„Nein, lass den Koffer bitte noch drin", murmelte Daphne in ihren Gedanken und stieg aus dem Auto. Sie zog aus ihrer Handtasche ihren Schlüssel und lief durch den seltsam, verwüsteten Vorgarten an die Haustüre.
Sie schluckte, als sie sah, dass die Haustüre offen stand. Okay, jetzt keine Panik, vielleicht haben sie einfach vergessen die Tür zu schließe, versuchte sie sich zu beruhigen, bis ihr auffiel, dass das nicht die Art ihrer Eltern war. Sie vergaßen nicht einfach mal die Türe abzuschließen. Nie.
Das ungute Gefühl verbreitete sich in ihrem Körper. Langsam öffnete sie die Haustüre. Es kam ihr vor wie in einem dieser Horrorfilme, nur dass das Quietschen der Tür fehlte. Langsam trat sie in den Flur. Es war dunkel, unordentlich und staubig.
„Mom? Dad?", rief sie durch das Haus.
Stille.
Plötzlich berührte sie etwas an ihrem Rücken und sie zuckte schreiend zusammen. Jedoch stand nur Dave hinter ihr. Auch er wirkte sichtlich nervös. Daphne packte die Panik, er jedoch nahm ihre Arme, sah sie durchdringend an und befahl ihr, sich wieder in den Wagen zu setzen. Er würde sich das Haus anschauen.
Daphne war jedoch auch nur in der Lage zu Nicken. Eigentlich würde sie keinen einfach so in ihr Haus lassen, weshalb auch immer vertraute sie ihm jedoch. Also lief sie langsam mit einem sehr ungutem Gefühl im Magen zum Smart und setzte sich auf das Polster.
Ihre Hände waren kalt, sie fror. Noch nie hatte sie solch eine Panik. Was war dort los? Vielleicht war ihnen ja etwas passiert und sie hatten sich deswegen nicht bei ihr gemeldet. Sie schluckte. Nein. Das konnte nicht sein... Dafür gab es doch keinen Grund! Wahrscheinlich sind sie einfach nur in Urlaub gefahren für kurze Zeit...Neben ihr schlug plötzlich Dave die Tür zu. Er war blass. Ungesund blass. Bevor sie jedoch auch nur den Mund aufmachen konnte, hatte er den Motor angeschaltet und fuhr los.
Daphne war nicht fähig zu reden. Sie konnte es sich denken. Aber nein... sie wollte es nicht wahrhaben. Er sah so verstört aus...wollte sie es wissen? Nein. Doch.Die Hälfte der Fahrt über sprachen sie kein Wort miteinander.
Das konnte nicht stimmen.
Das war nicht war.Daphne redete sich ein, dass alles in Ordnung wäre.
„Wohin fahren wir?", fragte sie ihn leise.
„Zur Schule", sprach er leise. Seine Augen waren angespannt, ebenfalls sein Körper. Er war ängstlich, wirkte jedoch sehr stark dabei.
„Was ist mit meinen-"
Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, schluckte sie. Nein. Nein nein nein! NEIN DAS KONNTE NICHT SEIN. Eine Träne lief ihr über die Augen. Sie waren tot?!
„Ermordet", flüsterte er und schluckte.
Daphne war total überfordert. Sie konnte es nicht glauben. Ihre Eltern sie ... sie waren einfach weg. Tot. Nein! NEIN DAS GING NICHT! Keiner hatte einen Grund gehabt ihre Eltern zu töten. Sie hatten nie jemandem etwas getan.
Sie schluckte. Sie war eine Waise. Sie hatte keine Familie mehr. Ihre Eltern waren tot... und mehr hatte sie nie gehabt.
Tränen liefen ihr über die Wange. Ihr Herz zerriss und sie schien in ein ewig tiefes Loch zu fallen.
Den Rest der Autofahrt hatte sie nicht weiter mitbekommen. Sie hatte aus dem Fenster geschaut... jedoch hatte sie nichts wahrgenommen. Sie war in ihren Gedanken versunken aber sie realisierte es nicht. Sie konnte nicht. Ihr Körper und ihr Verstand wehrten sich dagegen.
Sie redete sich ein, dass ihre Eltern noch lebten. Das all das nur ein schlechter Scherz war und dass sie einfach wieder aufwachen würde. Es war nur ein Traum.„Wir sind da", hörte sie Dave neben sich sagen. Es war ihr jedoch gleichgültig. Was sollte es? Jetzt würde sie ihre Eltern nie wieder sehen... egal ob hier auf einem Internat oder irgendwo anders. Sie war jetzt alleine. Sie hatte keine Familie mehr. Sie würde nie wieder mit ihrer Familie Weihnachten feiern können, ihren Geburtstag oder andere Feiern. Sie würde nie wieder in ihrem Bett aufwachen, würde nie wieder ihre Mutter in der Küche sehen und ihren Vater morgens beim Zeitung Lesen. Wieder kullerte eine Träne über ihre Wange.
Dave war schon aus dem Auto ausgestiegen. Er hatte ihren rosafarbenen Koffer aus dem Kofferraum geholt. Aber wen interessierte es schon?
Sie stieg aus dem Wagen aus und nahm sich den Koffer. Sie lief durch das noch offene Tor und stand wieder auf der Wiese. Neben ihr war dort Dave. Als sie im Gebäude waren, sagte er, dass er zur Direktorin gehen würde. Also sagte sie noch kurzgebunden Tschüss und lief mit schweren Füßen in Richtung ihres Gemeinschaftsraums. Sie wollte jetzt alleine sein. Sie wollte von keinem angesprochen werden oder auch nur angefasst werden. Alleine sein. Sie verspürte eine tiefe Müdigkeit. Sie wollte schlafen.
Als sie mit leerem Blick in den Gemeinschaftraum kam, nahm sie Patrick wahr. Er war von der Couch aufgestanden und auf sie zugelaufen. Dass er verwirrt war, war ihr egal. Ihr war nun alles egal.
„Daphne, was ist los?", fragte er und klang dabei besorgt.
Sie blickte ihn nur an, kaum fähig auch nur ein wenig Emotionen zu zeigen. Das durfte sie nicht zulassen. Sie würde es keinem sagen, mit keinem darüber reden... es ging keinen etwas an.
Sie war ebenso nicht fähig zu sprechen. Was wäre wenn sie weinen würde?
Nein.In dem Moment wurde ihr schwindelig. Es war ihr gleichgültig. Als ihr schwarz vor Augen wurde, wartete sie noch auf einen Aufprall. Vergebens.
...oo0oo...
Etwas Unverständliches schlich in ihre Ohren. Anfangs war es nur ein Rauschen, dann wurde es deutlicher, und sie konnte Patrick, Raphael und Rebekah neben sich hören.
„Sie ist wach", sprach Raphael. Woher wusste er das?
„Woher willst du das wissen? Ihre Augen sind noch zu", fuhr Rebekah den Vampiren an. Sie konnte sein Schnaupen daraufhin hören.
Langsam blinzelte Daphne. Grelles Licht drang ihr entgegen. Sie musste einige Male blinzeln, bis sie realisiert hatte, dass sie in dem Krankenzimmer lag. Wieder einmal.
Sie blickte sich langsam um. Ihr Kopf dröhnte, als hätte man ihr eine verpasst. Das war jedoch nicht der Fall... sie war umgekippt?
Daphne versuchte sich ein wenig daran zu erinnern. Sie war im Gemeinschaftsraum. Dort war Patrick. Und dann war da noch ...
Sie erinnerte sich wieder.
„Oh mein Gott, sie ist wach!", unterbrach Rebekah ihre Gedanken. Die Blondine blickte sie total nervös an.
„Hab ich doch gesagt", murmelte Raphael, welchen sie im Schatten des Raumes erkennen konnte. Er konnte noch immer nicht in die Sonne. Aber Daphne konnte sein besorgtes Lächeln auf seinen Lippen sehen.
„Wie geht es dir?", fragte sie ihre beste Freundin. Sie fummelte ihr in ihrem Gesicht herum und drückte sie plötzlich. „Wir haben uns so Sorgen um dich gemacht."
Daphne war noch immer nicht fähig zu sprechen. Sie wollte jedoch auch nicht reden. Sie wollte einfach weiter schlafen. Sie wollte all das vergessen. Sie hatte es zwar nicht gesehen... aber sie wusste was geschehen war.Kurze Zeit später schickte die Krankenschwester ihre Freunde aus dem Zimmer, wobei sie Raphael jedoch mit einer schwarzen Decke half, damit er nicht in der Sonne anfing zu brennen.
Als sie nun alleine in dem Zimmer war holte Daphne tief Luft. Die Krankenschwester lächelte sie besorgt an und sagte: „Sie können gehen, wenn sie sich wohl fühlen, aber ich würde ihnen raten die Nacht noch hier zu verbringen. Dann bin ich nämlich da, falls ihnen etwas zustoßen sollte."
Daphne nickte. Sie wollte einfach nur Ruhe. Keinen um sich herum. Sie musste es verdauen. Aber konnte sie es überhaupt? Es waren schließlich ihre Eltern.. sie hatte alles mit ihnen gemacht. Sie waren jeden Sonntag gemeinsam Essen gewesen, an Weihnachten und anderen Festtagen ebenfalls. Genauso half ihre Mutter ihr damals immer bei den Hausaufgaben. Nun waren sie nicht mehr da. Sie würden nie wieder bei ihr sein, sie würden sie nie wieder in den Arm nehmen, sie trösten, sie ärgern oder zum Lachen bringen, zu nerven mit der Wäsche oder dem Haushalt. Das war alles nicht mehr. Es war, als hätte sich alles in Luft aufgelöst. Tränen kullerten ihre Wange hinunter, ihr Magen und Hals zog sich zusammen.Sie wollte sterben.
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School of mythical creatures
ФэнтезиDaphne ist eigentlich eines von vielen ganz normalen Wesen, welche auf die School of mythical creatures geht. Mit ihren Freunden Raphael, Patrick und Rebekah versucht sie das erste Schuljahr zu überstehen. Jedoch macht es ihr Jayden nicht wirklich e...