Bin ich dazu bereit?
Ich gestehe mir ein, dass Harry in mir Gefühle auslöst, die ich so lange nicht gefühlt habe.
Doch schränken sie nicht mein Urteilsvermögen zu sehr ein?
Oder reagiere ich gerade über?
„Abigail", Jonathan's Stimme reist mich aus meinen Gedanken. Ich bin ihm dankbar, dass er diese unterbricht.
„Wie wäre es mit dir?"
Verwirrt schaue ich ihn. Die Blicke der Anderen sind auf mich gerichtet. Olivia wischt sich noch immer die Tränen aus ihrem Gesicht. Sie sieht mich müde an.
„Entschuldigung, was soll mit mir sein?"
„Wir brauchen jemanden, der für Olivia jetzt da ist. Ein Ansprechpartner, ausserhalb der Therapiesitzungen."
Mit einem Kopfnicken zeigt er zu Olivia.
Es ist üblich in unserer Gruppe, dass jemand eine Partner zugeteilt bekommt, wenn er einen Rückfall hat. Jemanden den er Tag und Nacht anrufen kann. Der da ist, um mit einem zu sprechen. Einem das Gefühl gibt nicht allein zu sein, wenn das Verlangen wieder zu groß wird.
„Meinst du ich bin die Richtige dafür?" Unsicher reibe ich meine Hände in einandern.
Ich weiß nicht ob ich im Moment in der Lage dazu bin. Bin ich nicht in der gleichen Situation wie sie?
„Mir würde niemand besseres einfallen. Du bist achtzehn Monate clean, kaum einer von uns kann so eine lange Zeit hier vorweisen."
Er hat recht, abgesehen von Jonathan selbst, bin ich die Einzige, von denen die heute anwesend sind, welche am längsten von dem Teufelszeug weg ist.
Ich stehe von meinem Stuhl auf und gehe hinüber zu Olivia. Gehe vor ihr in die Hocke.
Sie sieht mich, mit von Tränen, welche immer noch stumm über ihren Wangen laufen, geröteten Augen an. Ich erkenne Verzweiflung und Selbsthass in ihrem Blick. Sie verachtet sich selbst, für das was sie getan hat.
„Wenn du möchtest, dann bin ich für dich da." Ich halte ihre unruhigen Hände fest.
Ein kurzes Kopfnicken, als Bestätigung von ihr.
Während ich im Bus sitze und nach Hause fahre, wollen mir meine Gedanken noch immer keine Ruhe gönnen.
Ich lehne meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe.
Ich sehe die Stadt an mir vorbei ziehen. Beobachte, für eine kleinen Augenblick eine Mutter, die ihr Kind den Mund abwischt. Aus den Augenwinkel sehe ich ein junges Paar, das sich küsst. Ein Junge auf einem Fahrrad. Kurze Episoden des alltäglichen Lebens, die an mir vorbei ziehen.
Olivia und ich haben unsere Nummern ausgetauscht, auch die von Jonathan hat sie bekommen. Für den Fall, dass sie mich ein Mal nicht erreichen kann.
Jonathan will sie nach Hause bringen. Er will ihr dabei helfen, die Sache dieses Scheißkerls aus ihrer Wohnung zu schaffen. Der Typ wird sich vermutlich für immer aus dem Staub machen, wenn er keinen Streß mit der Polizei will. Da ist Jonathan sich sicher. Er hat genug Erfahrungen mit solchen Situationen.
Ich spiele mit dem Gedanken, Harry eine Nachricht zu schreiben und ihm abzusagen. Ich bin mir im Moment einfach so unsicher.
Mein Handy halte ich in der Hand drehe es ein paar Mal, öffne die Nachrichtenapp.
Als ich auf das kleine Foto von Harry klicke um den Chat zu öffnen, sehe ich, wie er online ist. Wenige Sekunden später lese ich, dass er eine Nachricht an mich schreibt:
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Upstairs to Hell || Harry Styles
Hayran KurguSie war am Ende und schaffte den Absprung. Er ist mittendrin und kennt keinen Ausweg. Sie ist für ihn das Licht, er für sie die Dunkelheit. Beide zusammen sind sie nicht gut füreinander. Cover by @Little_Ophelia written by @Gummiwatte