Alt-neue Bekanntschaft

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P.o.V Jimin

Ein spitzer Schrei holte mich aus dem Schlaf. Sofort fuhr ich hoch und saß stockend atmend im Bett. Meine Augen hatte ich vor Schreck aufgerissen und suchten panisch nach einem vertrautem Punkt, um zu realisieren, wo ich mich genau befand. Erst nach und nach wurde mir die Situation klar und ich stürmte aus meinem Zimmer hinaus über den langen Flur die Treppen hinunter, nur um dort leicht vor Angst und Adrenalinüberfluss zu keuchen und entsetzt stehen zu bleiben.

"W-Was?!"

"Ich will bloß zu ihr!"

"Sie schläft und will sie sicherlich im wachen Zustand auch nicht in Empfang nehmen!", sagte Nyu so ruhig wie es ihr in dieser Lage möglich war. Der Mann, der locker einen Kopf größer war als sie, drückte sie gegen die offen stehende Tür und sah ziemlich sauer aber auch verzweifelt aus.

"Lass sie in Frieden", ich schubste ihn von ihr weg und stellte sich ihm in den Weg. Überrascht davon, von mir weggestoßen worden zu sein, suchte er nach seinem Gleichgewicht und blickte dann zu mir, als er einigermaßen sicher stand. Er hatte pechschwarze Haare und vereinzelnt graue Strähnen. Seine Haut war gräulich und extrem blass. Insgesamt sah er nicht ganz gesund aus. Sein Mund wirkte in dem eher schwachen Licht rissig und ebenfalls farblos. Seine Augen fuhren müde und traurig über mein Antlitz. Ein Seufzen verließ seine Kehle.

"Jimin..", er sah so unglaublich fertig aus, dass ich fast Mitleid mit ihm bekam. Aber nur fast. Denn bevor es dazu kam, erkannte ich den Mann, der so dringend zu Eomma wollte..

P.o.V Jungkook

Ich lief die schier endlose Straße runter, die irgendwann in meinem Wohnort mündete. Es war dunkel und nichteinmal der Mond schaffte es heute Nacht sich gegen die Wolken durchzusetzen. Die letzten Nächte waren klar gewesen, nur heute, waren die Laternen am Straßenrand die einzigen Lichtquellen. Eigentlich wollte ich gar nicht nach Hause. Obwohl mich dieser Begriff immernoch nicht völlig zufrieden stellt in Anbetracht der Tatsache, dass ich nicht wusste, wann dieses Haus oder diese Familie je mein Zuhause waren. Wie oft hatte ich schon darüber nachgedacht einfach abzuhauen. Doch wohin und mit welchem Geld? Ich würde bis zur nächsten Bushaltestelle, Ubahnstation oder Bahnhof gelaufen kommen und dort das Ende meiner Reise feststellen. Ohne Geld oder andere ansatzweise wertvollen Besitztümer konnte ich mir die Flucht sofort wieder aus dem Kopf schlagen. So oft nach der Schule hatte ich überlegt einfach ausversehen falsch abzubiegen und nicht mehr nach Hause zu finden. Doch aus irgendeinem Grund trugen mich meine Füße immer wieder hierher zurück.

Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und trat ein. Sofort wurde mir schlecht. Es stank unerträglich nach Alkohol, Nikotin und irgendwelchen Pflanzen, die entweder meine Mutter oder mein Vater geraucht hatten. So genau wollte ich das aber auch gar nicht wissen. Als ich die beiden halb schlafend, halb tot auf dem Sofa vorfand zuckte ich lediglich mit den Schultern und verschwand in mein Zimmer. Zu oft schon bot sich mir dieser Anblick. Anfangs hat es mich schockiert, ich bin panisch durchs Zimmer gelaufen, hab angefangen zu schreien und wusste nicht, was ich tun sollte oder was mit ihnen war. Damals dachte ich, sie würden sterben. Heute wusste ich, dass sie längst tot waren.

Flashback
"Komm mit Jungkookie", er zog mich mit in unser Zimmer und sperrte mit einem Stuhl, dessen Lehne er unter die Türklinke platzierte, die Zimmertür zu.

"Wieso sind sie sauer, Hyeong?", ich setzte mich auf mein Bett.

"Weil sie glauben, obwohl sie sich einen Dreck um uns kümmern, verantwortungsvoll sein zu müssen", er schüttelte nur bitter lächelnd den Kopf und setzte sich zu mir aufs Bett,"in Wirklichkeit schämen sie sich jede einzelne Sekunde, in der sie nüchtern sind, dafür, dass sie so beschissene Eltern sind und denken, dass wenn sie uns 'mit Strafen streng erziehen' sie etwas richtig machen."

Only you (Bts Jikook ff German Pt. 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt