestrichene Wände und einen dunklen Holzfußboden besitzt. Hier gibt es genau fünf Türen. Wir laufen zur allerletzten und betreten dann das Zimmer.
Es hat helle Wände und wir im Flur dunklen Parkettboden. Mitten im Raum steht ein großes Doppelbett mit grauer Bettwäsche. Links an der Wand ist eine Tür, die vermutlich in ein Badezimmer führt und rechts ist ein großer schwarzer Kleiderschrank. Direkt neben der Tür ist eine ebenso schwarze Kommode auf der ein Fernseher steht. Das Zimmer wird durch zwei Fenster und einer modernen Deckenlampe erhellt.
"Wir müssen uns ein Zimmer teilen, ich hoffe, das ist kein Problem für dich", ertönt Logans Stimme hinter mir. Das bedeutet ja, dass wir zusammen in einem Bett schlafen werden.
Ich drehe mich um und sehe ihn kurz schockiert an, doch ihn scheint das gar nicht zu interessieren.
"Da drüben steht dein Koffer, ich habe noch einige Dinge zu erledigen." Damit verlässt er schnurstracks den Raum und lässt mich allein.
Seufzend gehe ich zu meinem Koffer und räume ihn aus. Logan hat seine Sachen bereits in dem Kleiderschrank verstaut und noch Platz für meine gelassen. Wenigstens hat er an mich gedacht.
Nachdem ich damit fertig bin, rufe ich meine Eltern an, um ihnen zu sagen, dass ich gut angekommen bin. Meine Mutter und ich telefonieren ungefähr eine Stunde, bevor ich ins Bad gehe und mich umziehe.
Die Bettwäsche ist schön weich und erst jetzt nachdem ich im Bett liege, bemerke ich, wie müde ich eigentlich bin. Es dauert keine fünf Minuten und ich gleite ins Land der Träume.

Danke für 1,4k Reads *-* Ich hab mich mega gefreut :D
Und als Entschuldigung dafür, dass die letzten zwei Wochen nichts kam, kommt hier jetzt ein extra langes Kapitel;)
Das auf dem Bild oben soll übrigens Theresa sein...zumindest so in etwa :)

Alpha's MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt