Memories - Niall

825 56 8
                                    

Als ich aufwachte, war die Bettseite neben mir leer. Verwirrt richtete ich mich auf und sah mich um. Ich hatte damit gerechnet, Harry neben mir vorzufinden, doch dieser war nicht im Raum. Ich schwang meine Beine über die Kante und gähnte ausgiebig, bevor ich mich hochhievte und Richtung Bad schlurfte.

Seitdem ich Harry dazu überredet hatte, auf den Friedhof zu gehen, war ich noch verwirrter als vorher. Einerseits hatte ich das Gefühl, dass es mir besser ging, doch andererseits hatte ich auch noch mehr Schuldgefühle, obwohl es keinen Grund für diese gab. Es war einfach zu schwierig ohne ihn normal weiter zu leben. Das war einfach nicht richtig. Es fühlte sich einfach zu falsch an.

Als ich mich fertig gemacht hatte, ging ich in Richtung Küche, wo bereits eine halb leere  Tasse Kaffee stand, doch von Harry keine Spur. Ich setzte Wasser auf, für neuen Kaffee und setzte mich auf einen der Stühle, während ich gedankenverloren vor mich hinstarrte.

„Dein Wasser ist fertig!", riss mich eine raue Stimme aus meinen Gedanken und als ich aufblickte, sah ich in Harrys grüne Augen, doch bevor ich noch was sagen konnte, nahm dieser seinen Kaffee und ging schweigend aus der Küche raus.

Verwirrt sah ich ihm nach und machte mir einen Tee. Danach folgte ich ihm ins Wohnzimmer, wo er vor dem Fernseher saß und sich irgendeine Soap ansah.

„Harry?", fragte ich vorsichtig nach, aber von dem Jungen kam keine Reaktion. Ich beließ es dabei und setzte mich neben ihn.

Im Augenwinkel bemerkte ich, wie Harry unmerklich ein Stück wegrutschte. Hatte ich irgendwas falsch gemacht? Ich starrte in meine Tasse und merkte, wie mir wieder Tränen in die Augen stiegen. Ich blinzelte sie weg und versuchte mich auf die Fernsehserie zu konzentrieren, was mir aber nicht wirklich gelang.

Eine Zeit lang saßen wir schweigend nebeneinander, als die Türklingel ging. Wir sahen beide auf und Harry stand auf, um nach zu sehen, wer es war.

Ich folgte ihm langsam und hielt im Flur inne, als ich Karen Paynes Stimme erkannte. Liams Mutter. Was machte sie hier? An dem Klang ihrer Stimme merkte man, dass sie das Ganze noch nicht wirklich verarbeitet hatte, was auch verständlich war.

„Hey Harry. Wie geht es dir?", fragte sie den Jüngeren.

„Die Frage ist eher, wie geht es dir?"

„Ich habe meinen einzigen Sohn verloren... Also wäre es gelogen, wenn ich jetzt sagen würde, es ginge mir schon besser... Wo sind denn Louis und die anderen beiden?"

Harry zögerte, bevor er antwortete.

„Louis brauchte mal eine Auszeit und ist zu seiner Familie gefahren. Zayn wahrscheinlich auch und Niall ist zurzeit hier."

Wieder eine kurze Gesprächspause, bevor Karen sich wieder zu Wort meldete.

„Ich wollte auch nicht lange stören, aber ich bin wegen des Testaments hier..." Ihre Stimme brach ab. Die Tränen, die sie versuchte zu unterdrücken und die Erinnerungen ließen sie kurz aufschluchzen, soweit ich ihn dem Flur aus der Ecke heraus erkennen konnte. Ich biss die Zähne aufeinander um nicht selbst wieder anfangen zu heulen.

„Karen, das können wir auch verschieben."

„Nein, nein schon okay. Wir wollten das mit euch allen zusammen besprechen, wenn es euch passt. Aber ich wollte auch das hier vorbei bringen, für ihn. Vielleicht ist der Zeitpunkt noch nicht da, aber es ist besser, wenn du es ihm gibst, wenn er soweit ist."

„Werde ich. Grüß die beiden Mädchen von mir."

„Alles wird wieder gut! Das wird schon wieder!", versuchte Karen sich und Harry Mut zuzusprechen, aber es klang sehr verzweifelt und sie war selbst nicht von ihren Worten überzeugt. Harry drückte sie noch kurz, bevor er die Türe schloss und in Richtung seines Zimmers lief. Ich folgte ihm rasch und holte ihn ein, als er dabei war etwas in seinen Schrank zu schließen.

Terrible Things [Larry/Niam, Narry/Zouis] ✓✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt