Von rennender Zeit und abgesagten Konzerten

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Mach ich. Wir sehen uns in London."

Andy beendete den Anruf und steckte das Handy weg. „Das war Jules."

Liam nickte schwach. „Aha", kam es von ihm, während er sich nach Sophia umsah. Sie wollte noch etwas aus ihrem Zimmer holen, hatte sie gesagt. Aber das war vor fünfzehn Minuten gewesen.

„Aha? Mehr nicht?", fragte Andy schmunzelnd. Liam zuckte mit den Schultern. „Ich hab sie letztens angerufen. Sie schien schwer beschäftigt zu sein."

Andy nickte. „Ja. Sie hat einiges zu tun."

Liam nickte und seufzte. Er hatte sie angerufen, weil er jemanden zum Reden brauchte. Aber sie hatte ihn abgewimmelt, weil ihr die Arbeit wichtiger war. Damit hatte sie das Bild, was er bis dato von ihr hatte, zunichte gemacht. Eigentlich war seine Einschätzung so gewesen, dass sie für Freunde alles stehen und liegen ließ. Möglicherweise war seine Aufforderung, dass sie zu ihm in die USA reisen sollte etwas weit hergeholt, aber wenigstens am Telefon hätte sie ihm zuhören können. Allerdings hatte sie auch dafür keine Zeit gehabt. Stattdessen musste er sich selbst durch den Tag quälen. Am Abend hatte er mit Sophia darüber sprechen wollen, allerdings war diese so müde, dass sie ihn auf den nächsten Tag vertröstete - wie Jules. Ihr Rückruf folgte auch, jedoch zu einem schlechten Zeitpunkt, weshalb das Gespräch viel zu kurz ausfiel. Daraufhin war der Kontakt zwischen ihnen eingeknickt. Von Andy hatte er schließlich erfahren, dass sie an einem großen Auftrag dran war und sich Hals über Kopf in der Arbeit verlor. Auch sein bester Freund hatte die gemeinsame Freundin nur selten zu Gesicht bekommen. Jedoch vermutete Liam, dass es da auch noch andere Gründe gab, weshalb Jules den Kontakt vermied.

Andy hatte sich ohne lange zu überlegen bereit erklärt zu ihm zu kommen. Er hatte ihm ein offenes Ohr geschenkt und bemühte sich ihn von dem Chaos, was sein Leben darstellte abzulenken. Sie waren feiern gewesen, hatten das Land erkundet und dabei hätte er fast vergessen. Aber nur beinahe, denn die Medien waren inzwischen voll von den Gerüchten über Louis Vaterschaft. Zwar gab es bislang noch keine Bestätigung, die würde erst bei Good Morning America erfolgen, aber das hielt die Fans nicht von wilden Spekulationen ab. Bis dahin war es aber noch gut eine Woche.

In der Nacht vor ihrem Konzert in Indianapolis hockte Liam gemeinsam mit Louis auf seinem Hotelzimmer. Andy hatte sich längst verabschiedet und sich ins Bett verzogen. Zwischen den beiden jungen Männern stand eine bereits halb leere Flasche Vodka, die ihnen an diesem Abend zum Opfer gefallen war. Liam zog an seiner Zigarette und stieß den Rauch aus, der sich bereits in blauen Schwaden unter der Zimmerdecke sammelte. An diesem Abend hatten sie auf alle Vorschriften verzichtet und wollten einfach nur die jungen Menschen sein, die sie waren. Er rutschte tiefer in seinen Sessel hinein und betrachtete die Glut an der Spitze seines Glimmstängels. Louis, der neben ihm saß, nahm einen Schluck aus seinem Glas und legte träge den Kopf in den Nacken. Sein Blick war an die Zimmerdecke gerichtet. Schweigen lag zwischen den beiden Männern und es war nicht einmal unangenehm.

Irgendwann durchbrach Louis das Schweigen und berichtete Liam von seinen Sorgen. Er sprach offen über die Schwangerschaft von Briana, seiner Angst vor der Vaterschaft und wie die Medien darauf reagierten, wenn er es erst bestätigt hätte. Noch hielten sie alles unter dem Deckmantel des Schweigens, aber in der nächsten Woche sollte er es endlich zugeben, dass er bald Vater werden würde. Er wollte es nicht und er hasste den Gedanken, dass sein Kind sich in einer Welt wieder finden würde, in dem es gehasst oder verehrt würde. Außerdem machte er sich Sorgen um die werdende Mutter. Er hatte die sozialen Netzwerke gemieden und es auch ihr geraten sich von Twitter, Instagram und Facebook fern zu halten. Aber Briana hatte ihren eigenen Kopf und ihre eigene Weise mit dem Ganzen umzugehen.

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