Ungläubig wende ich meinen Kopf noch einmal nach hinten. Allerdings kann ich ihn nicht mehr sehen, da der Bus sich zu schnell entfernt. Frustriert drehe ich mich wieder herum, sehe stur gerade aus.
Habe ich wirklich gerade Harry auf der anderen Seite erkannt? Was wollte er genau in dieser Gegend und wer war der andere Mann?
Es hat sicherlich etwas mit seiner Arbeit zu tun. Arbeit. Immer wieder muss ich innerlich ironisch auflachen, dass ich es so schlicht benenne. Diese Bezeichnung nimmt dem ganzen vielleicht etwas den Ernst und auch das Bedrohliche.
In der Situation eben, wirkte Harry mal wieder angespannt. Immer wieder beteuert er, es wäre alles in Ordnung und ich müsste mir keine Sorgen um ihn machen. Aber jedes Mal bemerke ich, dass er mir nie direkt in die Augen sieht, wenn er dies behauptet. Genauso wie sich sein Blick verfinstert und seine Stimmung merklich sinkt, wenn er über seinen Job spricht.
Es drängt sich mir natürlich der Gedanke auf, dass er was mit diesem Dealer, der es auf Olivia abgesehen hatte zu tun hat. Nur wie soll ich ihn darauf ansprechen, ohne ihm die ganze Wahrheit über meine Vergangenheit zu beichten? Das ist quasi nicht möglich.
Eine gewisse Erleichterung durchfährt mich, als mir bewusst wird, dass Harry mich nicht gesehen hat. Ich hätte keine Idee gehabt, wie ich die Situation hätte erklären sollen. Mir wird immer mehr bewusst, dass ich es ihm nicht erzählen möchte. Ich habe eine ungeheure Angst vor seiner Reaktion und vor den Fragen, die er mir sicherlich stellen wird.
Die elektronische Ansage des Busses kündigt die Haltestelle an, an der ich aussteigen muss. Ich drücke auf den Halteknopf und verlasse eilig, zusammen mit einem Schulkind den Bus. Ich biege nach rechts ab. Während ich, in Gedanken versunken, die Straße runter gehe bleibt mein Blick an einem Supermarkt hängen. Ich beschließe spontan meine spärlichen Vorräte endlich aufzustocken.
Den Einkaufswagen vor mir herschiebend, streife ich durch die Gänge und überlege was ich alles brauche. Derweil ich die Standard-Untensilien in den Wagen packe, habe ich die Idee, dass ich für Harry und mich kochen könnte. Bevor ich die Zutaten einkaufe, schreibe ich ihm eine Nachricht. Frage ihn, ob er heute Abend Zeit für mich hat. Vielleicht bietet sich bei diesem Essen auch die Gelegenheit, ihn unverfänglich auf meine Beobachtung von vorhin anzusprechen.
Süße, wie könnte ich dieses Angebot abschlagen?
Ich kümmere mich dann um den Nachtisch. ;)
H.
Wie ein kleines Kind muss ich bei seiner zweideutigen Nachricht kichern.
„Ohh, ich denke das ist ein Nachtisch, von dem ich nicht probieren möchte", flüstert mir eine bekannte Stimme ins Ohr. Der Körper dieser Stimme lehnt sich von hinten an mir vorbei, um auf mein Handy zu sehen. Ein Kuss auf meine Wange folgt.
Erschrocken drehe ich mich um und sehe den blauen Augen meines besten Freundes entgegen.
Ich gebe ihm ein Klaps auf die Brust. „Mensch Niall, warum schleichst du dich so an mich ran?"
Beschwichtigend hebt er seine Arme und grinst mich breit an. „Also von anschleichen kann nicht die Rede sein, wenn du völlig verliebt auf dein Handy starrst."
Ich lache, stecke mein Telefon zurück in die Hosentasche.
„Wie geht es dir? Was machst du hier?", frage ich ihn. Während ich mich suchend in der Gemüseabteilung umsehe und auf eine Eingebung hoffe, was ich heute kochen könnte. Ich bin keine gute Köchin. Einfache Gerichte bekomme ich hin, aber ich möchte Harry ja auch etwas beeindrucken. Langsam setze ich mich mit dem Wagen in Bewegung. Niall folgt mir.
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Upstairs to Hell || Harry Styles
Fiksi PenggemarSie war am Ende und schaffte den Absprung. Er ist mittendrin und kennt keinen Ausweg. Sie ist für ihn das Licht, er für sie die Dunkelheit. Beide zusammen sind sie nicht gut füreinander. Cover by @Little_Ophelia written by @Gummiwatte