Changing life

Von einem Ende und einem Neuanfang

One Direction hatte ihr letztes Konzert gegeben und es hinterließ bei jedem ein komisches Gefühl. Sie konnten nicht einschätzen, was sie nun erwarten würden. Dennoch lief der Countdown zu ihrem letzten Auftritt im Dezember. Zuvor allerdings stand noch ihr Album Release an. ‚Made in the A.M.' war ihr bislang persönlichstes Album gewesen. In jedem einzelnen Song steckte so viel Arbeit und Kraft, dass es einfach perfekt werden musste. Sie hatten sich selbst übertroffen und den Sprung von einer Castingband hin zu einer Band, die ihren eigenen Weg ging geschafft. Auch die Welt sollte sehen, dass sie nicht länger die vier jungen Menschen waren, die erfolgreich waren, weil Millionen Mädchen die liebten, sondern weil sie auch Musik machen konnten.

Die Texte waren melancholischer, erinnerten nicht mehr an einfache Teeniethemen, sondern befassten sich mit dem Leben, der Veränderung und dem Verlust der Liebe. Sie waren reifer geworden und das wollten sie nach Außen auch beweisen. Ihre Interviews waren ruhiger geworden. Immer wieder tauchten Fragen zu ihrer Pause auf, die noch immer heiß diskutiert wurde. Besonders bei ihren Fans herrschte noch immer die Angst vor, dass es das Ende ihrer Lieblingsband war.

Der November rauschte an ihnen vorbei und ehe sie sich umsahen, stand ihr letzter gemeinsamer Auftritt an. Auch, wenn er das X-Factor Studio kannte und bereits mehrmals hier auf der Bühne gestanden hatte, so war dieser Abend doch etwas Besonderes.

Hier hatte vor fünf Jahren alles angefangen.

Hier waren sie sich zum ersten Mal begegnet.

Hier würde alles enden.

Seitdem er am Morgen aufgewacht war, bereitete ihm der Gedanke an den Abend Unbehagen. Liam konnte an nichts anderes denken als an den Auftritt, der ihnen bevorstand. Den ganzen Tag über fand er keine Ruhe. Unruhig lief er durch das Haus, er ging joggen und versuchte sich mit allem abzulenken, was ihm in den Sinn kam. Selbst Jules verschaffte ihm keine Ablenkung, bei der er am Nachmittag aufschlug. Sie wirkte bereits nach einer halben Stunde genervt von seinem Verhalten und verdonnerte ihn kurzerhand dazu ihr zu helfen ihr Bücherregal neu zu sortieren. Zwar verschaffte ihm dies nicht die gewünschte Ablenkung, aber war beschäftigt. Fröhlich plapperte Jules über die Bücher, die sie Liam in die Hand drückte und ihm zeigte, wo er sie in das Regal einräumen sollte. Dabei fing er sich mehr als einmal eine Schelle ein, weil er ein Buch nicht so behandelte, wie sie es wollte. Für ihn war das Papier zwischen den Buchdeckeln nichts als das - lebloses Papier. Für Jules aber schien es viel mehr zu sein.

„Es ist eine Welt, Liam, die wir betreten, wenn wir den Buchdeckel aufschlagen. Wir tauchen ein in diese Welt, lernen Menschen kennen und begleiten sie ein Stück auf ihrem Weg durchs Leben. Wir fangen an sie zu lieben oder zu hassen. Wir leiden mit ihnen und wir freuen uns mit ihnen. Es ist wie ein Film, der in deinem Kopf abgespielt wird. Hast du dir nie gewünscht einmal zu verschwinden?"

Er hielt in seiner Bewegung inne und betrachtete das Buch, das er in der Hand hielt. „Mehr als einmal", gestand er leise und drehte das Buch um flüchtig über den Klappentext zu lesen. „Ein Buch verschafft dir die Fluchtmöglichkeit, die du gesucht hast. Zwar kann es dir nicht ewig einen Unterschlupf bieten, aber für ein paar Stunden kannst du dein Leben und deine Sorgen hinter dir lassen und dich um andere Belange kümmern. Probier es doch einmal aus", ermunterte sie ihn und trat auf ihn zu. Sie legte ihre Hand auf das Buch, das er in der Hand hielt und drückte es sanft an seine Brust. „Versuch das hier! Ich glaube es könnte dir gefallen." Sie lächelte sanft und Liam konnte nicht anders als sie erstaunt ansehen. Ein Lächeln zog sich über ihre Lippen. „Weißt du was? Wir probieren es gleich aus", schlug sie vor und sah sich um, ehe sie einen Stapel Bücher zur Seite schob und sich eines der Bücher nahm. Sie griff nach Liams an, zog ihn mit zur Couch und ließ ihn darauf Platz nehmen. Unnachgiebig drückte sie ihm das Buch in die Hand und setzte sich sich dann zu ihm.