Von einer bitteren Erkenntnis

1.5K 101 18
                                    



Sorry, ich kann nicht!"

Frustriert ließ sich Jules in die Couch sinken und zog ihre Beine an die Brust. „Ist ja gut." Andy schnaubte auf und hockte sich ihr gegenüber in den Sessel und musterte sie. Der Vorschlag, dass sie in der nächsten Woche gemeinsam ausgehen würden, hatte sie sofort verworfen und die Laune mit der sie bei ihm aufgetaucht war, schien mehr als schlecht zu sein. „Die Laus muss echt riesig gewesen sein."

„Welche Laus?", fragte Jules und hob ihren Blick um Andy ansehen zu können. Dieser grinste leicht. „Die dir über die Leber gelaufen ist." Jules verdrehte ihre Augen und schüttelte den Kopf. „Halt die Klappe."

„Lass mich raten. Es war Liam?"

Jules hob ihren Blick und musterte Andy. „Liam hat zurzeit besseres zu tun als mir über die Leber zu laufen."

„Okay." Andy erhob sich aus seinem Sessel und ließ sich neben Jules fallen. „Was hat er angestellt?" Sie seufzte und ließ sich gegen Andy sinken. Ihre Augen schlossen sich. Die Bilder ihres Kusses erschienen vor ihrem Auge. Sie wusste nicht, was sie da geritten hatte. Aber es passte einfach. Der Alkohol in ihrem Blut hatte sie locker gemacht. Sie hatte sich gut gefühlt und als sie mit Liam auf der Tanzfläche stand, sich an ihn schmiegte und einfach nur lachen konnte, war es über sie gekommen. Der Wunsch ihm noch näher zu sein als sonst, hatte sie dazu gebracht ihn zu küssen. Der Kuss war unglaublich gewesen und noch immer kribbelten ihre Lippen, wenn sie daran dachte und das auch noch vier Tage später.

„Ach, eigentlich hat er nichts gemacht. Er ist nur einfach so ekelhaft glücklich mit Cheryl. Ständig hängen die Beiden aufeinander und wenn sie nicht da ist, zieht er ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter." Jules richtete sich auf und drehte sich zu Andy, sodass sie vor ihm saß. Sie zog ihre Beine in den Schneidersitz. „Es ist ja echt schön, dass er so verknallt ist. Aber er muss es mir ja nicht auf die Nase binden und noch schlimmer ist, dass ich jede verdammte Nacht mit anhören muss, wie glücklich die zwei sind."

Andy musterte Jules, ehe er anfing laut zu lachen. Er kugelte sich nach hinten und schüttelte den Kopf. „Du hörst ihnen beim Sex zu?", fragte er, woraufhin Jules sogleich rot anlief. Sie schüttelte den Kopf. „Nicht mit Absicht. Aber, wenn sie in der Küche oder im Wohnzimmer zugange sind, lässt es sich manchmal nicht vermeiden."

Andy stockte und sein Lachen verstummte für einen Moment. Er richtete sich leicht auf und stützte sich auf seinen Unterarmen ab, während er Jules ansah. „Sie treiben es in der Küche und im Wohnzimmer? Meine Güte, dass muss ja echt abgehen bei den Beiden."

Jules verdrehte ihre Augen, ehe sie sich nach vorne lehnte und ihm gegen die Schulter stieß. „Hallo? Hab gefälligst Mitleid mit mir. Ich bin hier das Opfer." Andy lachte wieder. „Jules... ist das wirklich dein Problem? Dass sie beim Sex zu laut sind oder ist es was anderes, was dich stört?" Er war ernst geworden und setzte sich wieder auf. Auch er zog die Beine an und imitierte die Haltung von Jules, die ihn irritiert ansah. „Was meinst du?" Ihre Worte klangen feindseliger als beabsichtigt, aber sie wusste nicht, worauf Andy hinaus wollte und ging gleich in den Verteidigungsmodus. Die letzten Tage waren nicht einfach gewesen. Sie war immer wieder Liam über den Weg gelaufen, obwohl sie ihm eigentlich aus dem Weg gehen wollte. Mehr als einmal hatte sie bei Andy Zuflucht gesucht und dieser empfing sie immer mit offenen Armen, lauschte ihren Klagen und versuchte sie abzulenken. Dass sie dabei seine Hoffnungen steigerte, versuchte sie zu verdrängen. In Andy sah sie nur einen guten Freund. Sie wollte nicht mehr von ihm und sie wollte ihn auch nicht verletzen, was unweigerlich passieren würde, denn niemals würde sie ihm gegenüber so empfinden, wie sie es für richtig hielt. Seit ihrem Date hatte er es nicht mehr angesprochen, aber sie bemerkte seine Blicke und die Hoffnung, die darin lag, wenn sie zusammen etwas unternahmen. Die Tatsache, dass sie ihn nun immer häufiger besuchte, würde es am Ende nicht leichter machen.

Changing lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt