Stay Strong - Harry

1.7K 96 2
                                    

Wir nahmen uns ein Taxi zu Louis und meiner Wohnung, keiner von uns wäre in der Lage gewesen Auto zu fahren. Niall, Louis und ich saßen auf dem Rücksitz, ich in der Mitte und die anderen beiden an mich gelehnt. Ich wollte stark für sie sein und hielt meine Tränen zurück.
Wir nahmen Niall erst einmal mit zu mir und Louis, wir konnten ihn ja nicht allein lassen. Sein bester Freund war gestorben. Liam war alles für Niall gewesen, das wussten wir alle und vermutlich war der Tod unseres Freundes für den kleinen Iren besonders schlimm. Ich wusste, dass Niall ihn geliebt hatte, mehr als er sollte vielleicht. Nun hatte er nicht mehr die Chance, um Liam dies zu gestehen.

Ich hatte die beiden ins Wohnzimmer begleitet und war in die Küche verschwunden. Erschöpft lehnte ich mich an die Arbeitsplatte und schlug die Hände vor mein Gesicht. Für mich war Liam immer ein großer Bruder gewesen. Ich brauchte ihn, wir alle brauchten ihn!
Energisch stieß ich mich ab und nahm drei Tassen aus dem Schrank, dabei fiel mir Liams Lieblingstasse ins Auge, aus der er immer getrunken hatte, wenn er bei uns gewesen war. Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Das Leben war so unfair! Liam war der liebste, freundlichste, gerechteste und beste Mensch gewesen, den ich jemals kennen gelernt hatte. Wie konnte so jemand nur sterben? Womit hatte ausgerechnet er es verdient zu sterben?
Ich setzte also Wasser auf, hängte die Teebeutel in die Tassen und zog mein Handy aus der Tasche. Ich wählte die drei, die Kurzwahltaste für Zayn, und wartete darauf, dass er abnahm. Fast eine Minute lang ließ ich es klingeln, dann legte ich wieder auf. Wenn er nicht mit mir reden wollte, würde er schon seine Gründe haben. Vielleicht war es auch einfach nur Zayns Art, um Liam zu trauern.
Der Wasserkocher piepte und ich goss das heiße Wasser in die Tassen, ehe ich sie auf ein Tablett stellte und ins Wohnzimmer balancierte. Louis und Niall saßen genauso da, wie ich sie zurück gelassen hatte, zusammengesunken, bleich, weinend und ziellos an die Wand starrend.
„Möchtet ihr Tee?“, fragte ich leise und löste damit ihre Apathie für einen kurzen Augenblick. „Liam hat immer Tee für mich gemacht.“, flüsterte Niall mit erstickter Stimme und rollte sich auf dem Sofa zu einer kleinen Kugel zusammen, die Beine an die Brust gezogen, das Gesicht gegen die Knie gedrückt.
Ich setzte mich neben ihn und strich durch seine blonden Haare. Louis saß auf meiner anderen Seite und ich legte einen Arm um seine Schultern, weinend vergrub er wieder das Gesicht an meiner Schulter.
Ich wollte stark sein für die beiden, auf eine Art und Weise damit auch Liams Rolle des Banddaddys übernehmen und ich wusste, dass das keine leichte Aufgabe war. Aber einer musste es tun, sonst wären wir in unserer Trauer unter gegangen und das wollte ich nicht zulassen.
„Ich…ich hab ihn geliebt…und…ich…ich…er…ich wollte doch…ich…“, stammelte Niall zusammenhangslos und schlurzte laut. „Scht. Ich weiß, es ist schrecklich, du musst nicht darüber reden.“, wisperte ich und hob vorsichtig seinen Kopf und bettete ihn dann in meinem Schoß.
Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, während wir einfach nur da saßen. Sogar mir liefen irgendwann leise ein paar Tränen über die Wangen, als ich an all die Momente mit Liam denken musste. Wie er für mich da gewesen war, als ich unsicher war, was ich für Louis fühlte. Wie Liam uns immer zusammen gehalten hatte. Wie er uns auf einer Pressekonferenz verteidigt hatte, nachdem Louis und ich uns geoutet hatten. Wie Liam einfach immer unser Liam war und auf uns aufgepasst hatte.

Gegen Abend klingelte das Telefon. Liams Eltern informierten uns über die Beerdigung, die in seiner Heimat, Wolverhampton, stattfinden sollte. Wir sprachen der Familie unser Beileid aus und versicherten, dass wir kommen würden. Ich hoffte, dass Zayn auch von dem Termin erfahren hatte. Auch wenn er nicht mit uns reden wollte, wusste ich, dass es ihm wichtig war bei der Beerdigung dabei zu sein.
„Meint ihr, wir sollten etwas singen? Vielleicht Liams Lieblingssong?“, fragte Louis und Niall schüttelte heftig den Kopf. „Ich kann nicht.“, hauchte er. Inzwischen waren seine Tränen versiegt, aber seine Stimme war ganz kratzig und er war noch immer total fertig. Nicht mal etwas gegessen hatte er und er wollte auch nichts, egal was und wie oft ich ihm etwas anbot.
„Ich sollte auch gehen.“, meinte der Ire dann und wollte aufstehen, aber Louis und ich zogen ihn im gleichen Moment zurück auf unsere Couch. „Nichts da. Du bleibst bei uns, bis es dir wieder besser geht.“, erklärte Louis und ich nickte.
„Wir lassen dich doch nicht allein in deiner Wohnung hocken.“, bekräftigte ich und auf Nialls Gesicht zeigte sich sogar ein kleines Lächeln, zumindest versuchte er zu lächeln. „Das ist nett von euch.“, murmelte er und nahm sich doch einen der Kekse, die ich auf den Tisch gestellt hatte.

„Meinst du, wir können es verantworten Niall über Nacht allein auf der Couch zu lassen?“, fragte ich Louis, als unser bester Freund gerade im Bad war. „Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht wäre es besser, wenn wir alle zusammen in unserem Bett schlafen, groß genug ist es ja und niemand ist allein.“, schlug Louis vor und lehnte sich an mich.
„Das find ich auch gut.“, antwortete ich und hauchte einen kleinen Kuss an die Schläfe meines Freundes, bevor ich ihn vorsichtig in eine aufrechte Position schob und aufstand. „Ich geh mal noch mehr Bettzeug vorbereiten und ich finde, dann sollten wir schlafen gehen.“, meinte ich, Louis nickte. „Ich räume noch ein bisschen auf und sag Niall Bescheid.“, beschloss er und erhob sich ebenfalls.

Terrible Things [Larry/Niam, Narry/Zouis] ✓✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt