Wenn in einer Geschichte die Protagonistin aufwacht, dann wird sie meistens von den obligatorischen Sonnenstrahlen wach gekitzelt, wach geküsst oder irgendein verknallter Specht jodelt so laut, dass sie nicht mehr einschlafen kann. Als ich aufwache, scheint weder die Sonne, noch singt ein Vogel und ich bin alleine. Blinzelnd setze ich mich auf und das erste, was ich sehe sind Bäume. Ziemlich kahle Bäume. Dahinter kann ich die einsamen Umrisse der demolierten Parkbank und ein vorbeifahrendes Auto erahnen. Als ich meinen Kopf drehe sehe ich noch mehr Bäume und – ein Lagerfeuer!?
Noch bevor ich mir so meinen Teil dazu denken kann krackst es ohrenbetäubend in der Baumkrone über mir und irgendetwas stürzt/klettert Zweige zermalmend und kleine Rindenstückchen regnend zu mir herab. Nachdem sich der aufgewirbelte Dreck gelegt hat und ich alle Fremdkörperchen aus meinen Augen gerieben habe entpuppt sich der Baummeteor als rothaariger Typ, der sich sogleich aufrichtet, eine etwas wacklige Verbeugung vor mir macht und gleichzeitig Blätter von seinem löchrigen Nirvana-T-Shirt wischt. Obwohl ich ihn erst seit...nicht sehr lange kenne, er mir immer noch skurril vorkommt und anscheinend auf ausgestorbene Alternative-Rockbands steht bringt mich Lucius mit diesem Auftritt doch zum Grinsen. Mein Lächeln verfliegt allerdings als er zum Feuer tritt, davor in die Hocke geht und mit einem Zweig in der Glut herumstochert.
„Ist das dein Ernst? Ein Lagerfeuer? Wir sind im einundzwanzigsten Jahrhundert ,weißt du? Da gilt das Legen von Feuer auf öffentlichen Grundstücken als illegal!"
Lucius blickt nachdenklich ins Feuer. Die Flammen spiegeln sich in seinen Augen wieder und von ihrgendwo her kommt eine leichte Brise, die seine Haare im Wind tanzen lassen. Er seufzt gequält und es scheint, als würde er mir gleich etwas sehr Wichtiges mitteilen. Aber anstatt eine epische Rede zu halten hebt der Kobold ruckartig den Kopf und starrt mich fassungslos an.
„Wie kannst du so etwas sagen? Das Feuer ist es doch, dass euch am Leben erhält! Das Feuer haucht den Sternen Leben ein. Ohne das Feuer würden wir...", während er sich in einer Ode an das Feuer auslebt lasse ich meine Blick suchend umherwandern und werde schnell fündig. „...das Feuer zu ehren und zu l-", schnell greife ich nach der Flasche, schraube sie auf und kippe den Inhalt in einem Schwung in die Flammen, sodass sie zischend und rauchend verlöschen. Lucius erstarrt abrupt, als er von ein paar Wassertropfen getroffen wird. Mit großen Augen starrt er auf die kläglich qualmenden Reste seiner großen Liebe. „...lieben", beendet er tonlos seinen Satz.
Er hebt langsam den Blick zu mir, sodass ich das verräterische Schimmern in seinen Augen sehen kann.
„Weißt du, wie lange ich gebraucht hab, um das da", er zeigt mit zitterndem Finger auf die nasse Feuerstelle „hinzukriegen? Hast du eine Ahnung, was für eine Kunst es benötigt um so etwas fertig zubringen?"
Ich hole Luft, um etwas zu antworten, aber er fällt mir ins unausgesprochene Wort und rauft sich verzweifelt die Haare „Natürlich nicht!"
Genau in diesem Moment kommt die Sonne hinter einer Wolke hervor und bricht sich in etwas Glitzerndem, was langsam Lucius' hohle Wange hinabrinnt. Es ist ganz still, nur dass Rauschen des Windes in den wenigen verbliebenen Blättern und sein schmerzerfülltes Schluchzen. Ich sitze da, realisiere jetzt erst, dass ich auf seinem Mantel geschlafen habe, sodass der schimmernde Stoff nun verknittert und stumpf ist. Ich bin wie erstarrt, geschockt von dem Geschehen vor meinen Augen, gefesselt von dem schlechten Gewissen, welches sich leise wie ein unerwünschter Gast bei mir eingeschlichen hat. Ich will aufstehen, zu ihm hingehen, ihn trösten.
„Hey", will ich sagen und ihm beruhigend auf die Schulter klopfen„das wird schon. Wir machen einfach ein Neues!"
Aber ich sitze nur da, stumm wie eine verdammte Kaulquappe, die Gewissensprobleme hat.
In mir drin wütet ein Sturm voll Selbsthass, er steigert sich, wird immer wilder, scheint mich zu zerreißen. Und gerade als es am schlimmsten ist, als ich kurz davor bin, mich hier auf dem leblosen Parkboden auf die Knie zu werfen und inständig um Verzeihung zu flehen hebt Lucius den Kopf, wischt sich eine abnormal funkelnde Träne vom Nasenflügel und blickt mich zum ersten mal seit einer gefühlten Ewigkeit an. Seine Haare hängen lasch und trübe in sein unglaublich blasses Gesicht, sodass ich seine Augen nur als ein spitzbübisches Glitzern hinter den Stirnfransen erahnen kann.
Er schnieft noch einmal und ich setze an, ihn mit tausenden und abertausenden von Entschuldigungen zu überhäufen, aber er kommt mir zuvor.
Und lacht.
Naja eigentlich ist es eher ein sehr freches überhaupt nicht am Boden zerstörtes Kichern.
„Reingefallen", gluckst er, erhebt sich von der Feuerstelle und klopft ein paar unsichtbare Staubkörner von seinen Knien. Dann kommt er auf mich zu, bleibt direkt vor mir stehen und schaut, die Sonne verdunkelnd auf mich herab, die Hände in die Hüften gestemmt.
„Mein Mantel", sagt er „du sitzt drauf"
„Oh", ist das einzige, was ich zustande bringe. Ich bin baff. Erst macht er einen auf Chucky die Mörderpuppe, schaut mir bei einem telepatischen und sehr unbequemen Gespräch mit so 'nem Hologramopi mit Gewürznachnamen zu, gibt mir seinen Mantel als Unterlage, täuscht einen Heulkrampf vor weil ich sein (nicht zu vergessen illegales) Feuer gelöscht habe und macht keine zwei Minuten später wieder einen auf Pipi Langstrumpf. Wer ist dieser Typ?
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Helloo Friends and alle anderen ;)
hoffe das Kapitel hat euch gefallen! Irgendwelche vermutungen, wie's weitergeht? ich bin führ alles offen!
PEACE
Eure Cup XXX
DU LIEST GERADE
Das steht in den Sternen ON HOLD
ParanormalAnastasia ist vierzehn und hat echt alles. Protzvilla mit anschließendem Privatpark, hundertfünfundzwanzig Bodyguards, die das gesamte Gelände bewachen und gratis dazu einen Vormund alias Motzgurke. Aber seit dem Tod ihres Vaters wünscht sie sich ni...