92. Umgeben von der Nacht

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Ardianas Sicht:
,,Mir ist klar geworden, dass ich ehrlich nicht mehr ohne dich kann und  auch nicht will, aber ich weiß auch, dass ich sehr viel Scheiße gebaut habe und ich kann verstehen, wenn dein Vater es nicht mehr mit uns erlaubt, nie wieder", hallte seine Stimme immer wieder durch meinen Kopf.

Wie kam er jetzt auf meinen Vater? Sag mir nicht..

War es wirklich so, wie ich es dachte? Konnte ich mich wirklich darauf einstellen? War das so? Seit wann? Gab es bei Enes und mir wirklich überhaupt nichts mehr zu retten? Mehrere Fragen stellten sich auf einmal in meinem Kopf.

Ich wusste ehrlich nicht, wie ich mit dieser halben Information umgehen sollte. Erst redet Enes auf mich ein und verspricht mir, dass er um mich kämpft und nachdem er sich fast tot geprügelt hat, wirft er mir an den Kopf, dass mein Vater strikt gegen alles ist, was mit Enes zutun hat?

Ich war sauer, ziemlich sauer um genau zu sein. Warum machte Enes mir so plötzlich Hoffungen und warum war mein Vater auf einmal so strikt dagegen? Mein Vater behandelte mich so oder so wie Dreck und von daher hatte es ihn doch nicht mal mehr zu interessieren. Aber er ist dein Vater. Natürlich war es jetzt nicht so, dass die Worte meines Vater mich überhaupt nicht interessierten, aber ich würde zumindest versuchen zu  kämpfen. Ich würde solange versuchen zu kämpfen, bis ich selbst mit meinen eigenen Augen gesehen hatte, dass es nichts mehr zu retten gab. Vorher nicht.

Ich fuhr mir verzweifelt durch die Haare: ,,Wie meinst du das Enes?"

Er schaute mir kurz in die Augen, bevor seine Augen auf dem Boden landeten: ,,Kurz nach unserer Trennung war deine Mutter bei uns und als ich an der Küche vorbeigegangen bin, habe ich etwas gehört, was mit uns zutun hatte. Natürlich habe ich mich direkt versteckt und zugehört. Ich schwöre dir Ardiana, dies waren eine der schlimmsten Worte, die mir indirekt zugesprochen wurden. Es war heftig."

Ich forderte ihn auf weiterzuerzählen.

Er redete weiter: ,,Dein Vater hat zu deiner Mutter gesagt, dass es ab dem Tag, als er dich geschlagen hat, keinen Enes mehr für dich geben wird.  Du hast für mich genug Schläge kassiert, meinte er. Das bedeutet wir dürfen nicht heiraten und uns auch nie wieder treffen. Aber wir machen es trotzdem."

Er lachte kurz. Aber meine Augen füllten auch mit Tränen.

Er atmete einmal tief durch: ,,Ardiana ich habe dir alles nur verheimlicht, weil ich nicht wollte, dass dir etwas passiert. Ich wollte dich nicht bekannt machen bei den Jungs und da Kerem ein Auge auf dich geworfen hatte, musste ich noch mehr aufpassen auf dich. Ich wollte nicht, dass jemand anders Augen für dich hat. Nur ich durfte und darf Augen für dich haben. Das weißt du."

Ich nickte mit Tränen in den Augen.

Er sprach weiter: ,,Ari hör zu. Während des Kampfes habe ich die meiste Zeit an deinen Vater gedacht und deswegen war ich auch ziemlich unkonzentriert. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass es nie wieder mit uns klappen könnte. Ich wollte es einfach nicht. Allein der Gedanke, dass du vielleicht irgendwann einem Anderen gehörst, bringt mich um. Ich würde den Jungen töten, auch wenn er keine Schuld hat. Aber wirklich Ari, wenn ich die ganze Zeit darüber nachdenke, verunsichert es mich auch sehr. Dein Vater weiß mittlerweile über die ganze Scheiße Bescheid, die ich damals so gebaut habe und einerseits kann ich auch verstehen, wenn er das nicht mit uns will, aber andrerseits kann ich es nicht akzeptieren, weil ich dich zu sehr liebe."

Mein Herz zog sich zusammen und ich hatte mittlerweile das Gefühl umzukippen. Wenn Enes mich so durcheinander brachte, fühlte ich mich wie betäubt. Nicht weil er mich so mit seinen Worten verletzte, nein, weil er nicht ganz wusste, was er wollte. Und damit meine ich, dass er Angst hatte. Ja, Enes hat Angst. Ungewollt quollen mir gleichzeitig 2 Tränen aus den Augen.

My Albanian Hero / Enes, der albanische PlayerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt