Kurzer Aufstand mit Folgen

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Sie sind da, sie sind gekommen, um uns zu vernichten! Sie werden uns alle töten! Wir können nicht siegen, wir können nicht mehr kämpfen! Sechs Tage hat der Aufstand gedauert, bis die Deutschen kamen und alles an sich rissen,...bis sie unsere geliebte und schöne Stadt in Schut und Asche legten...sie verwandelten alles in einen riesigen Friedhof, in ein Massengrab!

"Ich liebe euch."

"Dad?"

"Ich muss los meine Kleine."

"Warum Dad?"

"Ich liebe dich mein Schatz, pass gut auf deine Mutter auf."

"Aber Dad!"

"Nein Zofia, ich muss gehen."

"Schatz pass auf dich auf. Ja!"

"Ich verspreche es dir, ich muss jetzt gehen."

Meine Mutter und ich nickten meinem Vater zum Abschied zu und winkten. Ich werde ihn wieder sehen, das hier ist kein Abschied für immer. Wir haben heute den dritten August und mein Vater muss gehen, die Deutschen kommen nun wieder immer weiter zu uns. Die Juden haben den Aufstand vor zwei Tagen begonnen und hatten dabei noch Unterstützung durch polnische Bürgern, die den Nazis nicht unterstehen wollten. Mein Vater war einer dieser Menschen und ich bin stolz auf ihn! Ich hatte nur nicht gedacht, das dies unser letztes Zusammentreffen zu dritt war. Es ging alles so schnell, die Deutschen hatten nun alles erobert und wir versteckkten uns im Keller. Überall hörten wir die Bomben, die fürchterlichen lauten Bomben von ihnen...ich kann nicht mehr, es ist einfach so laut! Jetzt wusste ich, dass erst dies der Anfang von der Hölle war, das Vorspiel vor dem Konzert, die Einleitung vor dem Hauptteil. Jeder hatte Angst und versteckte sich. Plötzlich war alles still...gespenstlich Still...es kommt noch schlimmer! Ich hatte mit meiner Vermutung recht, es wurde noch viel schlimmer. Feuer, überall war Feuer. Wir mussten hier sofort raus.


"Zofia?"

"Ich bin hier, komm schnell raus!"

Wir nahmen uns an der Hand und liefen raus und dort war die Hölle los. Alles war kaputt und jedes halb stehende Haus brannte. Der Geruch von verbrannten Fleisch stieß mir in die Nase. Dort sah ich auch...auch eine verbrannte Leiche, sie war klein und total verdreckt. Mein Magen drehte sich langsam um, ich konnte aber es gerade noch verhindern. Meine Mutter zog mich immer weiter, doch ich konnte in diesem Moment nicht weg. Überall herrschte Chaos, ich drehte mich um die eigene Achse, jeder rannte an mir vorbei und sonst lagen nur Leichen von älteren Personen und ganz jungen Personen auf dem Boden. Ich konnte nichts machen und stand nur rum. Warum musste es so kommen? Warum haben sie alles zu einem großen Friedhof gemacht? Ein letztes mal drehte ich mich um und dann rannte ich los, ich nahm wieder die Hand von meiner Mutter und wir rannten immer weiter. Wir konnten nur in eine Richtung, weil die Soldaten uns immerweiter scheuchten. Wir kamen zu einem Sammelpunkt, wo schon viele andere dort waren. Die älteren Bewohner hatten keine Chance so schnell aus dem Keller zu kommen, sie hatte keine Chance...
Wir wurden alle in Wagen gescheucht und wir fuhren weg...weg von diesem Schlachtfeld. Neben mir saß ein Junge in meinem Alter, er war total verdreckt und mit Blut verschmiert.

"Hallo, ich bin Zofia." Ich lächelte ihn an, selbst jetzt konnte ich noch lächeln.

"Mein Name ist Wiktor."

"Bist du allein?"

"Ja, meine Eltern sind nicht mehr hier. Ich habe gehört, dass aus diesem Stadtteil 50.000 Menschen getötet wurden."

"Entschuldige."

Er lächelte nur leicht zu mir und dann schaute er auf dem verdreckten Boden. Wieso konnte ich mich einfach so mit ihm unterhalten, es war jetzt wirklich der unpassendste Zeitpunkt von allen. Ich schaute mich um, es herrschte Stille im Wagen, nur einzelne kleine Kinder schrien und man hörte den Motor. Manchmal schluchzte ein Mädchen. Jeder war von all dem geschockt und kann dies noch gar nicht wirklich wahrnehmen. Ich hielt immer noch die Hand von meiner Mutter, sie schloss die Augen und war erschöpft. Leise sprach ich zu ihr.

"Es wird alles gut, wir kommen hier Heil wieder raus und werden Vater wiedersehen. Ich verspreche es dir. Ich liebe dich und das kann mir keiner nehmen."

Ich streichelte sich sanft und sie schluchzte leicht. Wir lehnten uns an einander an und ließen uns nicht mehr los. Mir kullerte eine kleine Träne die Wange runter und ich ließ es geschehen. Zwar bin ich erst zwölf Jahre alt und noch ein Kind, aber ich muss stark sein, ich werde stark sein, um zu überleben. Nun bin ich in meinen Gedanken, warum muss das hier alles passieren? Warum, dass ist das einzige was ich verstehen möchte! Ich werde dies aber wohl nie verstehen können!

Zofia, das Mädchen, welches überlebteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt