Von Hermine und ihrem Harry

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Jules, wenn du willst, dann kannst du bei mir einziehen." Die Worte schwebten zwischen ihnen und Jules Augen weiteten sich, ehe sie schnell den Kopf schüttelte und sich mit den Händen über die geröteten Augen fuhr. „Nein, Liam. Das kann ich nicht."

„Warum nicht?", fragte er und stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch auf. „Warum kannst du nicht bei mir einziehen? Du sagst selbst, dass du dich in dieser WG nicht wohl fühlst und ich lebe alleine in einem großen Haus. Ich habe Platz ohne Ende und wenn du wollen würdest, müssten wir uns nicht einmal über den Weg laufen." Wieder schüttelte sie den Kopf. „Ich kann es nicht, Liam. Ich will es nicht", sagte sie und senkte den Blick auf die Tischplatte, die übersäht war von zahlreichen Kaffeeflecken von den Besuchern, die vorher hier waren.

Liam seufzte leise und am liebsten hätte er sie gepackt und einfach mitgenommen. Ihr ging es nicht gut, dass sah man ihr an. Unter ihren Augen lagen tiefe Schatten und sie wirkte fahrig. Ihre Bewegungen waren träge und doch schien sie keine Ruhe zu finden. Schon seitdem sie hier waren wippte sie ununterbrochen mit ihrem Bein auf und ab oder spielte mit der Zuckerdose auf dem Tisch. Es machte ihn wahnsinnig, weil so seine Aufmerksamkeit immer wieder auf diese kleinen Bewegungen gezogen wurde.

„Und warum kannst du nicht?" Seine Stimme hatte er gesenkt und er war sich nicht sicher, ob er die Antwort hören wollte. Er mochte Jules. Er mochte sie sogar sehr und sah in ihr längst seine beste Freundin. Sie war zu einem festen Bestandteil in seinem Leben geworden und es wurde ihm schwer ums Herz sie nun so niedergeschlagen vor sich sitzen zu sehen. Die letzten Tage mussten anstrengend gewesen sein und er war sich sicher, dass sie mehr brauchte als nur eine anständige Wohnung, sondern auch eine Mütze voller Schlaf. Dabei war sie doch gerade erst aus Deutschland heimgekehrt. Sie hatten zwar nicht viel Kontakt gehabt über die Feiertage, aber doch konnte er heraushören, dass sie die Zeit in ihrer Heimat sehr genossen hatte. Scheinbar war die dort aufgebaute Kraft längst wieder aufgebraucht.

Jules Schultern hoben sich und senkten sich als sie langsam den angehaltenen Atem wieder ausstieß. „Ich will es alleine schaffen, Liam. Ich brauche keine Hilfe", meinte sie und griff nach ihrer Tasse. „Einmal in meinem Leben will ich etwas alleine machen. Wenn ich jetzt bei dir einziehe, werde ich mich darauf ausruhen und du wirst mir weiterhin helfen. Aber das will ich nicht."

Liam runzelte die Stirn bei diesen Worten. Sie hatte schon einmal kurz angemerkt, dass sie endlich auf eigenen Füßen stehen will und sich von niemanden mehr abhängig machen. Auf näheres Nachfragen hatte sie nicht reagiert und so hatte er sich seine eigenen Gedanken darüber gemacht. Er konnte ihre Worte und ihren Vorsatz verstehen, aber manchmal musste man einfach Hilfe annehmen, ob man wollte oder nicht.

„Verstehe. Du willst also nicht bei mir einziehen, weil du Angst hast, dass ich dich bemuttern werde?"

Sie nickte schnell, woraufhin auch Liam nur nickte. „Okay. Dann mache ich dir einen Vorschlag, denn ehrlich gesagt, gefällt es mir nicht, dass du mit zwei Typen alleine wohnst."

Jules hob ihren Blick um ihn anzusehen. Er verzog seine Lippen zu einem schwachen Grinsen, ehe er sich vorlehnte. „Du kannst weiterhin bei diesen Typen wohnen, aber ich werde dich nach wie vor besuchen kommen und es ist mir egal, ob diese Kerle das gut finden oder nicht. Verstanden?"

Sie blinzelte und nickte als seine Worte zu ihr durchsickerten. „Danke Liam", sagte sie leise und streckte ihre Hand nach seinem Arm auf. Sie drückte ihn schwach und lächelte ihn an. Das erste Lächeln, welches sie ihm an diesem Tag schenkte, das nicht aufgesetzt war.

„Dafür nicht, Jules. Ich würde noch so viel mehr für dich tun", gestand er, aber sie schüttelte sofort den Kopf. „Du hast schon genug getan." Er schnaubte kaum, dass diese Worte ihre Lippen verlassen hatten. „Was hab ich denn bitte getan?"

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