The small world

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"Ich seh so schrecklich aus.", stellte die junge Frau vor mir fest und schaute sich im langen Spiegel meines Flures an. Ich verdrehte die Augen, während ich an den Knöpfen meines Hemdes fummelte.

"Du siehst gut aus. Außerdem ist das ein Club, man wird also eh nichts sehen.", stellte ich fest und gesellte mich mit zu Rebecca. Sie zupfte etwas an ihren kurzen schwarzen Kleid hin und her und fuhr sich durch ihre Haare.

"Das letzte mal, als ich so einen Aufwand für mein Aussehen aufgebracht habe war am Abschlusstag meiner Tanzgruppe. Das war, glaube ich, ein paar Monate vor der Schwangerschaft oder so." Sie lachte leicht und stolperte etwas ungeschickt mit den kleinen Absatzschuhen über das Parkett.

"Du hast früher mal getanzt?", fragte ich interessiert, doch Rebecca verdrehte nur genervt dir Augen.

"Oh ja! Meine Eltern haben mich dorthin geschleppt, da sie fanden ich sollte genauso gut tanzen können wie Daisy. Es war grausam! Besonders da ich mit irgendeinen stinkenden Junge tanzen musste. Der hat die ganze Zeit Schweiß auf meinen Kleid hinterlassen!" Ich lachte etwas bei ihrer übertriebenen Deutung. Dann griff ich nach meinem Handy und guckte kurz nach der Uhrzeit.

"Es ist zwanzig vor. Wenn wir rechtzeitig da sein wollen, muss sich dein Sohn mal beeilen." Rebecca schaute zu mir und ging dann zur Treppe, ging jedoch nicht nach oben.

"Timothy Leonard Smith! Komm jetzt runter oder du kannst heute nicht bei Greg übernachten!" Es dauerte keine zwei Sekunden und schon kam der kleine Junge die Stufen nach unten gesaust. Er ließ seinen Rucksack fallen, damit er sich seine Schuhe anziehen konnte. Stolz stellte sich seine Mutter neben mich und verschränkte die Arme. In den letzten paar Wochen konnte ich gut die beiden beobachten, da sie zur Sicherheit zu mir gezogen waren. Bevor Dick und Spencer, die Erpresser, nicht von der Polizei verhaften worden sind, wollten wir kein Risiko eingehen. Und es gab einen Vorteil für mich: Rebeccas Kochkünste waren beeindruckend.

"Okay, lass uns losfahren!" Ich klatschte in die Hände und Timmy sprang aufgeregt auf. Er war als erstes aus der Haustür verschwunden. Rebecca griff nach ihrer kleinen Tasche und ihrer Jacke. Sie seufzte laut.

"Ich schulde Ella einfach so viel, das glaubst du mir nicht!" Lachend schloss ich die Tür hinter uns und wir gingen zum Auto.

***

Der Parkplatz des kleinen Clubs war bereits randvoll, als wir in dessen Straße einbogen. Die meisten schienen bereits dort zu sein. Die Frau neben mir atmete tief ein.

"Wie viele Leute sind hier nochmal?", fragte sie und ich musste leicht lachen. Ich bog in ein Parkhaus eine Straße weiter ein.

"Nicht viele, ungefähr 100 oder so.", gab ich zurück und mit einen gespielt genervten Blick drehte sich Rebecca wieder zu mir.

"Das sind trotzdem viele Leute."

"Kommt drauf an. Am Anfang meiner Karriere habe ich mehr als 100 Menschen pro Woche getroffen, es war wirklich anstrengend. Aber du musst ja nicht alle gleich kennen." Ich versuchte sie etwas zu beruhigen. Kaum hatte ich geparkt, sprang sie auch schon aus dem Wagen. Etwas überrascht von ihrer abrupten Reaktion folgte ich ihr und stieg ebenfalls aus.

"Ich schlage vor, dass wir zuerst ein bisschen uns zu den Jungs setzen und wenn dir dann alles etwas unangenehm ist, werde ich ein Taxi rufen.", meinte ich während wir den Weg zum Eingang liefen. Meine Begleiterin gab nur ein simples 'okay' zurück. "Ist irgendwas mit dir?"

"Nein, nein,", murmelte Rebecca vor sich hin, "ich habe nur das Gefühl, dass heute Abend noch etwas schlimmes passieren wird."

Sie sollte nicht Unrecht haben, Kinder.

"Es wird alles gut werden, glaub mir. Na komm, lass uns erstmal reingehen?" Ich zeigte meine Karte dem Türsteher und nach dem er unsere Ausweise überprüft hatte, ließ er uns auch schon rein. Die Party war bereits im vollem Gange. Nick Grimshaw tänzelte zum Beispiel schon leich angetrunken auf mich zu. Lächelnd winkte er kurz, wurde aber dann von jemanden gerufen.

"So sehen Clubs also von innen aus.", stellte Rebecca beeindruckt fest und folgte mir etwas durch die Menge. Ich lachte leicht.

"Ja, merkwürdig, nicht? Als ich zum ersten mal in einem war, ging es mir genauso. Willst du vielleicht was trinken?" Nickend gab sie mir die Zustimmung und wir steuerten sofort die Bar an.

***

Man merkte Rebecca an, dass sie noch nie große Mengen Alkohol zu sich genommen hatte, denn bereits nach dem dritten Drink wurde ihre Aussprache immer schlechter und auch ihre Reaktionen waren nicht mehr die besten. Wir saßen mit den Jungs an einen Tisch. Zayn lachte auch schon über Kleinigkeiten. Der einzige, der sich zurückgehalten hatte, war Liam. Er sippte immer noch an seinem ersten Bier.

"Hey, Harry, hast du schon gesehen, dass der Freund deiner Schwester auch hier ist?", rief Louis zu mir zu und ich schaute ihn verwirrt an.

"Ich dachte er muss zurück in den Einsatz?", fragte ich nach, doch der Ältere zuckte nur mit den Schultern. Ich spürte wie mich jemand von hinten anstupste und ich drehte mich leicht um.

"Wo ist das Klo?" Rebecca stand vor mir, ihre Augen bereits leicht getötet und ich warf Niall einen bösen Blick zu, da sein Drink nun in ihrer Hand war.

"Warte,", ich erhob mich, "Ich zeig es dir." Ich packte sie leicht am Arm und zog sie hinter mir her. Es kam mir so vor, als ob noch mehr Leute als vorher auf der Tanzfläche waren.

"Und so schlimm ist es doch bis jetzt gar nicht, oder?", lachte ich leicht und zog sie weiterhin durch die Menge.

"Es geht, ich hab es mir wirklich schlimmer vorgestellt. Und die meisten Leute hier kenne ich eh ni-" Urplötzlich blieb sie stehen und ich verlor meinen losen Griff um ihren Handgelenk. Überrascht drehte ich mich um, doch Rebecca Smith starrte nur an mir vorbei, sturr in eine Richtung. Ihre Augen waren geweitet und ihr Mund leicht geöffnet.

"Ist alles okay, Becca?", flüsterte ich leise und ging auf sie zu. Doch ihr Blick war immer noch sturr.

"Wer ist das?" Ihre Stimme war monoton und ich fing an mir leicht Sorgen zu machen. Also folgte ich ihren Blick und traf direkt den Freund meiner Schwester. Etwas verwundert wendete ich mich ihr wieder zu.

"Der da? Das ist Dave Kenningthon, der Freund meiner Schwester.", stellte ich verwundert fest. Doch Rebecca schüttlete nur langsam den Kopf.

"Nein, Harry,", krächzte sie ernst, "das ist Dave Kenningthon, Timothys Vater."

Kinder, ich hätte am liebsten gelacht, doch als ich wieder zu den jungen Mann guckte und dieser uns ebenfalls so starr anschaute, wie Rebecca es zurück tat, wusste ich, dass dies kein Scherz war. Die Welt ist ein kleiner Ort, Kinder, und das Schicksal ist manchmal mieser als alles andere.

Popstar (19), sucht...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt