Fabrikwunder

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P.o.V. Jungkook

Eine riesige, fast leere Halle tat sich vor uns auf, als wir die schweren Tore wegschoben. Es waren noch einige Schreibtische und schwere Nähmaschienen hier, die allesamt von einer dicken Staubschicht bedeckt waren.

"S-Schick",war das einzige, was Jimin über die Lippen bracht und ich konnte nicht anders als zu lachen.

"Was?", er musterte mich grinsend.

"Nichts", ich schüttelte den Kopf und ging mit ihm im Schlepptau durch die Halle. Selbst auf dem Boden zeichnete sich der Straub ab und man konnte ziemlich genau verfolgen wie oft welche Wege durch die Fabrik genutzt werden. Nicht nur ich hielt mich hier auf, sondern auch viele andere aus dem Ghetto, aber momentan schienen wir Glück zu haben und allein hier zu sein.

Ich stieg eine Treppe hinauf und ging schweigend durch mehrere Räume. Hier gab es keine Türen, nur Türbögen und riesige Fenster, die fast die gesamte Außenseite des Gebäudes ausmachten. Dadurch fiel massives Licht bei Tag in die sonst dunkle Fabrik. Endlich erreichte ich mein Ziel. Das Zimmer ganz hinten in der Ecke.

"Setz dich doch", ich zeigte auf ein etwas auseinandergenommenes Sofa mit etlichen Flicken, das aber von mehreren Decken und Kissen abgedeckt wurde. Jimin nickte nur und setzte sich dann, aber er sah sich weiterhin mit großen, glätzenden Augen im Raum um.

"Ich hoffe, dass das noch funktioniert",murmelte ich vor mich hin und umgriff mit einer Hand einen Schalter, den ich mit viel Kraftaufwand nach unten zog, und das Stromsystem daraufhin kurz aufzischte und einige Funken aus der möglicherweise defekten Leitung geschossen kamen. Dann aber begannen die vielen kleinen Lampen und Lichterketten zu leuchten. Zwar erhellten sie den Raum nur schwach, dafür aber in einem schönen geblich-warmen Licht, sodass es einem sofort warm ums Herz wurde, auch wenn es hier drin nicht gerade angenehm war.

"Hast du das alles allein gemacht?", fragte er stutzend.

"Nicht a-allein", gab ich knapp zurück und setzte mich an einen zusammengebastelten Tisch aus einer Holzpalette und weiteren maroden Holzblöcken auf einen ebenfalls alten Hocker und packte den Inhalt der Tüten aus. In mehreren Dosen fand ich Essen vor und auch Stäbchen waren dazugelegt.

P.o.V. Jimin

Er begutachtete kurz das Mitgebrachte und begann dann, sich immer größere Portionen mithilfe der Stäbchen, in den Mund zu schieben. In dem schwachen Licht glänzten und leuchteten seine braunen Augen umso mehr und die Mundwinkel zuckten beim Kauen ab und zu zufrieden nach oben. Während er aß, schwiegen wir. Ich, weil ich nicht wusste, wie ich mit der Situation umzugehen hatte und er, weil sich ihm nicht die Möglichkeit bot, mit vollgestopften Mund zu sprechen.

"Schmeckt es dir?", kam die Frage dann doch schließlich von mir.

"Mhm", Jungkook nickte einige Male, versuchte zu lächeln.

Wieder dieses unangenehme Schweigen. Ich knetete meine Hände, sah zu Boden und hoffte insgeheim, dass diese Situation sich bald auflöste oder Jungkook das Schweigen brechen würde. Aber natürlich tat er das nicht. Immer wieder führte er die Stäbchen zu den relativ schmalen, rosa Lippen. Um mich nicht weiter dabei zu erwischen, ihn beim Essen zu beobachten, betrachtete ich den Raum nochmal genauer. Viele Fenster, warmes Licht von kleinen Lämpchen und mehreren Lichterketten überfluteten das Zimmer mit einer so intensiven Geborgenheit und dem Gefühl von 'Angekommen sein', dass es mich schmunzeln ließ. Eine recht gemütliche Stoffcouch, auf der ich mich befand, stand an einer Wand und nicht viel weiter ein selbstgebauter Tisch mit drei Schemeln. Und dann stand dort ganz auf der anderen Seite des Raumes, in einer Art Abseite noch etwas, das ich nicht definieren konnte. Es sah aus wie ein großer in Tücher und Stoff gehüllter Kasten.

Only you (Bts Jikook ff German Pt. 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt