Alltag von Jungkook

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P.o.V Jungkook

Seit Stunden starrte ich an die Decke. Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Dann schlug ich die zerissene, dünne Decke zur Seite und setzte mich auf. Auf einer vom Schrottplatz geklauten Isomatte als Matratze zu schlafen, war eines der eher unwichtigeren Dinge, die mich in meinem Leben störten.

Ich starrte auf das leere Bett vor mir. Ebenfalls eine Isomatte und eine zerissene Decke. Die hässlichen Tapeten sind talentfrei an die Wände geklatscht worden. Über dem Bett an der Wand waren rote Flecken, die V-förmig die Wand hochkrochen. Nicht daran denken, einfach nicht daran denken.

Ich stand auf und verzog vor Schmerz das Gesicht. Dann sah ich zum 'Fenster'. Eine matte, große, viereckige Plastikplatte die mit Panzertape befestigt wurde. Im Winter war es dementsprechend eiskalt. Unter meinem Bett zog ich meinen gammeligen alten Rucksack hervor, in dem sich lediglich ein Collegeblock, ein Bleistift und Radiergummi sowie ein kleines Messer befand, womit ich den Stift anspitzte. Natürlich hätte ich mir auch noch einen Anspitzer klauen können, aber dummerweise kam in diesem Moment der Ladenbesitzer um die Ecke und drohte mit einer Anzeige und ich entschied mich lieber abzuhauen.

Stumm öffnete ich die Tür und stand im Wohnzimmer unseres Hauses. Meine Mutter lag schlafend auf der demolierten Couch und mein Vater schnarchte vom Schlafzimmer her durch offener Tür ins Wohnzimmer. Dieser Raum war karg. Ein Sofa, ein kleiner Tisch, ein Kühlschrank ohne Strom und ein Regal. Mehr besaßen wir an Möbelstücken nicht.

Ich schlich durch das Zimmer in den länglichen, schmalen Flur und verließ das Haus. 146a. Mein Zuhause. Eine Bruchbude wie jedes andere Haus hier auch. Pappwände, Fenster aus Plastik und kaum Platz. Das Geld, dass wir bekamen gaben meine Eltern für Drogen, Alkohol und Zigaretten aus.

In der Schule angekommen ging der alltägliche Ablauf los. Kaum betrat ich das Gelände kamen vier Typen auf mich zu und drückten mich gegen die Schulmauer. Während zwei mich festhielten -was nicht nötig getan hätte, weil ich mich sowieso nicht wehrte- prügelte ein anderer auf mich ein, während der Letzte aufpasste, dass kein Lehrer es sah.

Selbst wenn ein Lehrer es gesehen hätte, hätte er es ignoriert. Sie interessierten sich nicht für Menschen wie mich. Menschen aus dem Ghetto. Wir waren quasi gar keine Menschen. Der Junge holte zum Schlag aus und seine Faust traf mein Gesicht immer und immer wieder. Ich erinnerte mich gern an früher. Früher wurde ich einfach ignoriert und ehrlich gesagt hab ich es genossen. Dann meinte irgendein Idiot das Gerücht in die Welt zu setzen, dass ich schwul sei. Doch das war ich nicht einmal. Ich wusste nichteinmal was ich war. Ob hetero, schwul, bi, Pans oder was auch immer es gab. Noch nie hatte ich etwas mit einem Jungen, also war es mir auch nicht klar, wie jemand dieses Gerücht glauben bzw rumerzählen konnte. Vorallem mit wem hätte ich was haben sollen? Ich hatte keine Freunde, alle ignorierten mich oder 'ekelten' sich vor mir, weil ich aus dem Ghetto kam.

Nachdem sie fertig mit mir waren ließen sie von mir ab und ich nahm mir einige Minuten, um ruhig zu atmen, mich zu sammeln und den Schmerz zu ertragen. Ich wischte mir mit der Hand übers Gesicht und stellte fest, dass ich blutete. Nichts neues. Das war immer so.

Also ging ich weiter und betrat meinen Klassenraum als Letzter. Aus Prinzip wartete ich bis zum Klingeln. Ich wollte schließlich nicht noch mehr Stress bekommen, als ich mir schon einhandelte. Der Lehrer betrat den Raum und begann mit seinem Unterricht. Ich dagegen saß ganz hinten in der letzten Reihe und schaute aus dem Fenster.

"Jeon Jungkook ich hab dich etwas gefragt!", schrie er aus voller Kehle. Mir war aufgefallen, dass er jeden Siezte, bis auf mich. Ich schwieg, so wie immer. Ich hatte nichts zu sagen. Deshalb schaute ich nur stumpf weiter aus dem Fenster.

Only you (Bts Jikook ff German Pt. 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt