8. Kapitel (Shade)

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Als Carry mit den Getränken kam, bedeckte eine leichte Röte ihre Wangen. „Was haben sie getan?", seufzte Alex gespielt. „Nichts", erwiderte sie und wurde noch röter. Aus Mitleid beließen wir es dabei, tranken und alberten ein wenig herum, soweit beinahe Unbekannte das vermochten. Ich mochte Carry. Sie hatte so eine unbeschwerte Art, die mir gefiel und mit der ich mich sehr gut identifizieren konnte. Auch Alex schien sich gut mit ihr zu verstehen, was mich bei jedem anderen Mädchen gestört hätte. Vielleicht würden wir sogar Freundinnen werden, ein völlig neues Erlebnis, aber ich wollte nicht zu weit vorausdenken. Es konnte noch viel passieren. Am meisten störte mich beim „Freundefinden", dass ich niemandem mein Geheimnis verraten konnte, da Jäger, besonders die hiesigen, sehr viel Geld für gute Informationen bezahlten. Teilweise sogar mehr, als ein normaler Mensch im Jahr verdiente, jedenfalls wenn es sich um einen mächtigeren Dämon/Vampir/Werwolf handelte. Wenigstens konnte ich mir sicher sein, dass Carry ein normaler Mensch war. Jedenfalls hoffte ich das.

Es war bereits später Nachmittag, als wir uns voneinander verabschiedeten. Als Abschied fragte ich Carry: „ Treffen wir uns morgen Nachmittag wegen dem Referat?" Sich wieder ans Referat erinnernd, schnaufte sie genervt: „Ja, das wäre wohl das Beste." Abschließend umarmte Alex Carry, wobei sie in seinen Armen verschwand. Verblüfft erwiderte sie die Umarmung ungelenk und verabschiedete sich bei mir mit einem kurzem Winken. Wir sahen ihr nach, bis sie hinter einer Biegung verschwand und erst da fiel mir ein, dass wir nicht für unsere Getränke bezahlt hatten.

„Sie gefällt mir"; meinte Alex, als wir unser Zuhause mit großen Schritten betraten. „Wie meinst du das?", hakte ich mit einem misstrauischen Seitenblick nach, während er mir die Jacke abnahm und sie in die Garderobe hängte. Ach, was war er nur für ein Gentleman, dachte ich sarkastisch. „Äh...nicht so, wie du denkst, obwohl ich nichts gegen einen flotten Dreier einzuwenden hätte", meinte er nachdenklich. „Nicht dein Ernst?", fragte ich beleidigt und eingeschnappt. „Lass einem Mann seine Fantasien!", verteidigte er sich und lachte, als ich spielend auf ihn einschlug. „Dann reiche ich dir also nicht?", schniefte ich in bester Derek Manier. „Du bist mehr als genug", flüsterte er sanft und strich leicht mit seinen Lippen über meine, wobei mich eine Gänsehaut befiel. Dann wich er zurück und erkundigte sich hastig: „Deine Eltern?" „Nicht da", erwiderte ich und trat einen Schritt auf ihn zu. Er wich weiter zurück: „Deine Schwester?" „Bei einer Freundin", antwortete ich während eines weiteren Schrittes. „Na, wenn das so ist...",schnurrte er mit tiefer Stimme und überbrückte die restliche Distanz zwischen uns, sodass die Dielen knarzten.

Während er mich die Treppe zu seinem Reich hinauftrug, schlang ich meine Beine fest um seinen kräftigen Körper, der vor Erregung nur so bebte. Ich warf mein lockiges, schwarzes Haar mit einer raschen Kopfbewegung auf die andere Seite, da es uns beim Küssen nur störte. Seine Hände umfassten meine Beine und zogen mich nur noch näher ran. Mit einer Hand umfasste ich seinen Nacken, mit der anderen wuschelte ich ihm durchs Haar. Ich beachtete weder das uralte Gemälde mit echtem Goldrahmen, an welches er mich kurz presste, noch die unbezahlbare Vase, die ich im Vorbeigetragen werden mit dem Fuß vom Sockel stieß. Scherben brachten ja angeblich Glück. Die Tür öffnete er mithilfe seines Ellenbogens, da seine Hände zu beschäftigt waren. Sanft legte er mich auf sein weiches Federbett, wo ich kurz Zeit hatte, mich daran zu erinnern, dass Atmen lebenswichtig war. Während er die Tür schloss, betrachtete ich sein mir so vertrautes Zimmer. Die grünen Wände waren so dunkel, dass sie beinahe schwarz wirkten. Die wenigen Möbel, die in seinem Zimmer Platz fanden, waren aus dunklem Mahagoni. Unauffällig in einer Ecke seines Zimmers hing sein Boxsack von der Decke, an dem er manchmal seine Aggressionen ausließ oder für sein Kickboxtraining übte. Durch sein Fenster hatte man einen perfekten Blick auf den Garten und das Tor, welches dort hinführte. An der einen Ecke stand ein Schreibtisch voller Zeug, welches wild übereinandergeworfen dalag. Seine dunkle Ledercouch war direkt auf den 60-Zoll Flatscreen ausgerichtet. Schon immer hatte ich ihn dafür beneidet. Mein Blick, der durch den Raum geschweift war, um mich ein wenig abzukühlen, blieb letztendlich an Alex hängen, der inzwischen die Tür geschlossen hatte. Er starrte mich so unglaublich scharf an, dass ich auf seinem Bett dahinschmolz. „Hast du eine Ahnung davon, wie sehr ich mich nach dir verzehre?" Seine raue Stimme ging mir durch und durch. „Dann komm her", forderte ich ihn erregt auf. Nur allzu gern kam er meiner Aufforderung nach.

Voller Anmut kniete er sich aufs Bett und augenblicklich richtete ich mich ebenfalls auf der Matratze auf, sodass wir uns in die schwarzen Augen mit dem weißen Ring blicken konnten. Genauso liebte ich ihn am meisten, ohne Kontaktlinsen oder anderen Verkleidungen, die uns als Mensch tarnten. In seinen Augen blitzte die Leidenschaft und die Liebe, die er für mich empfand und die ich mindestens ebenso stark erwiderte. Stürmisch zog er mir das T-Shirt über den Kopf und warf es neben das Bett. Die Hose folgte kurz darauf. Die Kunst, wie er es schaffte, mit seiner linken Hand den BH in kürzester Zeit zu öffnen, verblüffte mich immer wieder. „Willst du oder soll ich?", fragte er angestrengt, bei dem Versuch, geduldig zu wirken und deutete auf seine Kleidung, die nur schwer an seinem Körper bleiben wollte. Mit zitternden Händen entkleidete ich ihn binnen weniger Atemzüge. Ab diesem Moment konnten wir uns nicht mehr näher sein.

Verschwitzt lagen wir schlussendlich unter seiner Decke und sahen nach oben. Ich warf ihm vor: „In letzter Zeit rammeln wir wie die Karnickel." Alex wandte sich schweratmend zu mir, sodass eine dunkle Haarsträhne in seine Augen fiel: „Und so schnell hören wir auch nicht damit auf. Außerdem treiben wir's viel wilder als die Karnickel." Empört gab ich ihm einen Klaps auf den Arm, wobei er nur lachte und sich schnell auf mich rollte. Von oben sahen wir uns in die Augen und er meinte mit vollem Ernst: „Ich liebe dich, Shade. Ich glaube, ich habe dich schon immer geliebt, seit ich aus der Hölle geflohen bin." „Du glaubst?", zog ich eine Augenbraue hoch. Darauf lächelte er nur und beugte sich wieder zu meinen Lippen. Die seinen waren so weich und schmeckten süß. Alex war jung und kräftig. Er konnte auch öfter als einmal.

„Wann kommen deine Eltern wieder?", meinte er verschlafen und sein knurrender Bauch hallte durch das ganze Zimmer. Ruckartig setzte ich mich im Bett auf, als ich einen Blick auf den Wecker erhascht hatte: „Jeden Augenblick!" Hastig kleideten wir uns von selbst wieder an und machten uns daran, die Scherben aufzukehren und so gut wie möglich den Schaden am Gemälde zu beseitigen. „Wir könnte das Gemälde doch übermalen", schlug er voller Intelligenz vor. Perplex hielt ich ihm vor: „Dir ist der Sex wohl zu Kopf gestiegen. Da hilft nur noch ein kalter Entzug." Sofort gab er nach: „Was hältst du für das Beste?" „Wir können nichts mehr machen. Der Riss ist ja eh nicht so groß", versuchte ich mir einzureden. „Sollen wir beim 'High Mountain' was essen?", fragte ich ihn, da ich so keine Lust auf eine Begegnung mit meiner Familie hatte. „Du willst in den Vergnügungspark?", staunte Alex. „Hatten wir nicht genug Bewegung für heute?" „Willst du unbedingt hierbleiben? Bei meinen Eltern und Schwester, die bald kommen müssten?" Zerknirscht warf er einen Blick auf das ruinierte Gemälde und stimmte mir zu: „Es ist wohl besser, wenn wir verschwinden." Bevor wir aus der Tür waren, redete ich noch auf ihn ein: „Sollte jemand fragen, waren wir den ganzen Nachmittag mit Freunden im 'High Mountain'."



Wir möchten uns noch für dieses etwas anzügliche Kapitel entschuldigen, doch können wir nicht versprechen, dass es sich nicht wiederholen wird. Aber ein bisschen Ablenkung von den kommenden Dramen kann ja nie schaden;) Danke für euer Verständnis!*-*

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