Die Arbeit im Café geht mir nicht so leicht von der Hand wie sonst. Nachdem ich in der Nacht erst spät eingeschlafen bin, klingelt wieder viel zur früh mein Wecker.
Schlagartig wurde ich am Morgen aus meinen unruhigen Schlaf gerissen. Immer wieder träumte ich davon, dass ich an Olivia's Stelle bin, dass ich vor dem weißen Rauschmittel sitzen. Das Röhrchen in der Hand halte und ansetze. Harry sich angewidert von mir abwendet. Mein Dad und Niall mich verachten, weil ich so schwach bin.
Am Ende war ich schon fast froh, dass die Melodie meines Handyweckers mich aus diesen Albträumen geholt hat.Ständig sehe ich auf die Uhr an meinem Handgelenk. Sie ist ein Erinnerungsstück an meine Mutter. Mein Vater hat sie ihr zu einem Hochzeitstag geschenkt. Sie trug sie ab diesem Moment täglich. Ich verbinde so viel mit dem Schmuckstück, aus diesem Grund habe ich sie auch behalten. Die kleine Armbanduhr erinnert mich jeden Tag an meine Mum. Das Lederarmband hat einigen Macken. Es macht den Eindruck, als würde das Leder jeden Augenblick kaputt gehen, aber ich habe es noch nicht übers Herz gebracht, dieses austauschen zulassen.
Die Zeit vergeht heute quälend langsam. Olivia hat sich nicht mehr gemeldet. Ich habe meine Telefon extra auf laut gestellt, damit ich einen eventuellen Anruf von ihr nicht verpasse.
Es sind noch 10 Minuten bis zu meinem Feierabend, doch sie ist noch immer nicht aufgetaucht.
Als Brina zum Dienst kommt, scheint sie zu bemerken, dass ich nervös bin und immer wieder auf mein Handy starre. Sie spricht mich darauf an. Ich antworte ihr nur, dass ich auf eine Freundin warten würde. Mit einem Nicken nimmt sie es zur Kenntnis, auch wenn ich glaube, dass sie es mir nicht abkauft.
Diese Unruhe, welche mich heute beherrscht, kann ich mir nur schwer selbst erklären. Aber ich glaube, dass ich mich einfach für Olivia verantwortlich fühle und ich es mir nicht verzeihen könnte, sollte sie mich gestern doch belogen haben. Immer wieder frage ich mich, ob ich mich einfach von alleine bei ihr hätte melden sollen, seit ich die Patenschaft für sie übernommen habe? Aber ich habe, wenn ich ehrlich bin, nicht mehr an sie gedacht. Bis gestern ihr Name auf dem Display meines Smartphones aufleuchtete.
Ich starre zur Tür und da sehe ich sie. Zögerlich betritt die blonde Frau das Lokal. Sie sieht sich unsicher um. Ihren Augen suchen die Tische ab, um am Ende den Tresen genau in Augenschein zu nehmen. Ich winke ihr zu. In ihren Augen leuchtet die Erkenntnis auf. Olivia kommt langsam auf mich zu, ihre Hände hat sie in den Hosentaschen vergraben.
Da ich meine Arbeit beendet habe, komme ich hinter der Theke vor. Olivia bleibt vor mir stehe. Unsicher sieht sie mich an. Sie scheint zu überlegen, wie sie mich begrüßen soll. Ich nehme sie in den Arm. Es ist eine steife Umarmung, doch es wunder mich nicht. Im Grunde sind wir Fremde. Wir kennen uns nicht ausserhalb der Gruppe.
Ich zeige auf einen ruhigen Tisch, an den sie sich setzten kann. Sie kommt dieser Aufforderung nach. Während sich Olivia hin setzt, bereite ich einen Kaffee für sie zu. Bei den Sitzungen habe ich häufig beobachtet, dass sie diesen schwarz trinkt, also bringe ich genau solch einen zu ihr an den Tisch.
„Danke." Wieder spricht sie sehr leise. Sie umgreift die Tasse mit ihren dünnen Händen. Ihre Fingernägel sind abgekaut, das Nagelbett ebenso. Die Haare sehen ungepflegt aus. Traurig sieht sie mich aus braunen Augen an. Ihre Haut ist trocken.
Ich kann die neugierigen Blicke von Brina in meinem Rücken spüren. Sie fragt sich sicherlich, wie Olivia und ich zusammen passen. Diese Gedanken kann ich meiner Kollegin nicht verübeln und schiebe sie deshalb bei Seite. Ich will meinem Schützling nicht auch noch das Gefühl geben, es sei mir unangenehm, mit ihr gesehen zu werden. Das würde sie nur noch mehr in ihrer schlechten Meinung, welche sie sicherlich von sich selbst hat, bestätigen. Stattdessen rücke ich mit dem Stuhl etwas dichter an sie heran, damit uns niemand hören kann, wenn wir uns unterhalten.
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Upstairs to Hell || Harry Styles
FanfictionSie war am Ende und schaffte den Absprung. Er ist mittendrin und kennt keinen Ausweg. Sie ist für ihn das Licht, er für sie die Dunkelheit. Beide zusammen sind sie nicht gut füreinander. Cover by @Little_Ophelia written by @Gummiwatte