// Fifty-three //

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„Nein nicht. Ron!", ruft Harry in die Stille der Nacht.

Die Verzweiflung, welche in seinen Worten mitschwingt, spüre ich bis in mein Innerstes. Eine Gänsehaut breitet sich über meinen ganzen Körper aus. Angestrengt versuche ich nach Harry's Armen zugreifen, mit welchen er wild um sich schlägt. Als ich seine kalten Handgelenke zu greifen bekomme und ihm ins Ohr flüstere, dass ich bei ihm bin, wird er scheinbar ruhiger.

„Abigail?", bringt er unter Keuchen hervor und schlägt panisch die Augen auf.

Ruckartig sieht er sich um, versucht sich zu orientieren.

„Ja Harry, ich bin hier. Du hast schlecht geträumt", erkläre ich ihm und ziehe seinen zitternden Körper an mich heran.

Der junge Mann ist eiskalt und verschwitzt. Immer wieder streiche ich mit der flachen Hand über seinen Hinterkopf, runter zu seinen Schultern. Sein Herz hämmert wild gegen meine Brust. Noch immer versucht eine seine Atmung zu beruhigen.

„Es ist kein Traum. Ich habe es erlebt. Jedes Mal, wenn ich mich schlafen legen, sehe ich erneut diese Bilder. Das Blut meines besten Freundes, wie es mir ins Gesicht spritzt. Ich ihn quasi auf meinen Lippen schmecken kann. Seine Augen, die tot ins Leere starren. Ich werde die Bilder nicht los. James, wie er mich süffisant angrinst, weil er weiß, was er mir angetan hat. Ich kann die Bilder nicht los werden. Ich will sie nicht mehr sehen. Es bringt mich um den Verstand. Ich habe Angst nüchtern zu sein und die Augen zu schließen. Es verfolgt mich. Ich höre jetzt noch sein ungläubiges Aufatmen, bevor der Schuss fällt."

„Ich weiß-", weiter komme ich nicht, denn augenblicklich fällt Harry mir ins Wort.

„Nein, weißt du nicht. Du warst nicht dabei. Du musstest deinen besten Freund nicht alleine begraben. Du hast verdammt nochmal keine Ahnung", fährt er mich wütend an und entzieht sich meiner Umarmung.

Die grünen Augen funkeln mich böse an, als er aus dem Bett steigt und zu mir nach unten sieht. Wie vom Donner gerührt schaue ich zu ihm auf.

„Abigail, ich will dein geheucheltes Mitleid nicht. Du hast keine Ahnung, was es bedeute an meiner Stelle zu stehen. Du hast doch deinen besten Freund noch. Du hast deinen Vater. Ich habe niemanden mehr."

Die gesprochenen Worte, welche seinen Mund verlassen, verletzten mich und die fehlenden Muntermacher sorgen dafür, dass auch bei mir der Verstand aussetzt. Mein Nervenkostüm ist zum zerreißen gespannt, genauso wird auch der Dunkelhaarige empfinden. Tief in meinem Innern weiß ich, dass der beginnende Entzug für seinen Wutausbruch verantwortlich ist. Doch überwiegen tut nur meine Entrüstung über seine Worte.

„Ich habe alles für dich aufgegeben, damit ich bei dir sein kann und du willst mir sagen, ich hätte keine Ahnung?", feuere ich zurück.

Ich bin mir sicher, dass selbst meine neugierige Nachbarin noch was von meinem Wutausbruch mitbekommen hat.

Mit einer gleichgültigen Geste seiner Hand, fegt Harry meine Antwort zur Seite, als wäre es ihm egal, dass ich alles für ihn hinter mich gelassen habe.

„Ich habe dich nicht darum gebeten, also halte mir das jetzt nicht vor."

Der junge Mann, ballt vor Wut seine Fäuste. Nun ist es an mir, aufzustehen, um ihm zu zeigen, dass er so nicht mit mir umspringen kann.

„Ich kann nicht glauben, was du da von dir gibst. Du hast mich doch angefleht dich nicht zu verlassen. Hast du das vergessen?"

Um meine Worte zu unterstreichen, bohre ich ihm meinen Zeigefinger in die Brust. Mit seiner Hand schiebt er meinen Finger fort und wendet sich ab, um sich an seiner Kommode zu schaffen zu machen.

Upstairs to Hell || Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt