// Thirty-five //

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>> Craig Armstrong - This Love

Minutenlang hänge ich, mit dem Oberkörper, über der Toilettenschüssel, bis ich kraftlos daneben zusammen sacke. Meine Tränen sind mittlerweile versiegt. Dennoch zuckt mein Körper unter dem stummen Wehklagen unaufhörlich. Ich spüre mein Herz weiterhin aufgeregt in meiner Brust schlagen.

Noch immer will ich es nicht begreifen, dass Harry mich belogen hat. Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich hätte mich nicht blenden lassen dürfen. Die Zeichen waren da, warum habe ich die Augen verschlossen?

Rückblickend hat er es selbst zugegeben. Er hat zu meinem Vater gesagt, er würde viele verschiedene Dinge verkaufen, dass er in in einem Vertriebsunternehmen tätig sei. Leitender Angestellter. Naiv wie ich bin, habe ich dies für eine gut einstudierte Ausreden gehalten.

Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, dann waren das schlicht und ergreifend Halbwahrheiten. Er verkauft nicht nur eine Droge, vermutlich kann er alles anbieten. All die verbotenen Stoffe nach denen sich jeder Abhängige so schmerzlich sehnt. Selbst ich denke an schlechten Tage, an das schnelle Vergessen zurück.

Ich könnte mich selbst für meine Dummheit ohrfeigen. Wie kann man nur so gutgläubig sein? Ich dachte immer, ich wäre nicht eine von diesen dummen Gören, die sich von lieben Worten und gutem Aussehen beeindrucken lässen. So kann man sich täuschen.

Vorsichtig stehe ich auf, drücke die Spülung, gehe rüber zum Waschbecken, um mir die Zähne zu putzen. Der Geschmack in meinem Mund bringt mich fast erneut zum erbrechen.

Einen Blick in den Spiegel vermeide ich. Nur zu gut kann ich mir vorstellen, wie ich im Augenblick aussehe. Gerötete Augen. Bleiche Haut. Spröde Lippen. Niedergeschlagen.

Ein Klopfen an der Hintertür lässt meinen Kopf hochschrecken. Er ist es, ich bin mir sicher.

Ich schüttle mit dem Kopf, als ich höre wie er meinen Namen ruft.

„Abigail bitte lass mich doch erklären", fleht er mich an.

Ich will seine Lügen nicht hören. Harry gibt nicht auf, immer wieder klopft er an. Ruft meinen Namen. Sicherlich haben schon alle umliegenden Nachbarn mitbekommen, was er da draußen veranstaltet.

Ich gehe rüber ins Schlafzimmer, bleibe mitten in dem kleinen Zimmer stehen. Sein Duft hängt noch in der Luft. Versetzt mir erneut einen Stich. Dieser herbe Geruch mit der besonderen Note, die nur er hat. Harry. Ich starre auf die Tür, hinter der er steht.

„Abigail, ich weiß, dass du mich hörst", spricht er dieses Mal etwas leiser.

Ich kann nicht mehr. Er soll mich alleine lassen. Mit meiner letzten Kraft, welche mir noch geblieben ist, schreie ich ihn an: „Verschwinde endlich und lass mich in Ruhe."

Kraftlos lasse ich mich auf das Bett fallen. Lege mein Gesicht auf dem kühlen Kissen ab. Sein Kissen, auf dem er geschlafen hat. Wieder verwöhnt sein Duft meine Sinne. Ich weiß, dass es falsch ist, dennoch vergrabe ich mein Gesicht in dem weichen Stoff. Ich liebe ihn, das kann ich nicht ohne Weiteres abschalten. 

Die Zeit, die wir hatten, war zu intensiv, um dass ich sie einfach vergessen kann. Er hat mir das Gefühl gegeben etwas wert zu sein. Attraktiv zu sein.

Harry hat mir gezeigt, wie es sich anfühlt richtig zu lieben. Ihn richtig zu lieben. Doch für den Brünetten, war das scheinbar alles ein Spiel. Vielleicht war ich eine Aufgabe. Sein neues Projekt.

Upstairs to Hell || Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt