Von einem letzten Konzert

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Wie draußen die Welt zu neuem Leben erwachte, so erwachte auch Jules in ihrem Bett. Jedoch verspürte sie nicht die Freude über einen neuen Tag, sondern viel mehr streckte sie die Ernüchterung nieder, dass sie wieder zur Arbeit musste. Ihre Lust hielt sich in Grenzen, als sie sich aus den warmen Decken schälte und missgelaunt in den Tag startete. Minimal hob sich ihre Stimmung bei einer Nachricht, die sie von Liam erhielt. Er hatte ihr vor zwei Stunden geschrieben um ihr mitzuteilen, dass er ihr sehr dankbar war und sie nun einen Wunsch bei ihm frei hätte. Mit einem Lächeln auf den Lippen, aber einem unguten Gefühl im Bauch, machte sie sich auf den Weg in die Agentur.

Seit Freitag war sie nicht wieder hier gewesen, weil sie angeblich krank zu Hause war. Bereits auf dem Weg hatte sie sich immer wieder geräuspert um einen kratzenden Hals zu simulieren. Was sie eigentlich genau hatte, wusste sie nicht. Liam hatte sich um die Krankmeldung gekümmert und sie hatte ihm vertraut, dass er es regelte, denn sie wollte nicht wissen, welchen Arzt er bestochen und wie viel Geld es gekostet hatte. Genau das bereitete ihr nun Magenschmerzen und sie kam sich unheimlich dumm vor.

Ihr Herz pochte schnell als sie die Büroräume betrat und atmete erleichtert auf als sie die Erste war. Langsam schlüpfte sie aus ihrer Jacke, hängte sie weg und ging in ihr Büro, wo sie ihre Tasche auf den Schreibtisch legte und den PC hochfuhr. Zunächst überprüfte sie ihre E-Mails um dann die Notizen durchzugehen, die ihr Ellie hingelegt hatte. Darin erwähnte sie auch, dass Mr Pennington nicht gut auf sie zu sprechen sei. Seufzend schob Jules die Zettel zur Seite und fuhr sich durch das Haar. Zwar waren die Tage mit Liam toll gewesen, aber dennoch erschien es ihr nur als winziges Trostpflaster für das was sie nun in Kauf nehmen musste. Kurzerhand antwortete sie Liam, dass ihr Wunsch riesig sein würde, falls ihr Kopf am Nachmittag noch auf ihren Schultern war.

Sie legte ihr Handy zur Seite und horchte auf als sie eine Tür hörte, die ins Schloss fiel. Jemand schien noch den Weg zur Arbeit gefunden zu haben. Gut gelaunt erschien Ellie im Türrahmen zu Jules Büro und strahlte sie an. „Hey! Du bist ja wieder da", kam es freudig von ihr und sie stellte ihre Tasche zur Seite um Jules zu umarmen. „Wie geht es dir? Hast du dich gut erholt vom Konzert?"

„Was?", kam es entsetzt von ihr und ihr rutschte das Herz in die Hose. „Welches Konzert? Ich war krank in meinem Bett."

Ellie lachte laut auf und kramte ihr Handy aus der Tasche heraus. Sie tippte einige Sekunden darauf herum und reichte es dann Jules. Auf dem Bildschirm befand sich ein Foto, welches unverkennbar die junge Frau zeigte, wie sie an Liams Arm das Konzertgebäude verließ. „Verdammt", stieß sie leise hervor und fuhr sich durch das Haar. „Er hat gesagt, dass uns keiner sieht. Mist, verdammter", fluchte sie und reichte das Gerät zurück. Ellie sah Jules an. „Dann bist du das wirklich? Jules, du warst auf dem One Direction Konzert... backstage... und gehst mit den Jungs nach Hause?"

„Nein", schoss es gleich aus ihr heraus. „Also ja, aber ich bin nicht mit ihnen nach Hause gegangen. Liam hat mich mit ins Hotel genommen."

„Ins Hotel?", piepste Ellie und ihre Augen wurden groß. „Du weißt aber schon, dass Liam sich gerade erst von Sophia getrennt hat und deswegen verschwu- oh..." Mit offenem Mund sah Ellie Jules an, die verzweifelt durch ihre Haare fuhr und sich panisch überlegte, ob sie Liam anrufen sollte oder sich gleich aus dem Fenster stürzte.

„Du bist Schuld, dass sie sich getrennt haben? Mensch, Jules. Weißt du was du da angerichtet hast?"

„Was?", fragte Jules aus ihren Gedanken gerissen und schüttelte den Kopf. „Quatsch. Ich bin doch nicht Schuld an ihrer Trennung. Man, Liam und ich sind befreundet. Ich habe ihm geholfen. Mehr ist da nicht."

„Bist du dir sicher?"

„Ja. Und jetzt sol-"

„Guten Morgen die Damen. Schon so fleißig am Tratschen? Was gibt es denn für Neuigkeiten?", ertönte die Stimme von Mr Pennington, die Jules zusammen zucken ließ. Warnend sah sie Ellie an, die bereits mehr als einmal schon ihr Herz auf der Zunge getragen hat. Diese nickte nur schwach und strahlte Mr Pennington an. „Nichts. Ich bin nur froh, dass Jul... ähm... Miss Sommer wieder da ist", sagte sie strahlend, schnappte sich ihre Tasche und drängte sie aus dem Raum.

Changing lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt