~Kapitel 13~

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Die Schule ist in einem komischen gelb-creme Ton gestrichen und von der Architektur her eher älter. Sie sieht auch nicht wirklich groß aus. Wie viele Schüler hier wohl hingehen? Die Stadt scheint nicht recht groß zu sein, also kein Wunder, dass sie da weniger Platz brauchen.
Sie scheint 2-3 Etagen zu besitzen und über dem Eingang ist eine Art runder Bogen, in dessen Mitte sich eine große Uhr befindet. Irgendwie erinnert mich dieses Gebäude mehr an ein Rathaus, als an eine Schule. Wenn nicht auf dem Hof davor so viele Schüler stehen würden, könnte man es wirklich für eines halten.
Seufzend und ein wenig nervös gehe ich über den Hof Richtung Eingang. Die Schule hat letzte Woche bereits begonnen, also habe ich schon eine Woche verpasst. Aber Theresa, die mich hier angemeldet hat, hatte natürlich dafür die perfekte Lüge parat.
Niemand bemerkt mich, oder besser gesagt schenkt mir seine Aufmerksamkeit, was mir ehrlich gesagt auch lieber ist. Vielleicht fällt es ja gar nicht so sehr auf, dass ich neu bin.
Von innen scheint die Schule um einiges moderner zu sein. Die Wände sind zwar im gleichen Ton wie die Mauern von außen, aber der Boden scheint erst kürzlich neu gemacht worden zu sein und verleiht dem Ganzen hier einen gewissen Charme. Die Gänge sind durch die vielen Fenster lichtdurchflutet und an den Wänden stehen überall Spinde.
Das Sekretariat ist gleich rechts vom Eingang, also muss ich mir glücklicherweise nicht erst die Mühe machen es zu suchen.
Hinter einem dunklen Schreibtisch sitzt eine kleine rundliche Frau mit Brille und schulterlangen braunen Haaren. Erst als ich mich räuspere, schaut sie zu mir empor und mustert mich über den Rand ihrer runden und irgendwie hässlichen Brille.
"Amy Black...ich bin die neue Schülerin", stelle ich mich knapp vor. Sie nickt verstehend und kramt dann in ihren Unterlagen. Als erstes reicht sie mir einen Stundenplan und danach einen Zettel.
"Hier drauf finden sie Ihre Spindnummer, den Zahlencode zum Öffnen und alle Bücher und Hefte die in Ihrem Spind liegen müssten", erklärt sie mir in einem sachlichen Tonfall. "Am Ende des Schuljahres hinterlassen sie Ihren Spind bitte sauber und legen alle Bücher wieder hinein."
Ich nicke und warte auf weitere Anweisungen, aber sie wendet sich wieder ihrem Schreibtisch zu und deshalb schätze ich, dass es das an Erklärungen war und ich mich jetzt alleine durchschlagen muss.
Stirnrunzelnd stehe ich vor dem Sekretariat und beäuge meinen Stundenplan. Daraus soll einer mal schlau werden. Als erstes habe ich Geschichte im Raum 26B. Wie soll ich denn den bitte finden? Ich beschließe, dass es besser ist, erst einmal meine Sachen aus dem Spind zu holen, bevor ich nach dem Raum suche.
Mit meinen Büchern unterm Arm versuchd ich wieder mich auf dem Plan zurecht zu finden. Ohne Chance.
"Brauchst du Hilfe?", eine zierliche Blondine mit großen braunen Augen sieht mich freundlich an. Sie trägt einen schwarzen Rock und dazu eine süße weiße Bluse. Alles in allem sieht sie ziemlich niedlich aus.
"Ehhmm...ja. Ich bin neu hier und muss jetzt in den Raum 26B", erkläre ich ihr. Sie beginnt zu strahlen.
"Dann bist du in der 11. bei Mr Brown?" Sie schaut sich meinen Stundenplan an und nickt dann. "Wir sind in der selben Klasse...ich bin übrigens Tessa."
Nachdem wir uns vorgestellt haben, führt sie mich zielsicher durch die Schule und organisiert mir direkt einen Platz neben ihr im Klassenzimmer. Hinter uns sitzen ihre beiden Freundinnen Carly und Jessica, die mich genauso freundlich und quirlig begrüßen wie Tessa.
Der Unterricht ist langweilig, aber dank Tessa an meiner Seite gut zu ertragen. Die Pausen verbringen wir vier gemeinsam und ich erfahre vieles über die Schule und meinen neuen Freundinnen. Natürlich tauschen wir auch sofort Handynummern.
Am Ende des Schultages verabschieden wir uns alle mit einer Umarmung und dem Versprechen zu schreiben. Danach warte ich gelangweilt auf dem Schulhof auf Theresa, immerhin wollte sie mich abholen.
Ich bin erleichtert neue Freunde gefunden zu haben. So bin ich nicht mehr ganz so allein und nicht ständig an das Rudel gebunden. Natürlich mag ich alle Rudelmitglieder, besonders Theresa, aber es ist auch schön jemanden in meinem Alter zu haben, mit dem ich Zeit verbringen kann.
Ein Auto rollt vom Parkplatz herüber und hält direkt neben mir. Das Fenster des Fahrers geht herunter und ein Junge lächelt mich freundlich an. Er hat gestylte aschblonde Haare, graue Augen und ein kantiges Gesicht. Er sieht gut aus und ist sicherlich auch gut trainiert, aber an Logan kommt ohnehin niemand ran.
"Soll ich dich mitnehmen? Du siehst etwas verloren aus", seine Stimme ist harmonisch und freundlich. Er lächelt noch etwas strahlender und so kommen seine geraden weißen Zähne zum Vorschein. Der Typ wäre das perfekte Zahnpastamodel. Über meinen Gedanken muss ich Grinsen, versuche es aber schnell zu unterdrücken.
"Nein, danke. Eine Freundin holt mich gleich ab", antworte ich ihm.
"Na gut, dann nicht. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder", er zwinkert und fährt langsam weiter. In diesem Moment biegt Theresa auf den Schulhof ein und hält neben mir. Schnell schlüpfe ich in ihr Auto und sie fährt weiter.
"Wer war das denn? Sah gar nicht mal so schlecht aus", sie grinst und schaut mich mit einem verschwörerischen Lächeln an. Ich muss lachen.
"Keine Ahnung, aber da muss ich dir Recht geben."
Auf dem Weg zurück nach Hause -wie sollte ich es auch anders nennen?- halten wir noch an einem Coffee Shop und holen uns zwei Kaffee To Go. Sie erzählt mir, dass sie morgen nur noch eine Art Bewerbung abgeben müsse und dann direkt an der Uni anfangen könne zu studieren. Bedeutet für mich, dass sie mich mitnehmen kann, jedoch nur, wenn sie auch Kurse an dem Tag hat, ansonsten muss ich den Bus nehmen.
Zu Hause setze ich mich dann erstmal an meine Hausaufgaben. Nachdem ich damit fertig bin, mache ich mir einen Überblick über Tessas Notizen. Sie war so freundlich und hat mir ihre Aufzeichnungen der letzten Woche mitgegeben. Als ich auch damit fertig bin, ist es schon Abends, die Sonne beginnt unterzugehen und mein Magen knurrt laut.
Seufzend mache ich mich auf den Weg in Küche, um mir etwas zu Essen zu machen. Ich vermisse es jetzt schon, als Wolf durch die Gegend zu streifen. Ich habe ganz vergessen, dass Schule so viel Arbeit bedeutet.
Geistesabwesend hole ich mir eine Tasse für einen Tee und einen Teller für ein Brötchen. Ich bemerke erst als ich ein Räuspern höre, dass ich nicht alleine bin. Erschrocken drehe ich mich um, lasse fast Teller und Tasse fallen und erstarre dann. Logan sitzt auf einen der Stühle am Tisch und beobachtet mich. Wiedereinmal kann ich in seinem Blick nichts lesen.
"Wie war die Schule?", fragt er nach gut einer Minute des Schweigens und stummen Augenkontaktes. Seine Stimme ist zu meiner Verblüffung neutral und in keinster Weise feindlich oder negativ.
"Ehmm....gut", antworte ich zögerlich und fahre damit fort mir mein Abendessen anzurichten. Als ich fertig bin, setze ich mich zu ihn an den Tisch.
"Hast du schon neue Freunde gefunden?"
"Ja...drei Mädchen. Sie sind alle sehr nett." Wieder Schweigen, welches nur von meinem leisen Kauen durchbrochen wird.
"Was hast du heute so gemacht?", frage ich ihn vorsichtig und so beginnt ein etwas unbeholfener Smalltalk. Das ist das erste Mal, dass wir uns wirklich unterhalten und er scheint sich diesmal tatsächlich auch für mich zu interessieren. Die Spannung bleibt die ganze Zeit zu einem gewissen Teil bestehen, aber trotzdem ist es schön mich mit ihm über belanglose Dinge zu unterhalten.
Die einzige Frage, die mir nur die ganze Zeit auf der Zunge brennt, ist, wieso er plötzlich Interesse zeigt oder sich zumindest mit mir beschäftigt. Aber ich frage ihn lieber nicht, ich habe zu viel Angst diesen Moment sonst kaputt zu machen.
Wir sitzen tatsächlich bis nach um zehn abends in der Küche und reden einfach nur und ich genieße es, jetzt endlich einmal in seiner Nähe zu sein und von ihm geduldet zu werden. Wir beide sind ziemlich müde und beschließen zu Bett zu gehen. Nachdem wir uns beide einzeln im Bad umgezogen haben, legen wir uns ins Bett und schlafen nach kurzer Zeit auch nebeneinander ein.

Alpha's MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt