Luna, der Mond

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Ich wurde von Geschrei wach, jeder wurde hektisch und ich musste mich an die Wand pressen, um nicht umgerannt zu werden. Ich war noch nicht ganz bei mir und trotzdem reagierte ich sofort auf die Situation. Das kleine Mädchen vom Jungen hatte ich immer noch auf meinem Arm und zum Glück schlief sie immer noch. Mein Blick ging direkt zu meiner Mutter, die hektisch anfing unregelmäßig zu atmen. Ich zog sie mit aller Kraft hoch und blickte ihr in die Augen, die für mich Bände sprachen. Sie hatte Angst, ist hoffnungslos und sie hatte Schmerzen...unendliche Schmerzen! Ich nahm ihre Hand und drückte sie, sie war schlaf und eiskalt. Irgendjemand rief etwas auf deutsch in die Menge.

"Los, alle raus hier! Schneller! Macht schon!"

Wir wurden aus der Kirche gescheucht und die etwas ältern Leute wurden geschlagen, weil sie nach der Meinung der Soldaten zu langsam waren. Zusammen ging ich mit dem kleinen Mädchen und meiner Mutter nach draußen. Das Licht brannte erstmal kurz in den Augen, aber nach wiedholtem blinzeln habe ich mich dran gewöhnt. Überall waren Soldaten, sie sahen uns mit einem abfälligen Grinsen an. Ich hasse sie, ich hasse sie so sehr! In Gedanken ging ich der Masse hinterher, ich konnte nicht ausbrechen, ich würde sterben, genau wie meine Mutter sterben würde und die Kleine. Ein Soldat rempelte mich an. In mir stieg die Wut, aber der Soldat grinste mich nur an und wollte nach dem Kind greifen. Nein, ich konnte sie nicht nicht diesen verrückten, schießwütigen Deutschen geben!

"Gib sie her Kleine."

"Nein, niemals!" Ich fauchte diese schreckliche Figur an.

"Gib sie jetzt her!"

"Ich werde sie euch nie geben!"

"Dann werden wir uns sie einfach mit Gewalt holen!"

Mein Griff wurde nur noch stärker...ich kann sie ihnen nicht einfach geben! Der Soldat sagte irgendetwas zu einem anderem Soldaten und ließ von uns ab. Erleichtert lockerte ich mich noch ein wenig, mein Gefühl sagt aber, dass es noch nicht alles war mit diesem Schmutzfink. Wir wurden immer weiter in die Wagons gedrängt, von irgendwoher hörte ich leise Geigen Musik und auf der anderen Seite sah ich das Mädchen, das spielte, als ob es das letzte wäre, was sie macht. Mit dieser Befürchtung hatte ich Recht! Ein Soldat schoss ihr einfach in den Kopf, sie viel um und ihre Geige lag friedlich neben ihr. Ich wollte schreien, doch ich konnte nicht, ich wollte nicht! Lieber wollte ich sie als Mädchen mit einer Geige fröhlich und stark spielen hören! Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen, aber nach einer Sekunde des Gedenkens wurde ich in die Realität zurück geschleudert. Ein wiederlicher Soldat schubste mich in den überfüllten Wagon. Langsam stieg wieder die Angst in mir auf und ich schauderte am ganzen Körper, meine Hände schwitzen und ich hatte die Befürchtung nie wieder lebendig zurück zukommen. Man hörte Geschrei welches, als wir los fuhren nur noch stärker wurde. Immer noch halte ich die Hand von meiner Mum in meine. Das Mädchen auf meinem Arm schrie auch auf. Ich versuchte sie zu beruhigen und wiegte sie, so gut wie möglich bei dieser Enge hin und her. Sie wollte immer noch nicht aufhören.

"Schhh, es wird alles gut...es wird alles gut meine kleine Luna."

"Malikmara...schhh"

"Ich werde dich beschützen, dass verspreche ich dir!"

Sie lächelte mich an und auch ihre strahlend blauen Augen funkelten mich voller Zuneigung und Liebe an. So etwas hatte ich bisher noch nie bei jemanden gesehen. In letzter Zeit gabe es nur Trauer, Angst, Enttäuschung und...unenedliche Wut! Jetzt habe ich meine Luna gefunden...mein Mond, der in der Finsternis strahlt und Hoffnung spendet. Wenn ich in ihre Augen sehe, vergesse ich das ganze Leid um uns herum und muss selber lächeln und mit den Augen funkeln. Sie legt einen Finger auf meinen Mund und ihren anderen Finger auf ihren, ich muss schmunzeln, sie macht das Leisezeichen bei uns beiden. Ihr Blick wird trauriger und ihre Augen strahlen trotzdem so eine Stärke aus...

"Schhh...Malikmara...schhhh"

Ich schaue sie nun verwundert an, will sie mich trösten? Langsam stieg mir eine Träne hoch und lief langsam meine Wange runter. Sie wischte mir die Träne weg und lächelt wieder ihr Luna Lächeln.

"Malikmara...schhhh"

Ich lächelte und nickte ihr zu. Sie wollte mir die Angst nehmen, die Angst vor dem sterben. Sie ist so stark...

"Ist alles in Ordnung Zofia?"

"Ja Mama, es ist alles gut. Ich verspreche dir, dass wir hier wieder raus kommen!"

"Das weiß ich doch Zofia."

Wir lächelten uns gegenseitig an. Plötzlich wurde wieder alles hektisch und wir wurden aus dem Wagon gezerrt. Draußen musste ich wieder blinzeln, um alles zu sehen...ich hätte lieber nichts gesehen, als diese Hölle! Als erstes nahm ich nur schreckliches Hundegebelle wahr und den ganzen Schmutz. Überall waren diese Soldaten, überall! Ein Schock, dort stand dieser widerliche Soldat wieder. Er kam, kam immer weiter auf uns zu...

"Jetzt hol ich mir diese Kleine, genau wie den Rest von diesen Rackern."

"Du fasst sie nicht an, das lasse ich nicht zu!"

"Das wirst du nun bereuen!"

Er schlug zu und nicht gerade leicht. Zwar schwankte ich, aber ich fiel nicht hin. Trotzdem lockerte sich mein Griff um Luna und er hatte es leicht, sie mir ab zu nehmen. Erst jetzt bemerkte ich, dass auch die ganzen anderen kleinen Kinder ihren Eltern abgenommen wurden. Ich wollte schreien, aber es kam kein einziger Ton heraus. Ich sah meine kleine Luna traurig an. Der Soldat nahm sie grob und zog...zog eine Waffe. Nein, ich wollte schreien, doch nur meine Augen zeigten alle meine Gefühle in dieser Sekunde. Ihr letzter Blick ging zu mir und sie zeigte mir damit ihre Stärke und Liebe. Sie machte die Geste wie vorhin. Nein, sie hatte keine Angst...sie hatte keine Angst zu sterben und sie hatte auch beim Sterben keine Schmerzen, sondern nur Erinnerungen und Botschaften, die sie mir stumm schickte. Luna, sie ist...einfach Tot gewesen! Meine Mutter hielt mich zurück. Ich stand nur sprachlos da und weinte innerlich. Ich habe sie direkt in mein Herz geschlossen, sie hat mir so viel Hoffnung gegeben...sie wird mir immer noch Hoffnung geben! Ich werde für dich alles überstehen und jedem von dir erzählen, dass du mich gerettet hast...gerettet vor dem Untergang!



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So, das ist mal wieder  ein Kapitel. Ich möchte mich bei allen soooo bedanken! 100 reads, sogar ein klein wenig mehr! Danke, danke, danke euch! Fühlt euch alle gedrückt und geknuddelt. Danke euch. Ich hoffe das Kapitel ist in Ordnung.

Eure xxWerwolf.

Zofia, das Mädchen, welches überlebteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt